Der Tod kommt in schwarz-lila
fühlte sich geschmeichelt, dennoch lenkte er die Unterhaltung auf ein anderes Thema. »Wie geht’s in der Schule?«
Paula rümpfte die Nase.
»Es geht so«, antwortete sie zögernd.
»Das klingt aber nicht besonders, jetzt, wo es Zeugnisse gibt.«
»Deutsch und Englisch sind okay. Mathe geht so, aber Chemie und Physik laufen nicht so gut«, erklärte sie.
»Woran liegt es?«
»Diese blöden Formeln.«
»Ja, ich erinnere mich noch gut. Damit hatte ich auch immer meine Schwierigkeiten. Aber darüber reden wir noch. Ich muss los«, entgegnete Trevisan und griff nach seiner Jacke.
Bevor er zur Tür ging, wandte er sich noch einmal um. »Wenn wir ihn endlich haben, dann ist der versprochene Urlaub fällig. Und wenn es nur ein paar Tage sind.«
»Das will ich aber auch hoffen, schließlich hast du mir ja auch meinen Segeltörn versaut«, antwortete Paula.
»Versprochen ist versprochen.«
»Und Angela fährt mit?«
Trevisan nickte und wandte sich ab.
»Habt ihr eigentlich schon darüber nachgedacht, wann ihr endlich heiraten wollt?«, sagte Paula, bevor Trevisan die Tür schloss.
Er streckte den Kopf durch den Türspalt. »Wolltest du dich nicht um den Abwasch kümmern?«
*
Trevisan fuhr mit seinem Wagen nach Wilhelmshaven. Unterwegs bog er in Richtung Banter Seedeich ab. Es war kurz vor acht. Trevisan wollte keine Zeit verlieren. Er parkte den Wagen am Handelshafen und ging auf das Gebäude der Hafenverwaltung zu. Als er das Gebäude betrat, begegnete ihm eine junge Frau. Er fragte sie, wohin er sich wenden müsse, wenn er eine Auskunft über einen in Wilhelmshaven registrierten Kutter haben wolle. Die Frau zeigte ihm den Weg.
Aktenverwaltung stand auf dem Türschild. Trevisan klopfte. Ein zögerliches »Herein« ertönte. Ein älterer Herr mit grauem Bart, dicker Hornbrille und dunkelblauem Hemd saß hinter einem Schreibtisch. Zu dem Hemd trug er eine giftgrüne Krawatte. Trevisan fühlte sich an Dietmar Petermann erinnert. Offenbar hatten die beiden den gleichen Geschmack. Zumindest, was die Kleidung anging. Der Mann wirkte zudem noch mürrisch und abweisend. Trevisan trat näher und wies sich aus.
Die Miene des Mannes erhellte sich. »Womit kann ich der Staatsmacht behilflich sein?«
»Ich brauche die Versicherung eines hier registrierten Kutters«, entgegnete Trevisan.
»Da sind Sie hier richtig. Um welches Schiff handelt es sich?«
»Es geht um einen Kutter namens Helge. Eigner ist … das heißt war ein gewisser Ole Hansen aus …«
»… aus Fedderwarden«, vollendete der Verwaltungsbeamte den Satz. Trevisans schaute ihn erstaunt an.
»Jeder hier kennt Hansens Geschichte«, antwortete der Beamte. »Es ist eine bodenlose Sauerei, so etwas.« Er erhob sich und ging zu einem Aktenschrank hinüber. »Dieser Wahnsinnige muss endlich geschnappt werden. Und dann … sogar eine Kugel ist zu schade für ihn. Was genau wollen Sie wissen?«
»Ich will wissen, wo der Kutter versichert war«, antwortete Trevisan.
»Die Helge … Helge … Moment, das war …«, murmelte er in seinen grauen Bart. Zielsicher zog er einen Aktenordner hervor.
»Die Helge, WHV 221, Eigner Ole Hansen, Fedderwarden. Er ist bei der Deutschen Lloyd versichert. Die Policenummer lautet SSF 654567 A 72«, las er vor.
Trevisan zückte seinen Notizblock und schrieb sich die Daten auf. »War er die ganze Zeit bei der gleichen Gesellschaft unter Vertrag?«
»Die Helge wurde hier im Jahre … Moment, ah, da haben wir es, genau am 12. Mai 1972 von Hansen angemeldet. Er war schon damals bei der Deutschen Lloyd.«
»Wissen Sie, wo der Sitz der Versicherung ist?«
»Die Lloyd hat ihren Sitz in Hamburg, in der Katharinenstraße«, antwortete der ergraute Mann.
Trevisan notierte die Adresse und auch gleich die Telefonnummer. Er bedankte sich. Ehe er den Raum verließ, sagte der Beamte noch: »Hoffentlich haben Sie ihn bald.«
»Wir werden uns bemühen«, entgegnete Trevisan und schloss die Tür. Als er wieder im Wagen saß, rief er die Dienststelle an. Monika Sander war am Apparat.
Er gab ihr Adresse und Telefonnummer der Versicherung durch. »Ruf dort bitte an und erkundige dich, ob die so etwas wie eine Aktenhaltung haben. Wenn ja, dann frage, ob ich heute noch vorbeikommen kann.«
»Kommst du vorher noch auf die Dienststelle?«
»Wieso, ist was passiert?«
»Nein, das nicht, aber die Chefin möchte mit dir sprechen«, sagte Monika.
»Dann gib mir bitte gleich durch, was du erreicht hast«, erwiderte Trevisan. »Ruf mich bitte
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