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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Schreier, Alex Uhlenbruch und Tina Harloff waren unterwegs. Zusammen mit den Bereitschaftspolizisten durchsuchten sie einen Ferienpark in der Nähe von Friederikensiel.
    Trevisan berichtete Monika, was ihm durch den Kopf gegangen war. »Was machst du gerade?«, fragte er schließlich.
    »Ich gehe mit Margot noch einmal die Akten durch«, erwiderte sie. »Wir suchen nach einem Ansatzpunkt.«
    »Vielleicht könntest du mir einen Gefallen tun«, sagte Trevisan. »Geh doch bitte noch mal bei Grevenstedts vorbei und frage den Schwiegervater, ob er sich noch an den Vorfall mit dem Jungen und dem gekenterten Boot erinnert. Ich will alles darüber wissen. Vielleicht ergibt sich daraus eine Spur.«
    Monika stimmte zu.
    »Ich komme um zwei in die PI. Das heißt, wenn ich heute noch zum Schlafen komme«, erklärte Trevisan und beendete das Gespräch. Eine halbe Stunde später schlief er ein.
    *
    Er lag auf der Matratze und träumte. Es war ein schöner Traum. Er lief über eine bunte Blumenwiese. Das blaue Gesicht lächelte ihm zu. Die langen Haare wiegten sich im Wind. Unter einem Baum auf einer Decke saßen Mutter und Vater. Die Vögel zwitscherten. Es war ein friedvolles Bild. Vaters kräftiger Oberkörper glänzte im Sonnenlicht. Er rief nach ihm. Auch Torben war dabei, doch er saß abseits. Sein Blick war hart und vorwurfsvoll. Es war, als gehöre er nicht dazu. Er war noch nicht aufgenommen in die Gemeinschaft. Aber es war nur eine Frage der Zeit.
    Als er sich auf die Decke setzte, rutschte seine Mutter dicht an ihn heran und legte ihren Arm um seine Schultern. Er ließ sich fallen. Er genoss diese Zuneigung. Sie war ihm so lange verwehrt geblieben. Er lächelte. Das blaue Gesicht setzte sich neben ihn. Er blickte seinem Vater ins Gesicht. Die Fratze hatte all ihren Schrecken verloren. Die harten Züge waren weich. Die Zornesfalten waren verschwunden.
    Er erwachte. Irgendetwas zog ihn aus diesem tiefen Frieden. Erschrocken fuhr er hoch. Ein Geräusch drang in sein Ohr. Ein entferntes Geräusch. Der Lärm nahm zu. Er erhob sich von seinem Lager und ging hinüber zum Fenster. Er schaute hinaus, doch außer der weiten und sandigen Ebene war nichts zu erkennen. Er suchte den Horizont ab. Das Geräusch kam näher. Er wandte sich um. Es kam von Westen. Er rannte aus dem Zimmer und hetzte den Flur entlang. Irgendetwas ging da draußen vor. Er sprang über die verkohlten Balken. Der Brandgeruch kratzte in seinem Hals. Das Geräusch, ein lautes Brausen, schwoll an und wurde zu einem Dröhnen. Es klang bedrohlich. Dann schaute er durch die eingefallene Wand hinaus in den blauen Himmel. Da sah er ihn. Ein Hubschrauber flog von Westen auf das Gebäude zu.
    Er duckte sich, obwohl der Helikopter noch weit entfernt war.
    Seine Augen verfolgten das fliegende Ungetüm. Unaufhaltsam hielt der Hubschrauber seinen Kurs. Er flog keine hundert Meter hoch. Der Boden vibrierte, als er dicht über dem Haus in der Luft stehen blieb. Er war so nahe, dass er die Piloten mit ihren weißen Helmen erkennen konnte. Polizei stand in leuchtend weißen Buchstaben auf der Seite.
    »Oh Gott, sie kommen«, flüsterte er. Der Lärm schmerzte in seinen Ohren. Wie erstarrt blickte er in den Himmel. Das Monstrum lauerte direkt über ihm. Eine Ewigkeit verharrte der Helikopter bewegungslos in der Luft. Es war, als hätte ihn jemand an unsichtbaren Schnüren dort aufgehängt. Der Wind der Rotorblätter blies ihm Sand in die Augen. Sie schmerzten. Plötzlich stieg der Hubschrauber steil in den Himmel und verschwand in östliche Richtung. Er wagte nicht einmal zu atmen. Hatten sie ihn entdeckt?
    Sie machten Jagd auf ihn. Er hatte es von Anfang an gewusst, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm schon so nahe gekommen waren. Es blieb nicht mehr viel Zeit. Er kehrte in das Zimmer zurück und griff nach seiner Tasche. Dann ging er hinüber in den Schuppen.
    Bevor er das Tor öffnete, blickte er sich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Doch wie lange noch? Er warf einen letzten Blick auf das Haus. Er würde nie mehr hierher zurückkommen. Er hatte alles vorbereitet. Sie sollten wissen, wer die Schuld an seinem Schicksal trug. Dann würden sie vielleicht verstehen, dass er nicht anders handeln konnte. Es klebte Blut an ihren Händen und ihre blutigen Hände ließen sich nur durch Blut reinwaschen. Durch ihr eigenes Blut. Dieser Gedanke trieb ihn voran. Das würden alle verstehen. Erst durch ihn würden alle die wahren Schuldigen erkennen. Dafür sollten sie

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