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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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hinabrannen. Er ließ sich die Unterhaltung mit Margot Martinson durch den Kopf gehen.
    Das Telefon klingelte. Kriminaldirektor Beck war am Apparat.
    »Ich habe nur wenig Zeit«, sagte Trevisan.
    »Ich will auch nur wissen, ob du schon weitergekommen bist.«
    »Wir können nicht hexen«, benutzte Trevisan Kleinschmidts Floskel.
    »Wir haben gleich eine Pressekonferenz und stehen mit leeren Händen da«, seufzte Beck. »Das sieht überhaupt nicht gut für uns aus.«
    »Da kann ich dir auch nicht helfen«, entgegnete Trevisan.
    Es war halb zehn, als er in den Konferenzraum ging. Margot Martinson hatte sich zwei Stühle zusammengeschoben und ihre Füße hochgelegt. Sie schien vollkommen entspannt und hielt ihre Augen geschlossen. Obwohl Trevisan den Raum betrat, zeigte sie keine Regung.
    »Schlafen Sie?«, fragte Trevisan und blickte sie abschätzend an.
    Sie öffnete die Augen. »Ich denke nach.«
    Trevisan lächelte.
    »Sie scheinen mir nicht zu glauben, aber es stimmt wirklich. Je entspannter Sie sich fühlen, umso besser arbeitet Ihr Gehirn. Sie müssen es selbst mal versuchen.«
    »Ich dachte mir schon immer, dass Psychologen selbst ihre besten Kunden sind«, antwortete Trevisan.
    »Haben Sie sich in der letzten Zeit Ihrem Geist und Ihrem Körper gewidmet?«
    Trevisan blickte sie ratlos an. »Ich habe dafür keine Zeit. Ich muss eine Mordserie aufklären«, antwortete er abfällig.
    Margot Martinson richtete sich auf. »Sie lehnen wohl alles ab, was Ihnen fremdartig erscheint? Ist das Ihre Art, mit dem Leben klarzukommen?«
    Trevisan setzte sich. »Wie meinen Sie das?«
    »Genauso, wie ich es sage.«
    »Dann haben Sie ein falsches Bild von mir«, erwiderte er. »Ich entspanne meist bei einem heißen Bad. Da kommen mir auch die besten Gedanken.«
    Margot Martinsons Armbanduhr piepste. »Es ist Zeit. Wir müssen nach oben!«
    *
    Eine ganze Stunde dauerte die Unterredung mit Oberstaatsanwalt Brenner. Gemeinsam legten sie die Strategie fest.
    Als Trevisan den kleinen Saal im Erdgeschoss betrat, sah er die vielen wartenden Journalisten vor dem Portal. Der Platz im Foyer würde kaum reichen. An der Stirnseite des Raumes waren drei Tische zusammengeschoben. Eine Lautsprecheranlage war installiert worden. Fünf Stühle standen hinter den Tischen. Trevisan ging auf den äußersten zu, doch dann sah er die Namensschilder an den Plätzen stehen. Oberstaatsanwalt Brenner nahm in der Mitte Platz. Jung von der Presseabteilung saß zu seiner Linken. Margot Martinson setzte sich rechts neben Trevisan. Zuletzt setzte sich die PI-Leiterin auf den noch verbliebenen Stuhl.
    Als zwei Polizisten draußen die Türe öffneten, war es, als ob man eine Schleuse flutete. Der kleine Saal schien überzuquellen. Die dreißig bereitgestellten Stühle reichten bei weitem nicht aus. Trevisan beobachtete das bunte Treiben. Er schüttelte den Kopf. Im Saal wurde es langsam heiß. Jung begrüßte die anwesenden Journalisten und erteilte Oberstaatsanwalt Brenner das Wort. Brenner verlas die vorgefertigte Pressemitteilung. Das Phantombild wurde präsentiert, ein weitere vorgefertigte Pressemitteilung verlesen, dann stellte sich Brenner den Fragen der Journalisten. Direkten Fragen nach den Ermittlungsergebnissen wich er aus. Als Jung die Pressekonferenz beenden wollte, brach ein Sturm der Entrüstung los. Ein Stimmengewitter prasselte auf Trevisan nieder. Er musste an die Möwen auf Wangerooge denken.
    »Es werden keine weiteren Fragen beantwortet!«, rief der Pressesprecher immer wieder in das Mikrophon. Doch seine Stimme ging trotz der elektronischen Verstärkung unter. Ratlos blickte Jung den Oberstaatsanwalt an. Brenner erhob sich und forderte die Anwesenden mit ausgebreiteten Händen zur Ruhe auf. Langsam wurde es leiser.
    »Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, mehr zu erfahren«, rief einer der Journalisten.
    »Sie müssen verstehen, jede weitere Auskunft würde den Ermittlungserfolg gefährden«, brüllte Brenner in die unruhige Menge. »Bitte haben Sie dafür Verständnis.«
    Ein Reporter erhob sich. »Stimmt es, Herr Trevisan, dass Ihnen der Fall wegen Unfähigkeit entzogen wurde?«, rief er laut.
    Gespannte Stille breitete sich aus.
    »Was sagen Sie dazu, Herr Trevisan? Wer leitet jetzt die Ermittlungen?«, setzte der Reporter nach. Alle Augen waren auf Trevisan gerichtet. Selbst Brenner und die Polizeichefin schauten ihn erwartungsvoll an. Trevisan spürte die Blicke auf sich ruhen.
    »Warum antworten Sie nicht?«, tönte es erneut aus

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