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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Ostern ist die Kirche in lila Farben geschmückt. Aber die Farbe steht auch für die Hoffnung. Jeder Tod ist eine Wiedergeburt in einer anderen Welt. Die Seelen der Menschen werden geprüft. Sie werden geläutert. Der Tod ist praktisch eine Weggabelung mit einer Art Durchlasskontrolle. Es ist die Frage, wohin der weitere Weg führt. In eine bessere Welt, ins Fegefeuer oder in die Hölle.«
    Monika hörte aufmerksam zu. »Dann ist er ein Racheengel?«, fragte sie gedankenverloren.
    »Eher ein Schuldeneintreiber«, erwiderte Trevisan. »Der Tod ist die Bringschuld der Menschen.«
    »Aber worin liegt die Schuld seiner Opfer? Gabler hatte ein Hang zur Pädophilie, Mijboer hatte Drogenprobleme und Willemsen war vielleicht ein bisschen rechtsradikal, zumindest hatte es für uns den Anschein. Hansen hingegen war ein anständiger Mensch und von Grevenstedt haben wir auch nur Gutes gehört. Wofür hat er sie bestraft?«
    »Angenommen, Gabler, Mijboer und Willemsen waren Zufall, dann blieben Hansen und Grevenstedt übrig«, entgegnete Trevisan. »Hansen hat seine Frau betrogen und von Grevenstedt kennen wir vielleicht nicht die ganze Wahrheit.«
    »Dann müssen wir einfach weitergraben«, erwiderte Monika.
    »Möglicherweise machen wir auch einen Denkfehler. Wir suchen nach dem dunklen Fleck auf ihrer Weste. Bislang haben wir bei Hansen einen kleinen grauen Punkt entdeckt. Aber wir legen unsere Maßstäbe an. Es kann gut sein, dass sich der Mörder eine eigene Betrachtungsweise zugelegt hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Gut oder böse ist lediglich eine Frage der subjektiven Perspektive«, stellte Trevisan fest.
    Monika wollte antworten, doch Trevisan bremste und hielt den Wagen an. Monikas Blick fiel auf das kleine Häuschen von Gerda Trewes. »Was hast du vor?«
    »Wir fügen unserem Bild von Grevenstedt einen weiteren Pinselstrich hinzu«, sagte Trevisan und öffnete die Wagentür.
    *
    Gerda Trewes sah mitgenommen aus. Ihr bleiches Gesicht war von traurigen Furchen gezeichnet. Sie trug trotz der milden zwanzig Grad eine dunkle Strickjacke. Sie wirkte zerbrechlich, als sie vor Trevisan herging. In der Stube war es entsetzlich warm. Die Luft über dem Ölofen flirrte. Trevisan öffnete seine Windjacke.
    »Diesen Anblick werde ich nie vergessen«, sagte die alte Frau mit brüchiger Stimme. »Ich kannte ihn noch als kleinen Jungen, da ist er dort drüben über die weiten Felder gesprungen. Er war ein so fröhliches Kind. Wenn er hier vorbeikam, hat er angehalten und mich besucht. Welches Ungeheuer tötet so einen Menschen?« Sie war den Tränen nah.
    »Ich möchte Sie nicht unnötig aufregen. Wenn Sie sich nicht in der Lage fühlen …«
    »Wenn es dazu beiträgt, diesen Unmenschen zur Strecke zu bringen, dann fragen Sie ruhig«, sagte sie mit einer Kraft, die ihr Trevisan nicht mehr zugetraut hätte.
    »Was für ein Mensch war Horst Grevenstedt?«
    Gerda Trewes malte ein Bild, das einen Menschen voller Liebe, voller Güte und voller Herzenswärme skizzierte.
    »Er hat sogar einmal einem jungen Menschen das Leben gerettet. Dabei hat er sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Das sagt eigentlich alles«, schloss sie.
    Trevisan fragte sich, was er erwartet hatte. Eine Affäre, eine kleine Unzulänglichkeit, einen guten Grund für einen Mord, zumindest einen Ansatzpunkt. Vergeblich. Auch Frau Trewes konnte kein Licht in das Dunkel bringen.
    Trevisan standen die Schweißperlen auf seiner Stirn. Monika Sander erging es nicht besser. Sie waren beide froh, dem stickigen Raum entkommen zu sein, als sie zum Bootsschuppen hinausfuhren.
    »Zufrieden?«, fragte Monika.
    »Es ist eine Frage der Perspektive«, antwortete Trevisan. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Lösung schon längst offen vor uns liegt. Wir sehen sie einfach nicht, weil wir seine Betrachtungsweise nicht kennen.«
    *
    Als Trevisan gegen zwei Uhr den Konferenzraum betrat, saßen die anderen schon am Tisch. Till Schreier berichtete, dass die Überprüfungen in den Tauchschulen nichts ergeben hatte. In seiner Stimme lag eine deutliche Spur von Enttäuschung.
    »Es tut mir leid, dass ich euch vergeblich durch die Gegend gehetzt habe. Fest steht jedenfalls, dass er eine ziemliche Ahnung vom Tauchen hat. Irgendwo muss er doch seine Kenntnisse erworben haben.« Trevisan teilte seinen Kollegen mit, was er am Freitag in Erfahrung gebracht hatte. Sie hörten gespannt zu.
    »Und was unternehmen wir jetzt?«, fragte Alex Uhlenbruch.
    »Hast du eine Idee?«, fragte

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