Der Tod kommt in schwarz-lila
Schussfeld zur Straße und auch die Rückfront des Gebäudes ist gut einzusehen. Die einzige Deckung, die wir nutzen können, sind die Bäume im Westen. Wir werden aus zwei Richtungen vorgehen. Er kann nicht beide Seiten kontrollieren.«
Beck nickte zufrieden.
»Was macht Sie eigentlich so sicher, dass er sich zur Wehr setzen wird?«, fragte Trevisan.
»Was erwarten Sie von einem Psychopathen?«, warf Ganter ein.
»Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie mehr wissen als wir?«, hakte Trevisan nach.
»Wir waren eine lange Zeit an dem Kerl dran«, erwiderte Ganter. »Es hatte den Anschein, dass er etwas vorbereitete. Plötzlich tauchte er ab. Als wir euer Fahndungsplakat sahen, wussten wir sofort, warum er sich aus dem Staub gemacht hat.«
»Haben Sie eine Idee, warum er ausgerechnet einen Rentner auf Wangerooge ermordet?«, schob Trevisan nach.
»Ich habe keinen blassen Schimmer, aber ich hoffe, wir werden es von ihm erfahren«, schloss Ganter.
Riederberg hatte inzwischen seine Mannschaft um sich versammelt.
*
Sie waren mit dem Wagen bis nach Norden gefahren und hatten von dort aus die Fähre hinüber nach Norderney genommen. Der Bootsverleih lag unweit des Hafens am großen Steindamm. Herbert Kriegisch, der Inhaber des Geschäftes, erwartete sie bereits. Kriegisch war um die fünfzig. Der Wind hatte sein Gesicht gegerbt und die weißen Haare flatterten im rauen Wind.
Till Schreier hatte zwar auf dem Nordener Polizeikommissariat die Akte studiert, doch unter diesen Umständen war ein Gespräch mit Kriegisch unumgänglich. Vielleicht gab es auch hier Erkenntnisse, die das Bild der Tat und auch des Täters vervollständigten.
Kriegisch begrüßte die beiden und führte sie in sein Büro. »Ist es nicht etwas ungewöhnlich, dass sich die Kriminalpolizei aus Wilhelmshaven für einen Diebstahl auf Norderney interessiert?«
»Wir ermitteln in einem Fall, bei dem dieser Diebstahl womöglich eine Rolle spielen könnte«, antwortete Tina Harloff ausweichend.
»Ich weiß, es geht um die Morde an den Seeleuten.« Kriegisch blickte Tina mit sorgenvoller Miene an. »Sie brauchen mir nichts vorzumachen. Die Geschichte beschäftigt hier die ganze Gegend. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich die Leute nicht darüber reden höre.«
»Sie haben recht«, gab Till Schreier zu. »Es geht um die Morde auf dem Fischkutter. Wir versuchen, den Weg des Täters nachzuvollziehen, und der gestohlene Scooter passt möglicherweise ins Bild.«
»Sie meinen, der Verbrecher hat meinen Scooter benutzt, um an Bord zu gelangen?«
»Wäre das denn möglich?«
Kriegisch überlegte. »Wenn der Kutter nur viertel oder halbe Fahrt macht und nicht allzu weit vom Ufer entfernt ist, dann kann der Scooter durchaus mithalten. Für längere Strecken ist er natürlich nicht geeignet.«
»Wie lief die Sache ab, ich meine, so ein großes Ding kann man doch nicht einfach in die Tasche stecken?«, fragte Till.
»Genau das will mir noch immer nicht in den Kopf. Ich hatte an diesem Tag eine Tauchgruppe aus Bayern, alles Feuerwehrtaucher in Ausbildung. Ich arbeite oft mit den Feuerwehren und der Seerettung zusammen. Die Gruppe lieh ein Boot und nahm auch den Scooter mit. Sie brachten das Boot und den Scooter am Abend wieder zurück und legten am kleinen Steg an. Nachdem ich dem Tauchlehrer im Büro die Quittung ausgestellt hatte und zurück zum Boot kam, fehlte der Scooter. Es kann nur jemand mit einem anderen Boot gewesen sein.«
»Haben Sie jemanden gesehen, oder war jemand in der Nähe?«
»Das haben Ihre Kollegen auch schon gefragt. Aber ich kann es nicht sagen. Die Tauchgruppe ging hinüber ins Strandcafé, ihr Führer blieb bei mir. Wir redeten noch eine Weile. In dieser Zeit war niemand am Landesteg. Wissen Sie, außerhalb der Saison ist der Hafen meist menschenleer.«
»Wie genau muss man sich so ein Gerät vorstellen?«, fragte Tina neugierig.
Kriegisch zögerte nicht lange und bat die beiden, ihm ins Lager zu folgen. In der Halle stand ein weiterer Scooter neben einem Regal.
Das Gerät war etwa einen Meter lang und hatte ein ordentliches Gewicht, wie Till merkte, als er ihn versuchsweise anhob. »Da muss man aber fast zu zweit sein«, presste er angestrengt hervor, als er den Scooter wieder absetzte.
»Der hier hat einen großen Motor, der gestohlene war leichter«, wandte Kriegisch ein.
Sie verabschiedeten sich von Herbert Kriegisch und fuhren mit der Fähre zurück nach Norden. »Ich bin sicher, er war es«, sagte Till, als sie
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