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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Hand hielt er die Tageszeitung. »Schon gelesen?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Trevisan knapp.
    »Sie ist bestimmt außer sich, wenn sie das zu sehen bekommt«, sagte Beck sorgenvoll.
    »Wer?«
    »Die Chefin.«
    »Sie ist noch nicht im Büro?«
    »Sie ist heute bereits seit vier Uhr unterwegs nach Bonn zu einem Lehrgang beim BKA«, antwortete Beck. »Eigentlich wollte ich den Lehrgang besuchen, aber sie hat sich wieder mal vorgedrängt. Wie konntest du der Presse nur ein solches Interview liefern?«
    »Ich habe nichts dergleichen getan!«
    »Die saugen sich doch so etwas nicht aus den Fingern.«
    »Ich weiß genau, was ich in der letzten Zeit getan habe und ich habe bestimmt kein Interview gegeben, das kannst du mir glauben.«
    Beck überlegte einen Augenblick. »Und wie erklärst du dir das?«
    »Es gibt Reporter, die drehen dir jedes Wort im Mund herum«, sagte Trevisan. »Ich war von Anfang an gegen diesen Presserummel, aber es musste ja unbedingt sein.«
    »Diese elenden Hyänen. Nicht mal im eigenen Haus ist man vor denen sicher. Ich wünschte, dieser Spuk wäre endlich vorbei«, fluchte Beck.
    Ein halbe Stunde später saß Trevisan mit Margot Martinson im Wagen und fuhr in Richtung Norden. Die Psychologin schaute schweigend aus dem Seitenfenster auf die belebten Straßen der Stadt.
    »Wohnen Sie eigentlich schon immer hier in Wilhelmshaven?«, fragte sie schließlich.
    »Ich wohne in Sande, das ist ein paar Kilometer entfernt«, antwortete Trevisan.
    »Ich weiß, ich meinte nur …«
    »Ich wurde in Oldenburg geboren«, antwortete Trevisan. »Meine Eltern zogen nach Schortens, als ich elf war. Mein Vater war Schiffsbauingenieur.«
    »Warum sind Sie Polizist geworden?«
    »Warum …? Mein Gott, ich glaube fast, ich habe es vergessen. Es ist schon so lange her.«
    »Macht Ihnen die Arbeit Spaß? Ich meine, befriedigt Sie Ihr Beruf?«
    »Wenn ich nicht schon wüsste, dass Sie Psychologin sind, dann wäre es mir spätestens jetzt klar«, antwortete Trevisan mit einem Lächeln.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte nicht unhöflich sein. Aber es scheint einfach in mir zu stecken«, rechtfertigte sie sich. Sie schwiegen eine Weile, ehe sie erneut das Wort ergriff. »Ich habe gehört, dass Sie allein erziehender Vater einer Tochter sind.«
    Trevisan nickte. »Es ist nicht immer leicht.«
    »Das glaube ich Ihnen. Was machen wir eigentlich in Norden?«
    »Ich habe über Ihre Worte nachgedacht. Vielleicht haben Sie recht mit Ihrer Vermutung, dass der Wangerland-Mörder die Farben Schwarz-Lila aus irgendeinem rituellen Grund trägt. Wir haben ermittelt, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Tauchclub in Norden einen Taucheranzug gestohlen hat. Der Taucheranzug ist schwarz und die dazugehörige Tauchjacke lila. Es besteht immerhin der Verdacht, dass …«
    »… er gewusst haben könnte, dass er ausgerechnet dort einen Anzug in diesen Farben vorfinden würde«, vollendete sie Trevisans Satz.
    »Sie sind eine kluge Frau«, erwiderte Trevisan.
    *
    Trevisan hatte sich ein paar Mal verfahren. Es war kurz vor elf Uhr, als er sich in der Nähe der Osterstraße einen Parkplatz suchte. Martinson folgte ihm zu einem großen, modernen Gebäude. Dr. med. H. Fitzmann, Chirurgische Tagesklinik, stand auf dem Messingschild neben der Tür. Fitzmanns Praxis befand sich im zweiten Stock. Die Tür war offen. Trevisan trat ein. Eine Frau, Mitte Zwanzig, in einen weißen Kittel gekleidet, saß hinter einem Empfangspult und blickte Trevisan erwartungsvoll an.
    »Ihren Namen bitte?«, fragte das Mädchen.
    »Trevisan.«
    »Haben Sie einen Termin?«
    Trevisan nickte.
    Das Mädchen suchte in ihrem Computer nach einem Eintrag. Trevisan blickte sich um. Es roch nach Medikamenten. Schon allein die Umgebung ließ Trevisan erschaudern. Er hasste Arztpraxen. Sein letzter Arztbesuch lag über ein Jahr zurück. Er dachte an seine immer wiederkehrenden Nierenschmerzen.
    »Wie ist der Name Ihres Hausarztes?«, fragte die junge Frau nach einer Weile. Sie hatte keinen Eintrag im Computer gefunden.
    Trevisan verstand. Er griff in seine Jackentasche und zog seine Dienstmarke hervor. »Ich bin Polizist. Ich muss mit Doktor Fitzmann sprechen. Ich habe über seine Frau um elf Uhr einen Termin ausgemacht. Melden Sie mich bitte an.«
    Das Mädchen schaute ihn mit großen Augen an. Dann griff sie zum Telefon. Zwei Minuten später saßen Martin Trevisan und Margot Martinson dem Arzt gegenüber.
    »Ich dachte, ich hätte schon alles über den Einbruch zu

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