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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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einmal einen ganz anderen Geruch.«
    Auch Eve kannte den Geruch des Todes. Er war süßlich und rief Übelkeit in einem wach. Und hier, inmitten des Gestanks von Unrat, Urin und säuerlichem Fleisch, vernahm sie den Geruch des Todes sowie – wie sie mit einem leichten Stirnrunzeln bemerkte – den leicht metallischen Geruch von frischem Blut.
    »Wurde er beklaut?« Mit einem leisen Seufzer griff sie nach der Dose Seal-It und besprühte sich die Hände. »Wozu in aller Welt? Diese Penner haben doch nichts, was zu stehlen sich lohnt.«
    Bowers verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln, ihr Blick jedoch blieb kalt und hart und zeigte die Verbitterung, die sie Eve gegenüber – sicher infolge ihrer Strafpredigt – empfand. »Irgendwer hat ihm tatsächlich was gestohlen.« Zufrieden trat sie einen Schritt zurück. Sie hoffte, dass die arrogante Dallas, wenn sie hinter den Vorhang sähe, einen Schock bekam.
    »Haben Sie einen Krankenwagen gerufen?«, fragte Eve und sprühte sich auch noch die Stiefel gründlich ein.
    »Die Entscheidung darüber wollte ich lieber Ihnen überlassen«, antwortete Bowers und funkelte Eve mit boshaft blitzenden Augen an.
    »Um Himmels willen, sind Sie sich zumindest sicher, dass er tot ist?« Angewidert trat Eve direkt vor den Verschlag, ging ein wenig in die Hocke und zog den Vorhang auf.
    Eve hatte so etwas schon zu oft erlebt, als dass sich Bowers’ Hoffnung auf einen entsetzten Aufschrei in diesem Moment erfüllte. Trotzdem war es für sie jedes Mal ein Schock, war es für sie nie Routine, zu welchen Untaten der Mensch fähig war. Und das Mitgefühl, das sie verspürte, war eine Emotion, die die Frau an ihrer Seite nie empfinden und deshalb auch nie verstehen würde.
    »Armes Schwein«, sagte sie leise und sah sich den Toten genau an.
    Mit einer Sache hatte Bowers eindeutig Recht. Snooks war mausetot. Er war kaum mehr als ein Haufen Knochen mit wild zerzaustem Haar. Mund und Augen standen offen, und sie konnte erkennen, dass ihm mehr als die Hälfte seiner Zähne ausgefallen war. Typen wie er nahmen nur sehr selten den Gesundheitsdienst in Anspruch, den es für Mittellose gab.
    Vor seinen braunen Augen lag bereits ein dünner Schleier. Sie schätzte ihn auf vielleicht hundert, und selbst wenn man ihn nicht ermordet hätte, hätte er die durchschnittlichen hundertzwanzig Lebensjahre, die gute Ernährung und der medizinische Fortschritt den Menschen inzwischen bescherten, bestimmt nicht erreicht.
    Seine Stiefel waren zwar verschlissen und verkratzt, sahen jedoch genau wie die Decke, die neben seiner Schlafstatt lag, noch durchaus haltbar aus. Offensichtlich hatte Snooks Nippsachen geliebt. Auf dem Boden lag neben dem Kopf einer großäugigen Puppe eine Taschenlampe in Form eines Frosches, den Becher mit dem abgebrochenen Henkel hatte er mit hübschen Papierblumen gefüllt, und die Innenwände seiner Bude waren mit Scherenschnitten von Bäumen, Hunden, Engeln und genau wie die Außenwände mit Bildern der von ihm geliebten Sterne und Blumen nahezu übersät.
    Sie sah keine Spuren eines Kampfes, keine frischen blauen Flecken oder Schnitte. Wer auch immer den alten Mann auf dem Gewissen hatte, hatte seine Arbeit sorgfältig gemacht.
    Nein, dachte sie beim Anblick des faustgroßen Lochs in seiner Brust. Chirurgisch. Wer auch immer Snooks das Herz gestohlen hatte, hatte höchstwahrscheinlich ein Laserskalpell dafür benutzt.
    »Sie haben tatsächlich Ihren Mord, Bowers.«
    Eve schob sich rückwärts aus der Hütte und ließ den Vorhang fallen. Als sie das selbstzufriedene Grinsen im Gesicht der Leichensammlerin entdeckte, begann ihr Blut vor Zorn zu kochen, und sie ballte unbewusst die Faust.
    » Okay, Bowers, wir können einander nicht ausstehen. So was gibt es ab und zu. Aber Sie täten gut daran, sich in Erinnerung zu rufen, dass ich Ihnen das Leben deutlich schwerer machen kann als Sie mir.« Sie trat einen Schritt näher an die Beamtin heran und stieß, um ganz sicherzugehen, dass sie verstanden wurde, mit der Spitze ihres Stiefels gegen deren Schuh. »Also seien Sie nicht dumm, Bowers, wischen Sie sich dieses verdammte Grinsen aus dem Gesicht, und gehen Sie mir möglichst aus dem Weg.«
    Das Grinsen erlosch, doch Bowers’ Augen sprühten feindselige Funken. »Es ist gegen die Vorschriften, dass sich eine Vorgesetzte gegenüber einer uniformierten Beamtin unflätiger Ausdrücke bedient.«
    »Ach, tatsächlich? Tja, dann sollten Sie auf keinen Fall vergessen, in Ihrem Bericht auf meine

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