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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Reihe an ihm. Träne für Träne, Blut für Blut und Leben für Leben.
    Gestern Mittag war er an einer Kirche vorbeigekommen. Er war hineingegangen. Er liebte den abgestandenen Geruch von Schweiß, kaltem Rauch und Kerzenwachs. Früher war er oft in die Kirche gegangen. In die kleine Kirche direkt neben dem Zaun. Durch die bunten Fenster war das Licht in allen Farben des Regenbogens gefallen. Manchmal blieb er stundenlang auf der harten Holzbank sitzen, schloss die Augen und träumte. Dorthin waren sie ihm nicht gefolgt. Dort hatte er seine Ruhe. Es war ein heiliger Ort, an dem der Mensch alleine mit Gott sein konnte. Sie wussten, dass sie diese Zweisamkeit nicht stören durften. Deshalb blieben sie fern. Sie achteten die Regeln, denn sie waren nahe bei Gott. Er hatte gebetet. Über eine Stunde. Dann hatten Menschen die Kirche betreten. Er war aufgestanden und gegangen.
    Gottesdienste hasste er. Diese Pfaffen, die vor dem Altar die Worte Gottes herunterleierten und nur daran dachten, diese lästige Pflicht so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, waren doch alle gleich. Ihr Glaube war oberflächlich und stumpf. Sie lebten nicht wirklich nach den heiligen Regeln. Er hatte viele von ihnen kennen gelernt. Kein Einziger war ihm begegnet, der Gott so nahe war wie er selbst.
    Als er die Kirche verlassen hatte, war er in sein Versteck zurückgekehrt und hatte auf die Nacht gewartet. Die Dunkelheit war sein Verbündeter. Er konnte es überhaupt nicht verstehen, dass sich so viele Menschen vor der Nacht fürchteten.
    Ein Wagen näherte sich. Er duckte sich tief in den Fahrersitz. Doch niemand nahm von ihm Notiz.
    Er hatte Zeit. Die Putzfrau war vor zwei Stunden gegangen. Er brauchte sich nicht zu beeilen.
    *
    »Wir sind ihm so dicht wie noch nie auf den Fersen«, sagte Dietmar Petermann und trommelte mit seinen Fingern auf den Tisch. »Trotzdem fassen wir ihn nicht. Das ist doch verrückt.«
    »Zumindest wissen wir jetzt, wie er reagieren wird, falls wir ihn zu Gesicht bekommen«, erwiderte Trevisan müde.
    »Und wenn er wirklich schon längst verschwunden ist? Nach Holland oder über den Kanal?«
    »Er ist noch hier. Er ist noch nicht an seinem Ziel.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der letzte Name auf seiner Todesliste ist er selbst. Ihm liegt daran, dass seine Leichen gefunden werden. Warum sollte er also seine eigene Leiche verstecken? Wäre er tot, hätten wir seine Leiche längst gefunden. Das bedeutet, dass er noch einen anderen Namen auf seiner Liste führt.« Trevisan fuhr herum, als die Tür aufgestoßen wurde. Monika kam atemlos in das Zimmer gestürzt. Einen Augenblick lang dachte Trevisan, dass wieder eine Leiche gefunden worden war.
    »Hier wurde ein Wagen aus dem Parkhaus am Bahnhof gestohlen!«, sagte sie aufgeregt.
    »Sörensen?«
    »Es könnte passen. Wilhelmshaven und Wittmund liegen nicht weit auseinander. Außerdem ist der Bahnhof in Wittmund nicht weit vom Fundort des Polos entfernt. Diesmal geht es um einen Renault Clio mit Wilhelmshavener Kennzeichen. Der Wagen war für längere Zeit dort abgestellt. Das Parkticket galt bis zum 21. Juli. Der Besitzer ist früher zurückgekehrt.«
    »Das könnte bedeuten, dass Sörensen noch nicht weiß, was wir wissen. Hast du die Fahndung …«
    »Ich bin nicht erst seit gestern bei der Polizei«, fiel sie Trevisan ins Wort und lächelte.

 
     
35
    Wieder einmal hatten sie sich alle an diesem Morgen im Besprechungsraum versammelt. Die Fahndung nach dem gestohlenen Wagen lief auf Hochtouren.
    Der Bericht der Kollegen aus Norden war eingetroffen. Hanna Sörensen war zweifellos ermordet worden. Der Gerichtsmediziner hatte Spuren von Badewasser in ihren Lungen gefunden. Verletzungsspuren am Kopf bestätigten den Eindruck. Jemand hatte sie gewaltsam ertränkt, und dieser Jemand konnte kein anderer als Sven Sörensen gewesen sein. Seine Fingerabdrücke hatten sich im ganzen Haus befunden. Anschließend hatte er sie in ihrem Bett aufgebahrt.
    Trevisan las in der Ermittlungsakte, dann warf er den Ordner ärgerlich auf den Tisch. »Hansen für die Schwester, Grevenstedt für den Vater, Lüdke für den Bruder. Seine Mutter starb laut Untersuchung der Gerichtsmedizin bereits Anfang Mai. Für wen ist er jetzt auf der Jagd? Es muss in diesen Akten stehen!«
    »Es war aber niemand mehr an der Rettungsaktion beteiligt. Alle sind tot«, gab Monika zu bedenken.
    Margot Martinson blickte auf. »Vielleicht ist der nächste Tote für ihn selbst.«
    »Aber wer kann es sein?«, fragte

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