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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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leer. Der Vogel ist wohl längst ausgeflogen«, sagte Dietmar. »Kleinschmidt braucht noch eine Stunde.«
    Sie fuhr erschrocken herum. »… Was … was hast du gesagt?«
    »Er ist weg. Längere Zeit schon.«
    *
    Doktor Dremel war ein großer, aristokratisch wirkender Mann Ende Vierzig. Die kurzgeschorenen Haare und graumelierten Schläfen verliehen ihm einen weithin sichtbaren Anschein von Kompetenz. Wie es sich gehörte, begrüßte er zuerst die Dame, dann wandte er sich Trevisan zu. Sein Händedruck war weich und schwammig. Trevisan war der Meinung, dass der Händedruck eines Mannes sehr viel über seinen Charakter aussagte.
    »Sie sind wohl Herr Trevisan?«, fragte Dremel mit blasiertem Lächeln. »Ich begrüße Sie hier in der Psychiatrischen Landesklinik Wehnen. Womit kann ich dienen?«
    »Das ist meine Kollegin Margot Martinson. Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
    Mit einer leichten Verbeugung grüßte Doktor Dremel die Profilerin erneut, dann sagte er: »Bitte folgen Sie mir.«
    Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug in den vierten Stock. Dremels Büro lag am Ende des Ganges.
    »Und Sie sind wirklich sicher, dass ein ehemaliger Patient von uns ein Mörder sein soll?«, fragte Dremel ungläubig, nachdem ihm Trevisan den Grund seines Erscheinens erklärt hatte.
    »Es besteht zumindest der dringende Verdacht«, antwortete Trevisan.
    Dremels Büro wirkte nüchtern und steril. Er bot ihnen Platz auf einem der bequemen Stühle an und setzte sich gegenüber. »Professor Hohlberg ist im Urlaub. Ich leite derzeit die Klinik. Ich bin zwar erst seit einem Jahr in dieser Stellung, dennoch hoffe ich, dass ich Ihnen helfen kann.«
    »Wie ich schon am Telefon sagte, würde ich gerne mehr über Ihren ehemaligen Patienten Sven Sörensen erfahren«, erwiderte Trevisan. »Er saß hier zwischen 1989 und 1996 ein.«
    »Aber bitte, Herr Trevisan! Niemand sitzt bei uns ein. Er war allenfalls bei uns in Behandlung. Ich war zwar zu dieser Zeit noch nicht hier in der Klinik tätig, aber ich habe mir dennoch die Krankenakte heraussuchen lassen.«
    »Welcher Arzt war denn für ihn zuständig?«, fragte Trevisan neugierig.
    Doktor Dremel ging zu seinem Schreibtisch. Er griff nach einem Aktenordner und blätterte in den Seiten. »Soviel ich hier ersehen kann, war es ein schwieriger Fall. Eine schwere Psychose. Posttraumatischer Schuldkomplex mit Reflexionsverhalten dürfte der Auslöser dafür gewesen sein.«
    Der Arzt suchte weiter in seinen Aufzeichnungen. »Ah, jetzt habe ich es. Mein Vorgänger war der verantwortliche Arzt. Aber Doktor Terberge ist seit fast zwei Jahren im Ruhestand. Da werde ich nicht viel helfen können.«
    »Aber es wird hier doch jemanden geben, mit dem wir über Sörensen sprechen können«, warf Margot Martinson ein.
    Doktor Dremel nickte. »Zunächst war er im Haus Drei untergebracht, später wurde er auf die Zwei verlegt. Ich denke, es ist das Beste, wenn Sie mit Doktor Lohhof reden. Er ist Oberarzt in der geschlossenen Abteilung.«
    »Wo können wir ihn finden?«
    »Warten Sie, ich werde ihn rufen lassen.« Doktor Dremel griff zum Telefon. »Die Sicherheitsvorkehrungen im Haus Drei verbieten jeglichen Außenkontakt. Es wäre nicht gut für die Patienten.«
    Es war ein kurzes Gespräch. Nachdem Doktor Dremel aufgelegt hatte, wandte er sich wieder Trevisan und seiner Begleiterin zu. »Doktor Lohhof wird in fünf Minuten hier sein. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    Margot Martinson und Trevisan lehnten dankend ab.
    »Ich hörte, er wurde hier eingewiesen, weil er seinen Vater umgebracht hat?«, fragte Margot Martinson nach einer Weile.
    »Das ist richtig. Doktor Terberge war vom Gericht mit der Erstellung eines Psychogramms beauftragt. Er kam zu dem Schluss, dass Sörensen zur Tatzeit unzurechnungsfähig war. Ihm wurde damals vom Gericht die weitere Behandlung übertragen.«
    »Galt Sörensen als therapierbar?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Aber Doktor Lohhof wird Ihnen diese Frage sicherlich beantworten können«, erwiderte Doktor Dremel.
    Es klopfte. Ein kleiner Mann im weißen Kittel betrat das Zimmer. Trevisan schätzte ihn auf nicht mehr als 1,60 Meter. Die grauen, nackenlangen und wuscheligen Haare hingen wirr von einem viel zu großen Kopf herab. Trevisan kam der Mann bekannt vor, doch er wusste nicht, woher.
    Doktor Dremel bat die Anwesenden in der Ecke des Besprechungszimmers Platz zu nehmen. Er selbst zog sich seinen Schreibtischstuhl heran. Dann erklärte er seinem Kollegen, um was es ging. Die

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