Der Tod kommt wie gerufen
in Omas Kühltruhe oder Keller?«
»Genug Blut für eine Transfusion. Der DNS-Abgleich wird zeigen, dass es von Klapec stammt.«
»Ich vermute, ein bisschen was davon könnte von Señor Schlange stammen«, sagte Ryan.
»Hat Gunther mir die Mokassinschlange auf die Schwelle gelegt? «
Slidell nickte. » Wahrscheinlich gedacht als weitere satanistische Irreführung. Oder vielleicht dachte Gunther auch, er könnte Sie damit von dem Fall abbringen.«
Ich schaute ihn nur an.
»Ja, ja«, sagte Slidell. »Vielleicht war der Kerl doch nicht so schlau.«
» Warum kam Evans gestern Abend eigentlich früher nach Hause?«, fragte ich.
»Seine Vermieterin rief ihn an. Hab doch gesagt, dass die alte Schachtel Probleme macht.«
» Warum stellte Evans sein Auto oben an der Straße ab und fuhr nicht einfach in die Einfahrt?«
» Wahrscheinlich befürchtete er, dass der Durchsuchungsbeschluss sein Fahrzeug mit einschloss. Offensichtlich überraschte er Gunther, als er sich vom Golfplatz her auf das Grundstück schlich.«
»Der dort war, um die Säge und Klapecs Kopf in der Garage zu platzieren.«
Slidell nickte wieder.
»Als Gunther erfuhr, dass wir Pinder befragt hatten, fand er es
an der Zeit, die Ware aus Omas Keller zu schaffen. Nachdem er Evans umgebracht hatte, sah er uns beide dort in der Garage. Die Sache geriet außer Kontrolle, und Gunther konnte nicht mehr klar denken. Erst zu dem Zeitpunkt kam ihm dieser Mord-Selbstmord-Plan. «
Weitere Details kamen im Verlauf des Tages heraus.
Mit sechs Jahren war Pinder bei einem Unfall mit dem Kopf gegen eine Stoßstange geprallt. Die Verletzung führte dazu, dass sie gewisse Informationen nicht mehr korrekt einordnen konnte. Zeit war ein Bereich, der ihr Schwierigkeiten bereitete. Pinder hatte sich bei den Daten geirrt, den Tag, als Gunther aus dem Gefängnis kam, mit dem Tag verwechselt, bevor er verhaftet wurde.
Wie sich zeigte, hatte Gunther/Ziegler einige Vorstrafen. Mit einer langen Liste von Falschnamen inszenierte er im Lauf der Jahre eine ganze Reihe von Betrügereien, meistens indem er ältere oder behinderte Frauen ausnahm. Auch ging er Todesanzeigen durch und lieferte den Hinterbliebenen dann Päckchen, die nur gegen Barzahlung ausgehändigt wurden. Er verhökerte Süßigkeiten, Kerzen und Popcorn für vorgeschobene Wohltätigkeitsaktionen. Verkaufte Lotterielose mit »Gewinngarantie« und gefälschte Wettscheine. Alles Kleingaunereien. Nichts Gewalttätiges. Sein jungenhaft gutes Aussehen hatte ihm dabei mit Sicherheit gute Dienste geleistet. Erst als er im August seine Medikamente absetzte, zeigte er erste Ausbrüche gewalttätigen Verhaltens.
Über Nacht war das Wetter kalt und regnerisch geworden. Für den Rest des Tages und den nächsten verkrochen Ryan und ich uns im Annex. Ryan war niedergeschlagen und still. Ich bedrängte ihn nicht. Jemanden zu erschießen, ist für einen Polizisten nie einfach.
Katy kam am Samstagvormittag zu Besuch. Von den Cheeky Girls hatte sie noch nie gehört. Wir alle lachten. Sie redete wieder über ein Jurastudium. Es war gut.
Allison Stallings rief kurz nach Mittag an. Ich nahm nicht ab,
hörte aber die Nachricht mit, die sie mir hinterließ. Sie hatte beschlossen, über einen Serienmord in Raleigh zu schreiben, entschuldigte sich, falls ihre Lüge mir Schwierigkeiten bereitet haben sollte, und versprach, die Sache mit Tyrell zu bereinigen.
Slidell kam gegen vier vorbei. Bei ihm war eine sehr große Frau, die annähernd so viel wiegen musste wie er. Sie hatte karamellfarbene Haut und schwarze Haare, die sie zu einem dicken Zopf geflochten hatte. An ihrer Haltung und ihrem Auftreten erkannte ich, dass sie ebenfalls Polizistin war.
Bevor Slidell etwas sagen konnte, streckte die Frau die Hand aus. »Theresa Madrid. Die brillante, neue Partnerin dieses außerordentlich glücklichen Detectives.«
Madrids Griff hätte Kokosnüsse knacken können.
»Der Chef denkt, ich müsste meine kulturelle Sensibilität schärfen«, sagte Slidell aus einem Mundwinkel heraus.
Madrid klopfte Slidell auf den Rücken. »Der arme Skinny hat das außerordentliche Glück, eine Doppel-L gezogen zu haben.«
Anscheinend machten Ryan und ich verständnislose Gesichter.
»Lesbische Latina.«
»Sie ist Mexikanerin.« Slidells Lippen kräuselten sich.
»Dominikanerin. Skinny glaubt, jeder, der Spanisch spricht, muss Mexikaner sein.«
»Erstaunlich«, sagte Slidell. »Dass all diese unglaublich reichen und unterschiedlichen Kulturen immer
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