Der Tod kommt wie gerufen
dazu. »Aber ich nehme noch einen Pinot.«
Der Kellner machte sich auf den Weg, den päpstlichen Befehl auszuführen.
»Sollen wir uns einen Caesar’s Salad teilen?«, fragte ich.
»Klar.«
»Seezunge in Kräuterkruste?«
Katy nickte.
»Ich glaube, ich nehme das Piccata milanese.«
»Du nimmst immer Piccata milanese.«
»Das stimmt nicht.« Aber fast.
Katy beugte sich mit großen Augen vor. »Also. Voodoo, Vampire oder vegane Teufelsanbeter?«
»Nette Alliteration. Wann gehen wir einkaufen?«
»Samstag. Ignoriere meine Frage nicht. Der Keller?«
»Er wurde für etwas« – was? – »Zeremonielles benutzt.«
Zwei Jadeaugen drehten sich himmelwärts.
»Du weißt, dass ich über laufende Ermittlungen nicht sprechen darf.«
»Meinst du, ich rufe sofort beim Fernsehen an?«
»Du weißt, warum.«
»Mein Gott, Mom. Dieses Verlies liegt doch fast in Coops Hinterhof. «
Katy lebte nur zwei Blocks von der Greenleaf entfernt, im Stadthaus eines mysteriöserweise abwesenden Herrn namens Coop.
»Ein Verlies ist das kaum. Sag’s mir noch einmal. Wer ist Coop?«
»Ein Kerl, mit dem ich im College gegangen bin.«
»Und wo ist Coop?«
»Auf Haiti. Mit dem Friedenscorps. Ist eine Win-Win-Situation. Ich muss keine Miete zahlen. Er hat jemand, der auf sein Haus aufpasst.«
Der Kellner brachte die Getränke, war dann bereit, sich Notizen und große Hoffnungen zu machen, und lächelte Katy an.
Wir nannten ihm unsere Bestellung. Der Kellner ging wieder.
»Was ist mit Billy?«
Billy Eugene Ringer. Der augenblickliche Freund. Der Letzte einer langen Reihe, die bis weit in Katys Schulzeit zurückreichte.
»Er ist ein Idiot.«
War das jetzt besser oder schlechter als Trottel? Ich war mir nicht so sicher.
»Willst du ins Detail gehen?«
Ein theatralisches Seufzen. »Wir sind inkompatibel.«
»Wirklich.«
»Oder genauer, er ist zu kompatibel.« Katy trank einen Schluck Pinot. »Mit Sam Adams und Budweiser. Billy trinkt gern Bier und schaut sich Sport im Fernsehen an. Mehr ist da nicht. Es ist, als würde man mit einem Flaschenkürbis ausgehen. Weißt du, was ich meine?«
Ich machte ein unverbindliches Geräusch.
»Wir haben nichts gemeinsam.«
»Du hast ein ganzes Jahr gebraucht, um das herauszufinden?«
»Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, worüber wir am Anfang geredet haben.« Noch ein Schluck Pinot. »Ich glaube, er ist zu alt für mich.«
Billy war achtundzwanzig.
Katy schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Und das bringt uns zu Dad. Kannst du diese Scheiße mit Summer glauben? Ich verstehe nicht, warum du so kooperativ bist.«
Mein mir entfremdeter Gatte ist beinahe fünfzig. Wir leben seit
Jahren getrennt, sind aber nicht geschieden. Vor einiger Zeit bat Pete mich um die Scheidung. Er wollte wieder heiraten. Summer, seine Geliebte, war neunundzwanzig.
»Diese Frau verdient Kohle, indem sie jungen Hündchen die Drüsen ausdrückt.« Katys Tonfall definierte den Begriff »verächtlich« völlig neu.
»Unser ehelicher Status geht nur deinen Vater und mich etwas an.«
»Wahrscheinlich hat sie ihm das Hirn rausgesagt, durch seinen –«
»Neues Thema.«
Katy lehnte sich zurück. »Okay. Wie steht’s mit Ryan?«
Zum Glück kam unser Salat. Während der Kellner Pfeffer aus einer Mühle von der Größe meines Staubsaugers darübermahlte, dachte ich an meinen mal ja, mal nein, tja, was eigentlich –Freund?
Was trieb Ryan jetzt? War er glücklich wiedervereint mit seiner längst verflossenen Geliebten? Kochten sie miteinander? Gingen sie händchenhaltend und schaufensterbummelnd die Rue Ste-Catherine entlang? Hörten sie Musik in Hurley’s Irish Pub?
Ich spürte einen Druck auf meiner Brust. Ryan war aus meinem Leben verschwunden. Für den Augenblick. Für immer? Wer konnte das schon sagen?
»Hall-o?« Katys Stimme holte mich zurück. »Ryan?«
»Er und Lutetia versuchen es wieder als Paar. Um Lily Halt bieten zu können.«
»Lutetia ist seine alte Freundin. Lily ist seine Tochter.«
»Ja.«
»Der Junkie.«
»Sie macht sich ziemlich gut im Entzug.«
»Und du wurdest einfach abserviert.«
»Lily macht gerade ’ne schwere Zeit durch. Sie braucht ihren Vater.«
Katy zog es vor, nicht zu antworten.
Der Kellner brachte unser Essen. Als er wieder gegangen war, wechselte ich das Thema.
»Erzähl mir von deiner Arbeit.«
»Zum Abnippeln langweilig.«
»Hast du bereits gesagt.«
»Ich bin nur eine bessere Sekretärin. Streich das. Für das, was ich tue, gibt es den
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