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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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an der Reling standen und hinaus auf das unruhige Wasser blickten.
    »Was meinst du damit?«
    »Am 16. April klaut der Kerl eine Harpune, einen Tag später den Scooter. Ein Boot scheint er selbst zu besitzen und den Taucheranzug samt Ausrüstung hat er sich schon früher besorgt. Einen Monat später fährt er mit dem Scooter hinaus und schleicht sich an Bord eines Kutters. Dort ermordet er drei Fischer und verschwindet im Nichts. Dieser Kerl muss alles bis ins Detail geplant haben. Er hat gewusst, wo er sich alles besorgen kann. Wahrscheinlich ist er sogar aus dieser Gegend.«
    »Und warum ist er nicht mit dem Boot zum Kutter hinausgefahren?«
    »Dann hätten sie ihn vielleicht bemerkt oder erkannt«, antwortete Till.
    *
    Sie näherten sich von zwei Seiten. Zwei VW-Busse fuhren über den Verbindungsweg nach Waddewarden, ein weiterer benutzte einen ausgefahren Feldweg, der etwa einhundert Meter hinter dem Gebäude verlief. Die Männer waren vermummt und trugen ihre schusssicheren Westen. Sie rechneten mit Widerstand und waren sich der Gefahr bewusst.
    Kurz vor dem Gebäude bog einer der weißen Busse in das Gelände ab. Sechs schwer bewaffnete Polizisten hasteten aus dem Wagen und suchten sofort Deckung hinter den Bäumen. Langsam arbeiteten sich vier Beamte auf den Schuppen zu. Die beiden anderen hatten ihre Maschinenpistolen im Anschlag und beobachteten das Haus. Noch war dort keine Regung zu erkennen.
    Der andere VW-Bus war unterdessen am Gebäude vorbeigefahren und hatte kurz dahinter angehalten. Diese Beamten hatten es ungleich schwerer, denn an der Nordseite gab es nichts, hinter dem sie Deckung hätten finden können. Riederberg selbst führte diese Gruppe. Sie drückten ihre Körper gegen den sandigen Boden und warteten, bis auch die dritte Gruppe über Funk ihre Bereitschaft signalisierte. Sie hatten den weitesten Weg. Hundert Meter über freies Feld mussten sie zurücklegen, um an die Rückseite des Gebäudes zu gelangen. Niemand wusste, wie Bartel reagieren würde. Niemand wusste, über welche Bewaffnung er verfügte.
    Endlich meldete der Führer der dritten Gruppe, dass sie in Stellung gegangen waren. Noch war alles ruhig. Riederberg richtete sich auf. Er hatte sich ein Megaphon um den Hals gehängt. Es knackte laut, als er den Lautsprecher einschaltete.
    »Henning Bartel! Hier spricht die Polizei. Wir haben das Haus umstellt. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Ansonsten werden wir Gewalt anwenden!« Riederbergs Stimme war klar und verständlich. Er war sich sicher, dass Bartel ihn gehört haben musste, doch es blieb ruhig. Keine Bewegung war im Haus zu erkennen. An beiden Fenstern waren die Fensterläden geschlossen.
    Einige Minuten verstrichen, ehe Riederberg seine Aufforderung wiederholte.
    *
    Trevisan blickte durch das Fernglas. Er war mit Beck und den anderen am Ortsrand von Sillenstede zurückgeblieben. Ferngläser kreisten. Riederbergs zweite Aufforderung war verklungen, doch außer ein paar Vögeln war nichts weiter zu hören.
    »Das ist doch alles Blödsinn. Wir hätten mit ihm sprechen sollen«, sagte Trevisan.
    Beck räusperte sich. »Können wir sicher sein, dass es wirklich kein Schlupfloch gibt?«, fragte er den Beamten, der neben ihm stand. Es war einer der Kollegen, die bereits seit dem frühen Morgen Beobachtungsposten bezogen hatten.
    »Er kam gestern Abend gegen neun Uhr nach Hause und verschwand im Haus«, antwortete der Kollege. »Seitdem hat sich dort nichts mehr gerührt. Er ist sicher noch drin. Das Auto steht im Schuppen.«
    Beck nickte. Er blickte Trevisan fragend an. »Er wird es doch nicht versuchen?«
    »Was meinst du?«
    »Na, er wird es doch nicht darauf ankommen lassen«, erwiderte Beck und blickte nervös auf seine Armbanduhr.
    Der Wind wehte Riederbergs Worte herüber. Die dritte Aufforderung. Danach würden sie vorrücken.
    »Der Kerl ist wohl lebensmüde. Hoffentlich geht das gut«, sagte Beck und hob das Fernglas vor die Augen.
    Trevisan fluchte. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er hasste diese ungewissen Situationen. Er war der Überzeugung, dass Bartel mit einem einzelnen Mann, ihm selbst, geredet hätte. Doch bei diesem Aufgebot an Einsatzkräften war eine Kurzschlussreaktion nicht auszuschließen.
    Trevisan fuhr zusammen, als ein lauter Knall zu ihm herübergeweht wurde.
    »Der Kerl ist anscheinend völlig von der Rolle«, rief Beck entrüstet und presste sein Glas an die Augen.
    Viel war nicht zu erkennen. Vermummte Gestalten schlichen auf das Haus

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