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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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allgemein gültigen Grundsätze. Vieles basiert auf Erfahrungswerten und Hypothesen. Ich weiß, dass viele Menschen das nicht verstehen, aber es gibt keine grünen Pillen gegen Depressionen, keine roten Pillen gegen Psychosen und keine gelben Pillen gegen Debilität. Schluck sie und alles ist wieder in Ordnung. Das ist nicht der Weg. Ich weiß, die Heilungschancen sind sehr begrenzt. Viele dieser Menschen sind auf eine Mischung von Tabletten und Medikamenten angewiesen, damit sie wenigstens ein kleines Stück Lebensglück empfinden können. Aber sollen wir sie deshalb einfach nur wegsperren? Im Dritten Reich gab es keine Probleme. Alles, was außerhalb der Norm lag, wurde umgebracht oder landete in den Behandlungszimmern der Doktoren. Doktor Mengele, der Name wird Ihnen wohl noch etwas sagen, war darin Spezialist. Wollen Sie, dass diese Zeit wieder zurückkehrt?« Margot Martinsons Stimme klang energisch.
    »Entschuldigen Sie. Ich habe nicht richtig nachgedacht«, sagte Trevisan verlegen.
    »Schon gut«, antwortete sie knapp.
    Ein kleiner schmächtiger Mann fegte vor dem Gebäude den Boden. Er trug einen blauen Overall und grinste Trevisan aus einem unförmigen Gesicht an. Als Trevisan an ihm vorüberging, sah er in seine Augen. Der Mann lächelte und sagte: »Ein sehr schöner Tag. Ich fege hier. Ich bin Freddy. Ich freue mich, dich zu sehen.«
    Trevisan nickte ihm freundlich zu. Zögernd blieb er stehen und schaute dem Mann bei seiner Arbeit zu.
    Margot Martinson wartete vor dem Eingang. »Sehen Sie, das meine ich damit«, sagte sie. »Er sieht glücklich aus. Er lebt in seiner eigenen Welt und nimmt sie ungeheuer wichtig. Das ist auch eine Form von Existenz. Nur weil er in unseren Augen kein normales Leben führt, haben wir kein Recht über ihn zu urteilen.«
    Trevisan waren seine achtlos dahergeredeten Worte peinlich. Er begriff, wie gemein und hinterhältig sie für jemanden wie Margot Martinson klingen mussten.
    Gemeinsam betraten sie das Gebäude und gingen zum Empfangspult. »Trevisan ist mein Name. Ich bin von der Wilhelmshavener Kripo. Doktor Dremel erwartet mich.«

 
     
34
    Dietmar Petermann war mit Monika Sander und zehn uniformierten Polizisten von Altgarmssiel in Richtung Sophiensiel gefahren. Ein Kollege von der Polizeistation Wangerland in Hohenkirchen hatte sich zu ihnen gesellt. Der junge Polizist wohnte in Friederikensiel und kannte sich in der Gegend bestens aus. Monika hatte die Karte auf ihre Knie gelegt und hielt nach eingezeichneten Wegen und Gebäuden Ausschau. Der uniformierte Kollege wusste, um was es ging. Fieberhaft hatte er überlegt, wo sich ein flüchtiger Verbrecher in dieser Gegend verstecken konnte. Ihm war sofort der alte Baderhof zwischen Sophiensiel und Mederns eingefallen. Sie hatten den Hof umstellt und durchsucht. Doch es gab nicht die geringste Spur. In dem alten und verfallenen Bauernhof hatte schon seit Jahren niemand mehr gelebt.
    Nach dem Mittagessen in einem Gasthaus in Sophiensiel hatten sie sich in Richtung Westen aufgemacht. Ihr Weg führte sie durch eine Dünenlandschaft. Kleine Wasserkanäle durchzogen das Land. Einfache Holzstege führten darüber und Monika Sander war jedes Mal froh, wenn sie eine der baufällig wirkenden Brücken hinter sich gelassen hatten.
    »Da vorne müssen wir rechts in den kleinen Weg abbiegen«, sagte der Kollege und zeigte mit dem Finger die Richtung an. Dieter nickte und setzte den Blinker. Der Polizeibus folgte.
    »Also, viel werden wir dort nicht mehr finden. Das Gebäude ist mal in Brand geraten. Die gesamte Westfront wurde ein Raub der Flammen. Außerdem ist der Dachstuhl eingestürzt. Nachdem der alte Hartmann starb, hat sich nie mehr jemand aus der Familie hier blicken lassen.«
    »Trotzdem werden wir nachschauen«, erwiderte Dietmar. Er war froh, dass er seine schwere Grippe überwunden hatte und sich endlich wieder an der Suche nach dem Mörder beteiligen konnte.
    Als sie die Dünen hinter sich gelassen hatten und der Weg einen scharfen Rechtsbogen beschrieb, sahen sie von weitem schon die Reste der verfallenen Hartmann-Villa. Ein düsteres und dunkles Holzgebäude, von dem wirklich nicht mehr viel übrig geblieben war. Langsam kamen sie näher. Vor dem Schuppen stoppte Dietmar den Wagen.
    Von der ehemaligen Villa standen nur noch drei Wände. Teile des Daches waren eingestürzt und hatten das Obergeschoss mit sich gerissen. Dietmar stand vor dem Haus und schaute sich um. Verkohlte Holzbalken lagen neben dem Gebäude. Es

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