Der Tod kommt in schwarz-lila
wirft ihn hinein. Er bindet das Netz zuvor am Geländer an, damit Grevenstedt nicht durch die Strömung davontreibt. Dann verschwindet er.«
»So wird es wahrscheinlich gewesen sein«, bestätigte Trevisan. »Er kam in einem Boot oder als Taucher und ist vermutlich auf dem gleichen Weg verschwunden.«
»Was für ein kranker Geist wohnt in solch einem Kopf?«, fragte Kleinschmidt erschüttert. Er griff nach seiner Pfeifentasche und holte eine Pfeife aus dem Etui.
»Was ist mit dem Blut auf dem Stiel des Hammers?«, fragte Trevisan, nachdem Kleinschmidt seine Pfeife gestopft hatte.
»Es stammt mit Sicherheit nicht von Grevenstedt«, antwortete Kleinschmidt und zündete seine Pfeife an. »Wir haben einen genetischen Fingerabdruck angefertigt. Ich habe aber noch keine Antwort vom BKA.«
»Wie lange kann das noch dauern?«
»Sie haben versprochen, sich sofort an die Auswertung zu machen«, entgegnete Kleinschmidt und schaute auf den Kalender an der Wand. »Aber es wird wohl Ende nächster Woche.«
»Gut. Ich muss noch einen dringenden Anruf führen«, entschuldigte sich Trevisan, ehe er sich erhob.
Kleinschmidt schob ihm die Ordner zu. »Vergiss sie nicht, ich wollte sie dir heute Morgen schon bringen.«
Trevisan bedankte sich.
Kleinschmidt blickte Trevisan nachdenklich an. »Glaubst du, wir haben bald wieder mit ihm zu tun?«
»Ich habe das Gefühl, dass wir alle nur an der harten Schale dieses Wahnsinns kratzen«, entgegnete Trevisan grüblerisch. »Bislang ist es uns noch nicht gelungen, auch nur ein Stück weit in den Kern vorzustoßen.«
»Was meinst du damit?«
Trevisan zuckte mit den Schultern.
*
Diesmal kam die Verbindung zustande. Trevisan führte von seinem Büro aus ein Gespräch mit Stefan Lütjens auf den Malediven. Lütjens bestätigte, dass sein Vater am 20. Januar an Herzversagen gestorben war. Außer dem alten Fischer Dahmke aus Ostermarsch war ihm ab und zu ein junger Mann zur Hand gegangen. Doch über ihn wusste Stefan Lütjens nichts zu berichten. Sein Vater hatte zuletzt vom Bootsverleih und Ausflugsfahrten mit Touristen ins Wattenmeer gelebt. Die Tauchschule war schon seit langem geschlossen. Umso mehr hatte sich Stefan Lütjens darüber gewundert, dass sein Vater einen so teuren Taucheranzug samt Zubehör besaß.
Trevisan notierte Dahmkes Adresse. Die Telefonnummer kannte Lütjens nicht. Trevisan schaute aus dem Fenster. Der Wind trieb dunkle Wolken von Westen her.
26
Als sich Trevisan an diesem Abend ins Bett legte, konnte er nicht einschlafen. Er fühlte eine tiefe innere Unruhe. Die sonderbarsten Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Grübelnd lag er wach. Er war dem Mörder auf den Fersen, doch wie konnte er ihn fassen? Er wälzte sich im Bett hin und her.
Mit einem Mal dachte er an die Zeit mit Grit zurück. Die wenigen glücklichen Momente mit ihr kamen ihm in den Sinn. Die Geburt ihrer Tochter, der verrückte Tag am Strand. Sie hatten sich damals wie Kinder benommen. Alles war so unendlich weit entfernt.
Seine Gedanken an die schönen Momente verliefen wie eine Tuschezeichnung im Regen. Sie wurden einfach weggewaschen und an ihre Stelle traten all der Zank und Streit der letzten Jahre. Trevisan schreckte aus dem Halbschlaf hoch. Er ging in die Küche und trank ein Glas Wasser. Gegen halb vier schlief er endlich ein.
Es wurde eine kurze Nacht. Als der Wecker um halb sechs klingelte, fühlte er sich krank. Schon wollte er sich wieder hinlegen, da fiel ihm ein, was er sich für heute alles vorgenommen hatte. Er beeilte sich mit der Morgentoilette und trank zwei Tassen Kaffee.
Eine Stunde später fuhr er bereits mit dem Dienstwagen nach Norden. Kurz hinter der Stadt bog er nach Ostermarsch ab. Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor acht. Als er den schmalen Weg am Rande des Ortes entlangfuhr, fiel sein Blick auf ein altes Häuschen. Allerlei Plunder stand in dem geschotterten Hof. Sonnenschirme, Schwimmreifen aus Plastik, Schlauchboote, Sandspielzeug und vieles andere mehr. Trevisan suchte nach einer Hausnummer. Dann sah er die verblasste Ziffer auf der dunklen Fassade. Trevisan parkte den Wagen gegenüber des Grundstückes. Als er auf den Hof zuging, sah er den alten Mann hinter einem kleinen Bretterverschlag stehen. Der Mann rauchte.
»Sind Sie Herr Dahmke?«, fragte Trevisan freundlich.
Der alte Mann nickte wortlos.
Trevisan präsentierte seine Polizeimarke und stellte sich vor.
»Was liegt an?«, fragte der Alte.
»Stefan Lütjens hat mich zu Ihnen
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