Der Tod kommt in schwarz-lila
Abschlussball der Tanzschule. Er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Als er vor dem Fahrstuhl wartete, begegnete ihm Monika Sander. Sie sah erschöpft aus.
»Und, habt ihr schon etwas in Erfahrung gebracht?«, fragte Trevisan gespannt.
»Das gleiche wie gestern. Wir haben heute drei Tauchschulen und sieben Tauchclubs abgeklappert. Keiner kennt den Mann auf dem Phantombild. Keiner kennt den Wagen und an einen jungen Mann, dem ein Finger an der Hand fehlt, kann sich auch niemand erinnern.«
»Wie viele Tauschschulen habt ihr noch offen?«
»Zwanzig bis dreißig Adressen sind noch nicht überprüft. Wir fahren morgen noch einmal hinaus. Aber langsam glaube ich, dass alles umsonst ist.«
»Er ist aus dieser Gegend und er ist Taucher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich das Tauchen alleine beigebracht hat. Also muss er es irgendwo gelernt haben«, antwortet Trevisan voller Überzeugung.
»Manchmal glaube ich wirklich, dass wir ein Phantom jagen. Vielleicht ist er längst schon über alle Berge«, antwortet Monika mutlos.
25
Der Wecker riss Trevisan aus einem unruhigen Schlaf. Sein Kopf schmerzte. Er ging ins Badezimmer und duschte, da klingelte das Telefon. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Hatte der Wangerland-Mörder wieder zugeschlagen?
Er atmete auf, als er Angelas Stimme hörte.
»Wenn du dich nicht meldest, dann muss ich es wohl tun«, sagte sie bissig.
Trevisan hatte ein schlechtes Gewissen. Am vergangenen Sonntag war er so müde gewesen, dass er sich am Abend auf die Couch gelegt hatte und eingeschlafen war. Angela hatte ihn schlafen lassen. Sie war nach Westerstede zurückgefahren und hatte ihm eine Nachricht hinterlassen. Er sollte sie zurückrufen, doch er hatte es die ganze Zeit über vergessen. Er entschuldigte sich dafür.
»Ich verstehe, du hast jetzt bestimmt viel um die Ohren. Ich hoffe, dass ihr den Kerl endlich schnappt, bevor ich mir noch einen anderen Begleiter suchen muss.«
»Das nächste Wochenende gehört uns«, versprach Trevisan feierlich. »Wir werden schön essen gehen und danach das Nachtleben genießen.«
»Und wenn er wieder zuschlägt, werde ich sitzen bleiben und auf deine Rechnung die Speisekarte von oben nach unten durchprobieren«, antwortete sie belustigt. »Also dann, bis übermorgen.«
Trevisan fuhr mit seinem Wagen zur Arbeit. Paula schlief noch. Sie hatte die ersten beiden Stunden frei, weil ein Lehrer erkrankt war.
Kurz vor acht parkte er auf dem Inspektionsparkplatz. Als er zum Eingang hinüberging, begegnete ihm Margot Martinson. Sie lächelte ihm freundlich zu und wünschte einen guten Morgen.
Trevisan schaute in den grauen Himmel. »Ich weiß nicht, ob dies ein guter Morgen wird. Es sieht nach Regen aus.«
Martinson nickte.
»Haben Sie heute etwas vor?«, fragte er, als sie den Fahrstuhl betraten. Sie verneinte.
»Wollen Sie mich begleiten? Wir fahren nach Norden.«
»Wenn Sie heute besser fahren als gestern, dann gerne«, antwortete sie lächelnd.
»Gut, dann in einer Stunde in meinem Büro … und Entschuldigung wegen meiner ruppigen Art. Übrigens, mit Ihrer Theorie haben Sie die Ermittlungen in einem neuen Licht erscheinen lassen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Trevisan den Fahrstuhl.
*
Auf seinem Schreibtisch fand er eine Nachricht von Monika Sander. Dietmar Petermann war weiterhin krank. Trevisan nahm es zur Kenntnis. Auch er fühlte sich krank, doch er konnte es sich nicht leisten, einfach zu Hause zu bleiben. Er las die Morgenzeitung, das Wilhelmshavener Tageblatt. Auf der Titelseite befand sich ein Bericht über die Morde im Wangerland. Als Trevisan die zweite Seite aufblätterte, traute er seinen Augen nicht. Ein Interview war darin abgedruckt. Ein Interview mit Kriminalhauptkommissar Martin Trevisan. Gespannt las er die Zeilen. Zornesröte stieg in sein Gesicht. Trevisan ratlos, keine Ansatzpunkte, veraltete Polizeimethoden, keine Garantien seitens der Polizei für die Bürger im Wangerland. Der Mörder schlägt wieder zu. Jeder kann der Nächste sein. Woher hatten die Medien nur diese Weisheiten? Jörg Schulze vor Ort, stand unter dem Bericht.
»Dieser gemeine Kerl hat sich meine Antworten so zurechtgelegt, wie er es brauchte«, fluchte Trevisan. Der Artikel malte ein düsteres Bild und ließ kein gutes Haar an der Polizei. Trevisan kochte. Am liebsten wäre er ins Auto gestiegen und in die Redaktion gefahren. Er fuhr zusammen, als es an seiner Tür klopfte.
Kriminaldirektor Beck kam herein, in seiner
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