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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Familie erreichbar zu sein, falls es noch Fragen geben sollte. Er wusste, dass dies eine Floskel war, die jeder Beamte angesichts der Hilflosigkeit benutzte.
    »Es hat wohl nicht viel gebracht?«, sagte Monika Sander, als sie in den Wagen stieg
    Trevisan schüttelte den Kopf. »So würde ich es nicht ausdrücken. Ungewöhnlich ist aber, dass kein Bild von Lüdke fehlt.«
    Monika blickte ihn fragend an.
    »Kennst du das Gefühl, du stehst mitten im Wald und hörst in der Ferne die Stimmen von Menschen? Du weißt, dass jemand in der Nähe ist, du weißt auch, dass du da hin musst, aber du findest einfach den Weg nicht mehr.«
    Monikas Augen wurden immer größer. Sie konnte Trevisan nicht folgen. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir fahren noch mal zu Hansen«, erwiderte Trevisan und schnallte sich an.
    Sie waren kaum hundert Meter gefahren, als sie über Funk gerufen wurden. Monika meldete sich. Das Gespräch dauerte nur wenige Sekunden. Trevisan konzentrierte sich auf die Straße.
    »Sie haben den Scooter gefunden«, sagte Monika.
    *
    Zwei Stunden später parkten sie ihren Wagen vor der Polizeistation in Hohenkirchen. Der Beamte hinter dem Schalter blickte auf, als Monika und Trevisan den Raum betraten. Monika wies sich mit ihrer Dienstmarke aus. »Wir sind wegen des gefundenen Scooters hier«, erklärte Trevisan.
    »Sind Sie Herr Trevisan von der Mordkommission in Wilhelmshaven?« Trevisan nickte stumm.
    »Wir erhielten heute früh einen Anruf von der Minsener Vogelschutzgruppe. Sie säubern jeden Monat den Strand. Sie fanden ein sonderbares Gerät. Ein Antriebsaggregat für Taucher. Es lag unmittelbar vor der Seevogelfreistätte von Minsener Oog. Sie haben uns sofort informiert. Wir sind schleunigst hinausgefahren und haben das Gerät überprüft. Dabei haben wir festgestellt, dass das Aggregat am 17. April auf Norderney gestohlen wurde. Als ich die dortigen Kollegen anrief, sagten sie mir, dass Sie sich für dieses Ding interessieren, deshalb habe ich sofort Ihre Dienststelle verständigt.«
    Trevisan nickte dem Beamten dankbar zu. »Können Sie mir zeigen, wo Sie das Gerät gefunden haben?«
    Der Polizist erhob sich und ging zur Landkarte, die gegenüber dem Schalter an einer Pinnwand hing. Trevisan trat neben ihn. Der Fundort lag unmittelbar in Höhe des Minsener Leuchtfeuers neben der Fahrrinne nach Helgoland.
    »Haben Sie den Scooter gesehen?«
    »Natürlich. Wir haben ihn sichergestellt. Er ist in unserer Asservatenkammer in der Garage untergebracht. Wollen Sie ihn sehen?«
    Trevisan nickte.
    Der Polizist führte sie in die Garage.
    Trevisan beäugte den Scooter aufmerksam. Er war über und über mit Vogelkot beschmiert. Außerdem befand sich eine dicke Schicht Schlamm zwischen der Antriebsschraube und den Sicherheitslamellen.
    »Das liegt wohl schon eine Weile«, sagte der Polizist.
    »Wie lange, würden Sie schätzen?«, fragte Trevisan.
    »Mehrere Wochen, würde ich sagen. Ich habe vor drei Wochen ein Schlauchboot da draußen abgeholt. Es hatte sich losgerissen und trieb sechs Wochen im Seichtwasser. Es sah nicht viel besser aus.«
    »Es kommt jemand von der Spurensicherung und holt das Gerät«, sagte Trevisan noch, ehe er mit Monika die Dienststelle verließ.
    Am Wagen blieb Trevisan stehen. »Etwas stimmt da nicht. Warum liegt der Scooter hier in der Jademündung und nicht auf Wangerooge?«
    »Vielleicht wurde er nur hier angeschwemmt«, entgegnete Monika.
    »Vielleicht haben wir uns auch die ganze Zeit über geirrt«, sagte Trevisan gedankenverloren. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft.
    *
    Als er den Zeitungsständer vor dem Bahnhofskiosk sah, fuhr er erschrocken zusammen. Er zog den Kopf ein und hoffte, dass niemand Notiz von ihm nahm. Dieses Mal hatte er einen Fehler gemacht. Sie hatten ein gestochen scharfes Bild von ihm und außerdem wussten sie genau, welchen Wagen er fuhr. Sie waren ihm zu früh auf die Schliche gekommen. Er war noch nicht am Ziel. Noch lange nicht.
    Er musste den Wagen loswerden. Nur heraus aus der großen Stadt.
    Durch die Hintertür des Bahnhofsgebäudes verschwand er. Er ging die kleine Straße entlang. Bei jedem Passanten wandte er sein Gesicht ab, blickte auf die andere Straßenseite oder zu Boden. Er hoffte, dass ihn niemand erkennen würde. Doch wie lange noch konnte er sich den Blicken der Menschen entziehen? Er musste hier weg. Jede Tageszeitung brachte sein Konterfei auf der ersten Seite.
    Bunte Bilder tanzten vor seinen Augen. Er keuchte. Als er an dem Pförtner des

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