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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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umgefallen sein, als die Scheiben schon geplatzt waren.
    Neben dem Kanister auf dem Rücksitz wurden ein Jagdmesser mit feststehender Klinge und der Metallbügel einer Aktentasche gefunden. Einhundertzwanzig Zentimeter neben der linken Wagentür war ein Ring mit blauem Stein in die Straßendecke eingetreten. Dieser Ring trug die Gravierung: „Richard - Weihnachten 1953". Neben ihm lag ein Monogrammbuchstabe „M", der offenbar aus Dr. Müllers Hut stammte. Den Lodenmantel des Zahnarztes fand man genau vierhundertzwanzig Zentimeter hinter dem Pkw am Straßenrand. Er wies mehrere rote Flecken auf, die später als Spachtelmasse identifiziert wurden. Auch Brandspuren hafteten ihm an. In einer Tasche lagen drei lose Streichhölzer.
    Zwölf Meter und zwanzig Zentimeter hinter dem Wagen und zehn Meter von der Straße entfernt im Wald wurde eine braune Literflasche entdeckt, die 19 Kubikzentimeter Benzin enthielt. Sonstige Spuren, insbesondere Schuh- oder Gangspuren, waren wegen des starken Personenverkehrs am Brandort nicht mehr festzustellen.
    Soweit die Ergebnisse der Spurensicherung. Sie mußten den Pkw-Brand ganz zwangsläufig in höchst verdächtigem Licht erscheinen lassen, und die nachfolgenden Ermittlungen der Mordkommission erhärteten diesen Verdacht noch.
    Sie ergaben zunächst, daß Dr. Müller keinen rechten Grund für den Aufenthalt in dieser einsamen Gegend hatte. Am Vormittag des 18. Februar war er in Zweibrücken gewesen, um die Beerdigung seiner tags zuvor verstorbenen Mutter in die Wege zu leiten. Gegen 18 Uhr nach Otterberg zurückgekehrt, fuhr er schon eine halbe Stunde später wieder weg. Seine Frau begleitete ihn diesmal. Sie wollten sich nach einer Haushaltshilfe umsehen, weil nach dem Tode von Dr. Müllers Mutter dessen pflegebedürftige Schwester in den Haushalt aufgenommen werden sollte. Deshalb fuhren sie zum Drehentalerhof zu ihrer ehemaligen Hausangestellten. Die konnte jedoch nur auf ein 14jähriges Mädchen verweisen. Der Zahnarzt war für, seine Frau gegen das Mädchen. So kam es zum Streit zwischen den Eheleuten, der sogar noch anhielt, als sie ins Auto stiegen. Beim Einsteigen verlor Frau Müller einen Handschuh. Daraus schloß der Staatsanwalt später, daß unmittelbar vor dem Autobrand zwischen den Eheleuten eine hochgradige Spannung bestanden haben mußte.
    Vom Drehentalerhof fuhren Müllers nach Potzbach zu einer Bauernfamilie. Dort hielten sie sich etwa eine halbe Stunde auf und besuchten dann gegen 20 Uhr 30 Bekannte auf der Leithöfe, etwa zwei Kilometer nördlich von Potzbach. Die Bekannten sagten später, daß sie diesen Besuch weder vorausgesehen noch erwartet hatten. Auf der Leithöfe blieben Müllers etwa bis 21 Uhr 30, dann drängte Frau Müller zum Aufbruch.
    Die Bekannten hatten dem Zahnarzt geraten, über Potzbach zu fahren und nicht etwa über Höringen, wo die Straße sehr schlecht und stark vereist war. Dr. Müller wollte jedoch unbedingt die schlechtere Strecke fahren. Das war den Bekannten merkwürdig vorgekommen. Merkwürdig fanden sie auch, daß Müller sich interessiert nach einem Lieferwagen erkundigte, den er  unterwegs getroffen hatte und von dem er unbedingt wisset wollte, wann er zurückfuhr. Nach den Angaben der Leithöfene fuhr das Ehepaar dort zwischen 21 Uhr 30 und 21 Uhr 45 weg Bis zum späteren Brandort waren es bei einem Durchschnitts tempo von 36 Stundenkilometern etwa zehn Minuten, also mußte Dr. Müller zwischen 21 Uhr 40 und 21 Uhr 55 dort ein

    Fahrstrecke des Zahnarztes Dr. Müller zum späteren Brandort
    getroffen sein. Etwa um 22 Uhr 10 traf ihn der Zeuge Martin. Zu dieser Zeit brannte der Borgward Hansa bereits lichterloh. Was in jener entscheidenden Zwischenzeit von 15 bis 30 Minuten wirklich geschehen war, konnte nie zweifelsfrei geklärt werden.
    Später, während des Prozesses, sah es zwar so aus, als könnte diese Zeitspanne erhellt werden. Doch wenn es überhaupt eine Chance gab, dann wurde sie von der Anklagebehörde vertan. Im Februar 1956 erhielt Rechtsanwalt Kuntz. Dr. Müllers Verteidiger, nämlich einen Brief, in dem der Absender mitteilte, daß er sich in der Brandnacht etwa zehn Meter vom Brandort entfernt aufgehalten, sich aber aus Angst vor Polizei und Förster versteckt hätte. Er wollte gesehen haben, daß ein Mann aus dem Pkw ausstieg und die Straße zurücklief. Die Frau sei im Auto geblieben. Plötzlich hätte es angefangen zu brennen. Die Frau soll laut geschrien haben. Der Mann wäre daraufhin angerannt gekommen und

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