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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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zurück. Das ist wichtiger als eine Besprechung.«
    »Warum rufst du nicht selbst an?«, fragte Monika.
    »Du weißt doch, dass ich ein sehr schlechter Autofahrer bin«, sagte Trevisan. »Ich kann mich nicht auf beide Sachen konzentrieren. Außerdem werden die einen Rückruf starten wollen, sonst könnte ja jeder anrufen und nach Akteneinsicht fragen.«
    Es dauerte kaum eine Viertelstunde, ehe er den Rückruf erhielt.
    »Sie erwarten dich gegen zehn«, berichtete Monika. »Melde dich an der Pforte und sage, du wirst in der Abteilung Seefahrt erwartet. Die wissen Bescheid und können dir weiterhelfen.«
    »Ich danke dir.« Trevisan legte das Handy beiseite. Er war kurz vor der Autobahnauffahrt.
    *
    Er saß abseits der Wetterwarte und suchte mit dem Fernglas nach dem richtigen Boot. Er wusste nur, dass es Antje hieß. Genauso wie die jüngste Tochter des Silberfuchses. Es musste jenseits der Wetterwarte liegen. Mittlerweile wusste er alles über den Mann. Der Tag des jüngsten Gerichtes war nicht mehr fern. Er sah die Vorboten des Todes. Sie kreisten bereits über dem Wangerland. Die Rechnung war geschrieben und der Preis war Blut. Diesmal würde er selbst die lange Reise antreten. Er würde ihn begleiten. Dies war seine Genugtuung. Er selbst würde der Ankläger sein. Ob der Silberfuchs bereits ahnte, was ihn erwartete?
    Silberfuchs. So hatten ihn alle genannt. Natürlich nur, wenn er es nicht hörte. Still und heimlich, hinter seinem Rücken. Er war der Einzige gewesen, der den Mut besessen hatte, es ihm ins Gesicht zu sagen.
    »Silberfuchs … Silberfuchs … Silberfuchs.«
    Am Ende hatte er es ihm ins Gesicht geschrien. Es gab kein Erbarmen. Männer in weißen Anzügen und mit Oberarmen so dick wie Oberschenkel waren herbeigeeilt und hatten ihn festgehalten. Dann wurde er in den hellgrünen Raum gesperrt. Seine Ohren fielen zu. Die Polsterung an der Wand ließ seine Worte dumpf und schal klingen. Die Männer mit den starken Oberarmen würden Silberfuchs diesmal nicht helfen können. Schon damals, als der Silberfuchs vor all den Menschen aufgestanden war und das Urteil über ihn gefällt hatte, hatte er damit sein Leben verwirkt.
    »Ein Psychopath. Schizophrenie, übersteigerter Hang zur Religion. Wahnsinnig … wahnsinnig … wahnsinnig.«
    Die Worte hallten in seinem Kopf wider. Er richtete sich auf. Ein Stöhnen kam über seine Lippen. Erschrocken blickte er sich um. Niemand war in seiner Nähe. Er hob das Glas wieder an seine Augen. Das vierte Boot in der zweiten Reihe. Deutlich sah er die blauen Buchstaben am Bug. Er wusste genau, was der Silberfuchs vorhatte. Nichts konnte ihm verborgen bleiben. Warum hatte der Silberfuchs nicht einfach geschwiegen?
    Mittlerweile hatte sich die Familie wieder um ihn versammelt. Sogar Torben war aus der Unendlichkeit zurückgekehrt. Torben, mit dem er früher so oft gestritten hatte. Auch er war ihm jetzt nahe.
    Er fühlte sich glücklich. Nur noch ein einziger Schritt lag vor ihm. Ein letzter und das Glück wäre vollkommen. Der Tag war nicht mehr fern. Egal, wo Silberfuchs auch sein mochte, er konnte ihm nicht mehr entkommen. Er hatte ein Bild von ihm. In diesem Bild konnte er lesen. Das blaue Gesicht half ihm dabei. Er hörte dem Gesicht gerne zu. Es wusste alles. Nichts blieb ihm verborgen.
    Er erhob sich und packte das Fernglas in seinen Rucksack. Dann ging er vor zum Leuchtturm. Er hatte noch Zeit. Genügend Zeit, um sich vorzubereiten. Die Nächte waren lang, doch im Wagen war es warm. Er durfte sich nur nicht zu sicher fühlen. Etwas lag in der Luft. Eine gegensätzliche Kraft. Eine böse Macht war auf der Suche nach ihm. Er hatte deren Stärke bereits in dem alten verfallenen Haus gespürt. Doch sein Vorteil lag in der Zeit. In den nächsten Tagen würde er sich verstecken und in aller Ruhe abwarten, bis es soweit war. Noch immer waren die guten Mächte auf seiner Seite. Sie würden ihn beschützen und sicher an das Ziel geleiten. Er trug die Kleidung des Engels mit dem feurigen Schwert.
    *
    Trevisan hatte sich zweimal verfahren. Er fluchte laut. Diese Städte waren für Autofahrer eine einzige Tortur. Er blickte auf den Stadtplan. Der Verkehr vor ihm stockte. Es war wie verhext. Er wünschte, er hätte Monika Sander mitgenommen. Sie fuhr gut und sicher, egal wie viel Verkehr um sie herum war.
    Endlich fand er die richtige Straße. Dreimal fuhr er an dem mehrstöckigen Gebäude vorbei. Es gab keine Parkplätze. Als er endlich einen Parkplatz gefunden hatte und auf das

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