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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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geschickt. Er meinte, wenn ich Fragen bezüglich der Tauchschule Kopersand hätte, dann wäre ich bei Ihnen an der richtigen Adresse.«
    »So, sagt er das. Ich dachte, er ist im Ausland.«
    »Da haben Sie recht. Ich habe ihn angerufen«, antwortete Trevisan.
    »Ich hörte mal, er ist in der Nähe von Australien«, entgegnete Dahmke. »Wenn Sie ihn dort angerufen haben, dann muss es aber wichtig sein.«
    »Er lebt auf den Malediven. Sie haben aber recht, es ist überaus wichtig.«
    Der Alte schnippte die Zigarette in ein nahes Gebüsch und bat Trevisan in das Haus. Der Gang war voll gestopft mit Paketen. Sogar in der Stube standen unzählige Kisten herum. Dahmke räumte einen Sessel frei und bot Trevisan Platz an.
    »Die Sommersaison steht vor der Tür«, murmelte er. »Neue Lieferungen, Sie verstehen. Meine Frau ist noch nicht zum Auspacken gekommen. Man hat es nicht leicht heutzutage.«
    »Von Lütjens’ Sohn erfuhr ich, dass Sie ab und zu dem alten Lütjens zur Hand gingen«, sagte Trevisan. »Ich hätte dazu ein paar Fragen.«
    »Das stimmt. Ab und zu. So, wie ich Zeit hatte. Lütjens gab mir ein paar Mark dafür.«
    »Es heißt, dass Lütjens einen jungen Mann bei sich beschäftigte?«
    »Ja, das stimmt«, antwortete Dahmke. »Sven.«
    »Wissen Sie seinen vollen Namen?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wann und woher er kam?«
    »Er kam vor etwa einem Jahr nach Norden«, antwortete Dahmke. »Er sagte, er sei Taucher und suche Arbeit. Lütjens war zu alt für das Geschäft, er konnte nicht mehr. Er trug sich mit dem Gedanken, die Tauchschule zu verkaufen.«
    »Woher kam dieser Sven?«
    »Er sagte, dass er auf einer der Inseln aufgewachsen sei. Aber dann sei er weggezogen. Ich weiß nicht, woher er kam.«
    »Wo wohnte er denn?«
    »Ich habe Hans damals gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören. Er kannte ihn überhaupt nicht. Er ließ ihn bei sich wohnen. Der junge Mann war zwar immer freundlich, aber ich hab ihm nicht getraut. Ich weiß nicht, warum. Der hatte was an sich …, na ja, er war schon ein bisschen eigentümlich, verstehen Sie.«
    Trevisan schüttelte den Kopf.
    »Seine Augen«, erklärte Dahmke. »Ich glaube, ich habe noch nie so eiskalte Augen gesehen. Selbst wenn er freundlich gelacht hat, die Augen, die blieben leblos und leer.«
    »Waren Sie oft mit ihm zusammen?«
    »Drei- oder viermal. Ich hatte das Gefühl, der wusste, dass ich ihn nicht mochte. Wir sind uns aus dem Weg gegangen.«
    »Welche Arbeiten hat er für Lütjens erledigt?«
    »Oh, er half, wo er konnte. Er hat die Boote repariert oder vormittags den Verleih gemacht. Manchmal hat er auch Ausflüge ins Watt verkauft und den Wagen gelenkt. Der kannte sich ganz gut hier aus.«
    »Hat er erwähnt, welchen Beruf er erlernt hat?«
    »Mechaniker oder so was. Aber er verstand viel vom Tauchen. Hans war herzkrank. Er musste oft zum Arzt. Trotzdem hat er davon geträumt, die Tauchschule wieder eröffnen zu können. Mit Sven als Tauchlehrer.«
    »Ich dachte, man braucht einen Lehrschein oder so etwas, um Tauchlehrer werden zu können?«
    »Das ist wahr. Hans wollte ihm den Lehrgang bezahlen. Ich weiß nicht, wie der das geschafft hat, aber Sven konnte Hans einfach um den Finger wickeln.«
    »Hatte Sven einen Wagen?«
    »Nein, soviel ich weiß, nur ein Fahrrad. Wenn er fahren musste, hat Hans ihm seinen Wagen überlassen.«
    Trevisan horchte auf. »Was für ein Wagen war das?«
    »Hans hat einen Kleinwagen gefahren«, antwortete Dahmke. »Einen Fiat.«
    Trevisan schluckte. Er war auf der richtigen Spur. Endlich.
    »Einen weißen Wagen mit schwarzer Beifahrertür?«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Dahmke erstaunt.
    Trevisan ignorierte die Zwischenfrage. »Wo befindet sich der Wagen jetzt?«
    »Er steht in der Garage in Norddeich«, antwortete der Alte bestimmt.
    »Und Sven?«
    »Den habe ich seit Hans’ Tod nicht mehr gesehen. Er ist einfach verschwunden.«
    »Stimmt es, dass Sie noch einen Schlüssel zur Tauchschule haben?«
    Dahmke nickte und kramte in der Hosentasche. »Stefan hat ihn mir gegeben. Er war im Januar hier. Er wollte die Tauchschule und die Boote verkaufen, aber die Zeit war zu knapp. Er will im Herbst wiederkommen. Er hat mich gebeten, ab und zu nach dem Anwesen zu sehen.«
    »Wann waren Sie das letzte Mal in der Tauchschule?«
    »Ich gehe jeden Donnerstag rüber.«
    »War da alles in Ordnung?«
    »Natürlich. Wieso?«
    »Kann es sein, dass dieser Sven noch draußen in Kopersand untergekrochen ist?«
    Dahmke schüttelte den Kopf.

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