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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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aber nichts.
    Letztendlich sagte ich nur: »Ist das Bier kalt genug?«
    »Genau richtig.«
    Ich konnte kaum atmen, als ich die Tüten leerte und die Sachen in meinen Vorratsschrank stellte. Ryan schaute mir schweigend zu, spürte, was für ein Schlag sein plötzliches Auftauchen für mich war. Wusste, dass ich ein echtes Gespräch erst anfangen würde, wenn ich bereit dazu war. Oder eben gar nicht.
    Von Anfang an hatte ich mich auf beinahe überwältigende Art zu diesem Mann hingezogen gefühlt, und anfangs widerstand ich noch, doch später gab ich nach. Schon beim ersten Mal war es mehr als nur Sex oder das sichere Rendezvous am Samstagabend. Ryan und ich hatten Stunden miteinander verbracht, Tage, hatten alte Filme angeschaut, vor dem Feuer gekuschelt, gestritten und diskutiert, hatten Händchen gehalten und lange Spaziergänge gemacht.
    Obwohl wir nie zusammengewohnt hatten, waren wir uns so nahe gewesen, wie zwei Menschen es nur sein können. Wir hatten geheime Witze ausgetauscht und kindische Spielchen gespielt, die sonst niemand verstand. Noch immer, wenn ich die Augen
schloss, hatte ich deutlich vor mir, wie sein Rücken in seine Hüften überging, wie er sich durch die Haare strich, wenn er frustriert war, wie er roch, wenn er frisch aus der Dusche kam, wie unsere Körper miteinander verschmolzen, wenn wir tanzten.
    Erinnerte mich nur allzu gut, wie mir der Atem stockte, wenn er mir nur quer durch ein Zimmer zublinzelte. Oder bei einem Ferngespräch eine schlüpfrige Andeutung machte.
    Und dann war er eines Tages einfach gegangen.
    Jetzt trank Ryan Bier in meiner Küche in Charlotte.
    Wie ich mich fühlte?
    Feindselig. Neugierig.
    Und verdammt verwirrt.
    Liebte ich ihn noch immer?
    Der Schmerz kann auch die Liebe ermüden. Und einfach war Ryan nie gewesen.
    Um ehrlich zu sein, ich auch nicht.
    Wollte ich dieses Melodram wieder in meinem Leben haben?
    Ich sah mich gezwungen, etwas zu sagen. Was?
    Die Spannung im Raum war fast mit Händen greifbar.
    Zum Glück klingelte mein Handy. Ich schaute auf die Anruferkennung. Slidell.
    Ich murmelte eine Entschuldigung, ging ins Esszimmer und schaltete ein.
    »Ja.«
    »Habe mit Evans gesprochen.«
    »Ja.«
    »Wo sind Sie?«
    »Zu Hause.«
    »Alles okay?«
    »Ja.«
    »Was? Sind Sie schon wieder krank?«
    »Nein. Was haben Sie von Evans erfahren?«
    »Na, sind wir heute aber wieder freundlich.«
    Ich hatte keine Lust, Slidells verletzte Gefühle zu besänftigen.

    »Evans?«
    »Er bleibt bei seiner Geschichte. Lingo hatte nichts zu tun mit Jimmy Klapec, war am neunten Oktober nicht in der Stadt.«
    »Haben Sie überprüft, ob der Commissioner tatsächlich in Greensboro war?«
    »Mann! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.« Kurze Pause. »Ja. Sie waren beide dort, kamen am späten Nachmittag des folgenden Tages nach Charlotte zurück.«
    »Zu spät, um Klapec zu töten und abzuladen.«
    »Wenn Funderburke sich korrekt erinnert, dass die Leiche am Morgen des Neunten aufgetaucht ist.«
    »Die Insektenindizien deuten auf ein PMI von achtundvierzig Stunden hin.«
    »Ja ja.« Skeptisch. »Die Käfer.«
    Ich war so aus der Fassung gebracht von Ryans plötzlichem Auftauchen, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    »Könnte man nicht in ein paar Stunden von Greensboro zurückfahren, jemanden umbringen, die Leiche abladen und wieder nach Greensboro fahren?«
    »Das wäre ein absoluter Weltrekord.«
    »Laut Pinder sah Gunther Klapec mit jemandem kämpfen, kurz bevor Gunther verhaftet wurde. Haben Sie gefragt, wo Lingo zu dieser Zeit war?«
    Slidell bedachte mich mit einem Augenblick vorwurfsvollen Schweigens.
    »Lingo hat den Staatssenat im Auge, also strampelt er sich ab, um genug Kohle aufzutreiben. Zwischen dem achtundzwanzigsten September und dem vierten Oktober waren er und Evans in Asheville, Yadkinville, Raleigh, Wilmington und Fayetteville. Für jeden Ort gibt es Dutzende von Zeugen.«
    »Hat Lingo einen polizeilichen Eintrag?«
    »Habe ich überprüft. Nicht mal eine Verwarnung wegen öffentlichen Spuckens.« Slidell zog Luft durch die Nase. »Aber bei Evans hab ich so ein mulmiges Gefühl.«

    »Was meinen Sie damit?«
    »Er verbirgt was.«
    Ich wollte eben weiterfragen, als ein Piepsen einen zweiten Anruf ankündigte.
    »Ich rufe Sie morgen an.«
    Ich senkte das Gerät und schaute auf das Display. O Gott. Charlie Hunt.
    Ich zögerte. Was soll’s?
    »Heute Nachmittag auf dem Friedhof hast du sehr niedergeschlagen ausgesehen.«
    »Rinaldi und ich haben viele

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