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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Monika ein.
    Der alte Mann nickte. »Hansen erwähnte mal was in dieser Art. Es ging um einen Jungen, der mit seinem Boot gekentert war. Ich weiß aber leider nicht viel darüber.«
    »Wissen Sie noch, wann das war?«
    »Oh, das ist schon Jahre her«, erwiderte der Alte.
    »Wie lange?«
    »Zehn Jahre. Vielleicht sogar mehr.«
    »Und wo war das?«
    »Es war vor Wangerooge. Ich glaube sogar, dass dabei jemand ertrunken ist. Aber es ist schon so lange her. Mein Gedächtnis, wissen Sie. Man wird ja nicht jünger.«
    Trevisan bedankte sich bei dem alten Mann.
    Sie fuhren zurück nach Wilhelmshaven. Monika lag eine Frage auf der Zunge, doch sie sah den leeren Blick in Trevisans Augen und schwieg.
    *
    Monika Sander saß ihm stumm gegenüber und beobachtete ihn. Trevisan blätterte in den Akten. Seite um Seite überflog er. Sie waren wieder in der PI angekommen und sofort in den Besprechungsraum gegangen, wo die Akten und Berichte des Falles auflagen. Die anderen waren noch unterwegs, das ganze Stockwerk wirkte wie ausgestorben.
    »Ich war zwar den ganzen Tag mit dir zusammen, aber ehrlich gesagt verstehe ich noch immer nicht, wonach du suchst«, sagte sie schließlich. Es war kurz nach fünf Uhr und draußen herrschte Unruhe im Gang.
    »Verstehst du nicht, wir haben heute die Gemeinsamkeit zwischen Hansen, Grevenstedt und Lüdke herausgefunden«, erwiderte Trevisan ohne aufzublicken.
    »Und die wäre?«
    »Hansen hat vor Jahren einem Jungen das Leben gerettet. Grevenstedts Vater sagte dasselbe von seinem Sohn und in Lüdkes Wohnung liegt sogar eine Lebensrettungsmedaille herum. Das ist die Gemeinsamkeit.«
    »Es ist doch nichts Schlimmes daran. Im Gegenteil«, antwortete Monika verblüfft.
    »Das ist eine Frage der Perspektive«, erwiderte Trevisan. »Alles ist eine Frage der Perspektive, hat mal jemand zu mir gesagt.«
    »Du meinst, sie haben den Falschen gerettet?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht mal, ob es um eine bestimmte Person geht. Ob die drei vielleicht zusammen waren, als sie den Jungen aus dem Wasser zogen.«
    »Vielleicht wollte der Junge gar nicht gerettet werden?«, sinnierte Monika.
    Trevisan legte den Ordner beiseite. »Ich weiß nicht warum, aber der Mord an Gabler erscheint jetzt in einem ganz anderen Licht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Bislang dachte ich, Gabler ist dem Mörder in die Quere gekommen, als er von seinem Mordanschlag auf der Helge in Wangerooge an Land ging«, sagte Trevisan. »Doch nach dem Fund des Scooters zu urteilen, kann das so nicht gewesen sein. Die Strömung hätte den Scooter niemals dort an Land getrieben. Der Mörder hielt sich aus einem anderen Grund auf Wangerooge auf.«
    Monika strich sich mit der Hand durch das Haar. »Vielleicht hat er dort sein Ritual vollzogen.«
    »Martinson meint, er hat sich irgendwo in seinem Unterschlupf einen Altar oder so etwas Ähnliches aufgebaut«, sagte Trevisan. »Solche Menschen brauchen ein Symbol, eine Art Opfertisch mit einem Bild, einer Statue, oder ein Kreuz.«
    »Dann ist er vielleicht anders?«
    »Er hat sich Bilder von seinen Opfern besorgt«, fuhr Trevisan fort. »Er ist sogar bei Hansen und Grevenstedt eingebrochen. Bei Lüdke hat er das nicht getan. Auch das ist seltsam und passt nicht ins Bild.«
    Monika überlegte. »Als du mit Frau Lüdke geredet hast, habe ich mich ein bisschen umgeschaut. Im Flur hingen einige Bilder von Lüdke. Sie stammten aus einer Zeitung. Er war immer mit seinem Hund darauf abgebildet.«
    Trevisan schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Mein Gott, du hast recht.«
    Er suchte Lüdkes Telefonnummer und wählte bedächtig. Fünf Minuten später wusste er, dass vor knapp einer Woche ein Bildbericht über Gustav Lüdke und seinen Hund im Wangerlandboten erschienen war. Der Wangerland-Mörder hatte sich den Einbruch sparen können. Er hatte das Bild sogar frei Haus geliefert bekommen.
    Trevisan fuhr zusammen, als die Tür aufflog und Till Schreier und Alex Uhlenbruch hereinkamen.
    »Oh, entschuldigt. Ich wusste nicht, dass ihr noch da seid«, sagte Schreier und legte die Funkgeräte in seiner Hand auf dem Tisch ab.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Monika neugierig.
    Till Schreier schüttelte nur den Kopf.
    Als Trevisan an diesem Abend nach Hause fuhr, war er mit seinen Gedanken noch immer mitten in den Ermittlungen. Er parkte seinen Ford in der Garagenzufahrt. Die Nachbarin grüßte ihn freundlich. Sie hätte wohl gerne mit ihm geredet, doch Trevisan nickte ihr nur zu und ging ins Haus. Paula war in

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