Der Tod kommt wie gerufen
Jimmy nicht umbringen. Ist einfach so passiert.«
»Und Rinaldi?«
»Der Trottel machte den Fehler, mir Klapec anzuhängen.«
»Sie eliminierten also die Konkurrenz und lenkten den Verdacht dann auf Ihren untreuen Kunden.«
Ich sah Gunthers Finger am Abzug zucken. »Brillant, was?«
» Warum Klapec köpfen?«
Gunther lachte schnaubend auf. »Damit er in die Billig-Kühltruhe dieser alten Schachtel passte.«
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Der Mann empfand absolut keine Reue.
Zeit schinden.
» Warum ihm die Zeichen einritzen?«
» Als diese Geschichte mit dem Kessel bekannt wurde, sagte ich zu mir: ›Vince, Junge, der Teufel kümmert sich um dich. Du hast eine gefrorene, kopflose Leiche, die du loswerden musst, und der alte Luzifer liefert dir die perfekte Tarnung.‹«
Wieder war es, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Ganz unvermittelt klang Gunther wieder ruhig und selbstsicher, fast amüsiert.
»Sie haben Klapecs Kopf erst heute Abend in Evans’ Kühltruhe gelegt, um die Schlinge um seinen Hals noch fester zu ziehen.«
Gunther klickte mit den Zähnen und legte den Kopf schief.
»Vergessen Sie die Säge nicht. War doch ein nettes Extra.«
»Sie haben einen Fehler gemacht. Sie haben Evans mit Ihrer eigenen Waffe erschossen.«
»Bitte. Seien Sie doch nicht blöd. Jeder Bulle hat eine Knarre in Reserve. Nachdem Slidell seine Achtunddreißiger für Evans benutzte, kam er hierher und erschoss Sie. Die Kugeln werden übereinstimmen. Und dann, da er ja von der alten Schule ist, richtete er sich mit seiner eigenen Waffe.«
»Kein Mensch wird ein derart absurdes Szenario glauben. Die Detectives vom Morddezernat wissen, dass Sie in der Stadt sind
und Zugang zu einem weißen Durango haben. Die haben Sie innerhalb weniger Stunden.«
Gunthers Gesicht verkrampfte sich, die Augen wurden hart und fingen an zu zucken. »Ich weiß, was Sie hier probieren, Lady. Sie denken, Sie können Zeit schinden. Sie denken, Sie sind schlau. Aber bei mir funktioniert das nicht.«
Gunther nahm die Achtunddreißiger in die linke Hand und zog Slidells Glock aus dem Hosenbund. Das Klink-Klink des Schlittens hallte ohrenbetäubend durch die Diele.
Ohne auf den Schmerz in meinem Handgelenk zu achten, schwang ich mich um den Endpfosten herum und legte mich über Slidell, so weit die Handschellen es erlaubten.
Ich hörte wütende Schritte, dann packte eine Hand meine Haare und riss mir den Kopf hoch. In meinem Nacken knackten Wirbel.
Ohne meine Haare loszulassen, stieß Gunther mir einen Ellbogen ins Gesicht. Mein Kopf prallte ans Geländer.
Der Raum verengte und weitete sich wieder. Ich spürte, wie mir Wärme aus der Nase tropfte.
»Nein!«, schrie ich und versuchte, auf alle viere zu kommen.
Durch ein Gewirr von Haaren sah ich, wie Gunther sich über Slidell beugte.
Ich streckte die Hand aus, Tränen liefen mir über die Wangen.
Gunther drückte die Glock an Slidells Schläfe.
Der Augenblick erstarrte zu einem tödlichen Schnappschuss.
Ich konnte den Anblick von Slidells Tod nicht ertragen und kniff die Augen zusammen.
Dann explodierte die Welt.
38
Nachdem er abgedrückt hatte, legte Ryan die Waffe auf den Kaminsims, schloss die Handschellen auf, kontrollierte Slidells Puls und wählte 911. Von überall in Charlotte rasten Streifenwagen mit heulenden Sirenen heran. Zwei Krankenwagen ebenfalls und später der Transporter der Leichenhalle.
Um 22 Uhr 47 wurde Vince Gunther für tot erklärt.
Slidell und ich wurden ins Carolinas Medical Center transportiert, obwohl wir beide laut protestierten. Ich hatte nur eine geringfügige Gehirnerschütterung, Slidell allerdings eine schwere, und seine Schädelhaut musste mit mehreren Stichen genäht werden. Unsere Aussagen machten wir vom Krankenhausbett aus.
Ryan blieb im Annex, um Fragen zu beantworten. Die Details erfuhr ich tags darauf am späten Vormittag.
Als Ryan zum Annex zurückgekehrt war, hatte er die Außenbeleuchtung brennen sehen. Er schlich sich zum Haus, sah meine Handtasche auf dem Gras liegen, wohin Gunther sie geworfen hatte, nachdem er die Schlüssel herausgeholt hatte. Da er Probleme ahnte, benutzte er seinen eigenen Schlüssel, trat leise ein, sah, was in der Diele los war und tötete Gunther mit einem einzigen Schuss in den Kopf. Zum Glück hatte Ryans Kugel Gunther seitwärts geworfen, und seine Todeszuckungen hatten nicht dazu geführt, dass sich sein Finger um den Abzug schloss.
Im Büro des Medical Examiner trat nun langsam Gunthers wahre
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