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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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hätte sich wie ein Verrückter benommen, offenbar aber keinen Mut gehabt, die Frau aus dem Wagen zu ziehen.
    Der Briefschreiber erklärte sich bereit, vor Gericht zu erscheinen, sofern ihm Straffreiheit zugesichert würde. Darauf aber ging die Staatsanwaltschaft nicht ein. Der Zeuge, offenbar ein Wilddieb, blieb ungehört. Das Gericht nahm später als feststehend an, daß der Brand um 22 Uhr 10, beim Eintreffen des Zeugen Martin, seine größte Ausdehnung bereits erreicht hatte und daß der Pkw 28 Minuten später, bei Ankunft der Feuerwehr, schon völlig ausgebrannt war.
    Die Mordkommission verdächtigte den Zahnarzt von Anfang an der vorsätzlichen Brandstiftung. Müller selbst hatte durch sein Verhalten dafür die wichtigsten Anhaltspunkte geliefert. So wollte er beispielsweise unmittelbar nach dem Brand einen Zeitungsreporter veranlassen, nichts über den Brand zu veröffentlichen. Als der Journalist das ablehnte, diktierte er selbst den Zeitungsbericht. Danach war der Brand „auf die Explosion eines Heizofens" zurückzuführen. „Dr. Müller" wäre seiner Frau sofort zu Hilfe geeilt, doch die „Rettungsversuche zeitigten erst einen Erfolg", als seine Gattin bereits tot war. Diesem Berichtsdiktat zufolge war noch unklar, ob „der Tod auf Herzschlag oder auf Brandwunden" zurückzuführen wäre. Dr. Müller befände sich jedoch „außer Gefahr".
    Ein merkwürdiges Verhalten, zweifellos. Noch merkwürdiger aber war, daß Müller, mit dem Fundort der Radkappe und den ihr anhaftenden frischen Kratzspuren konfrontiert, seine ursprüngliche Aussage sofort revidierte und angab, er hätte die Radkappe gar nicht verloren, sondern abmontiert, um darin einen Igel zu transportieren, den er im Scheinwerferlicht gesehen hatte und für seine Söhne fangen wollte.
    Den Verdacht der Kripo erregte auch, daß Dr. Müller, der die Gegend zwischen Otterberg und Höringen kannte, weil er dort vor dem Kriege ein Jagdrevier hatte,jsich wenige Tage vordem Brand bei einem Patienten .erkundigte, ob in dieser Gegend nachts noch immer so viel gejagt würde.
    Und das waren bei weitem nicht die einzigen Merkwürdigkeiten in diesem Fall.
    Am 27. Januar 1954 hatte Dr. Müller einem Treffen der „alten Herren" seiner früheren Studentenkorporation beigewohnt. Dort fragte er einen Mediziner, ob man einen Menschen mittels Injektion von Luft in die Vene töten könnte und ob eine solche Tötung nachzuweisen wäre. Als sich sein Gesprächspartner über diese Frage wunderte, erklärte Müller, er wolle dies nur wissen, falls „die Russen" kämen. Dann hätte er nämlich die Absicht, auf diese Weise aus dem Leben zu scheiden. Dr. Müller besaß jedoch zwei funktionstüchtige und geladene Pistolen, er hätte also eine so zweifelhafte Selbstmordprozedur nicht nötig gehabt.
    Zwischen dem 10. und dem 15. Februar 1954 hatte sich der Zahnarzt bei einem Mietwagenverleih nach den Leih- und Versicherungsbedingungen erkundigt, obwohl sein Borgward Hansa noch so gut wie neu war. Als er hörte, daß die Leihversicherung nicht die Insassen des Wagens umfaßt, verlor er das Interesse am Geschäft. Am 11. Februar kaufte Dr. Müller einen neuen 1,5-Liter-Katalytofen. Eine Woche später, in der Brandnacht, benutzte er aber wieder den alten.
    Vom 16. bis 18. Februar 1954 hatte er insgesamt 20 Liter Ka-talytbenzin gekauft, wobei er die ihm angebotenen Originalkanister ablehnte, obwohl einer seiner eigenen Behälter nur einen einfachen Korkverschluß aufwies. Diesen Großeinkauf von Katalyt begründete er damit, er hätte geglaubt, die Benzinpreise würden demnächst ansteigen.
    Einem Zeugen, der den Korkverschluß des Kanisters als Leichtsinn rügte, log Müller vor, es gäbe zur Zeit keine
    Originalkanister. Schließlich stellte die Mordkommission auch noch fest, daß der Zahnarzt eine Geliebte hatte. Seit 1947 unterhielt er, allerdings mit Unterbrechungen, ein amouröses Verhältnis zu seiner ehemaligen Sprechstundenhilfe Tilly Höbel. Fräu^ lein Höbel hatte im November 1953 die BRD verlassen und eine Stellung in England angenommen. Doch das Verhältnis, seither notgedrungen nur schriftlich aufrechtzuerhalten, dauerte an. Die Korrespondenz wickelte Müller über die Praxis eines Mannheimer Kollegen ab. Allein zwischen dem 1. und dem 20. Februar 1954, so stellte die Kripo fest, hatte der Zahnarzt zwölf Telefongespräche mit seiner Geliebten geführt und dafür eine Gebühr von 300 DM bezahlt. Dr. Müller freilich wollte das nur getan haben, um auf diese Weise

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