Der Tod kommt in schwarz-lila
zu.
*
Die dritte Aufforderung Riederbergs war verhallt. Er hatte das Megaphon neben sich auf den Boden gelegt, als der Schuss die Stille zerrissen hatte. Im Haus war noch immer keine Regung zu erkennen, noch immer erschien es still und friedlich.
»Wer hat geschossen?«, brüllte Riederberg in das kleine Mikrophon. Er erhielt keine Antwort. Hastig wiederholte er seine Frage.
»Wir brauchen einen Krankenwagen!«, dröhnte es plötzlich aus dem kleinen Lautsprecher.
»Wer sagt das, wohin?«
»Dritte Gruppe! Dritte Gruppe! Ein Mann angeschossen. Schnell!«, bekam er von seinem Gruppenführer zur Antwort.
Er blickte auf das Haus. »Achtung, hier Einsatzleiter an alle Positionen. Zielperson hat geschossen, wiederhole: Zielperson hat auf uns geschossen. Sofortiger Zugriff!«, wies er seine Männer an. Ein weiterer Schuss fiel. Riederberg sprang auf und rannte auf das Haus zu. Zwei Mann folgten ihm, während die anderen liegen blieben und mit ihren Maschinenpistolen das Haus anvisierten. Auch die anderen Gruppen rückten vor. Von drei Seiten stürmten schwer bewaffnete Polizisten auf das Haus zu. An den Hauswänden angelangt, gingen sie sofort in Deckung und richteten ihre Waffen auf die Fenster.
Niemand wusste, wo sich Bartel aufhielt und von wo aus er geschossen hatte. Die Sondereinsatzbeamten gingen routiniert an ihr Werk. Vier Mann schlichen sich auf die Eingangstür zu und bezogen daneben Stellung. Sie gaben sich ein Zeichen. Ein Beamter erhob sich und trat mit voller Wucht gegen die Haustür. Die alte Holztür gab sofort nach. Mit einem lauten Knall schlug sie gegen die Wand des Flurs. Riederberg war ebenfalls an der Tür angekommen. Zusammen mit einem Kollegen betrat er das Haus. Die Waffe hielt er im Anschlag. Ein langer und schummriger Flur lag vor ihnen. Rechts und links befanden sich ein paar Türen. Hinter jeder konnte Bartel mit einer Waffe im Anschlag lauern. Auf Riederbergs Zeichen rückten die Beamten vor. Riederberg sicherte den Vormarsch. Als sie an der ersten Tür angelangt waren, gingen sie wieder in Position. Die Kollegen behielten unterdessen die anderen Türen im Auge. Riederberg drückte die Tür auf. Es war die Küche. Vorsichtig durchsuchten sie den Raum. Er war leer. Dann nahmen sie sich das nächste Zimmer vor. Von Bartel keine Spur. Nach und nach durchsuchten sie Raum um Raum, bis sie das Erdgeschoss unter Kontrolle hatten.
»Wir machen mit dem Keller weiter!«, befahl Riederberg. Die Kellertür befand sich am Ende des Flures. Zwei Beamte ließen sie an der Treppe ins Obergeschoss zurück. Der Keller bestand aus zwei großen Räumen. Die schwache Glühlampe erhellte den Eingang nur spärlich. Nur ein paar verschlossene Kisten befanden sich dort.
»Er muss oben sein«, sagte Riederberg, nachdem sie den Keller gründlich durchsucht hatten.
Der Weg nach oben war gefährlich. Riederberg selbst ging voran. Wenn Bartel oben an der Treppe lauerte, dann konnte es brenzlig werden. Doch sie schafften es, unbehelligt ins Obergeschoss zu gelangen. Vom Gang zweigten vier Türen ab. Ein kleines Schild verriet, dass die erste ins Badezimmer führte. Ein Beamter drückte die Klinke herunter. Die Tür war verschlossen. Riederberg legte seinen Finger auf den Abzug seiner MP. Er war sicher, dass Bartel sich hier verschanzt hatte. Warum sollte sonst das Badezimmer abgeschlossen sein?
Sie verständigten sich mit Handzeichen. Ein Kollege erhob sich und stellte sich vor die Tür. Dann trat er mit seinem Stiefel kräftig gegen das Türblatt, um einen kurzen Augenblick später hinter der Wand wieder in Deckung zu gehen. Die Tür flog auf. Holzsplitter fielen im hohen Bogen zu Boden. Riederberg war der Erste, der in den Raum stürmte. Dann blieb er stehen, als wäre er mitten in seiner Bewegung eingefroren.
*
Die Zeit schien stillzustehen. Trevisan fuhr sich nervös durch die Haare. Die Ungewissheit nagte an ihm. Ein zweiter Schuss war gefallen. Trevisan sorgte sich um die Kollegen. Sicher, sie waren ein eingespieltes Team und trainierten solche Situationen. Doch dies hier war bitterer Ernst. Er fühlte einen unangenehmen Druck in der Magengegend.
Er sah sich um. Nervös lief Beck in der Nähe eines Streifenwagens auf und ab. Ihm schien es keinen Deut besser zu gehen.
»Krankenwagen und Notarzt sofort zum Objekt«, drang plötzlich Riederbergs Stimme aus dem Funkgerät. Trevisan zuckte zusammen. Ein paar Sekunden später fuhr der Notarztwagen an ihm vorbei. Der Krankenwagen folgte. Irgendetwas war schief
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