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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Charlotte?«
    »Was ist los?«, fragte ich, weil ich in ihrer Stimme Unzufriedenheit hörte.
    Katy hatte dieses Jahr ihren Bachelor in Psychologie gemacht, eine Leistung, die sechs lange Jahre gedauert hatte. Letztendlich war die Abschlussprüfung keine Frucht akademischer Leidenschaft, sondern des angedrohten Abdrehens des elterlichen Geldhahns. Es war eins der wenigen Themen, bei denen Pete und ich einer Meinung waren. Sechs Jahre sind genug, Kindchen.
    Der Grund, warum Katy für ihr Studium so lange gebraucht hatte? Bestimmt nicht mangelnde Intelligenz. Trotz ihrer fünf Hauptfächer hatte sie einen durchaus vorzeigbaren Notendurchschnitt.
    Nein. An einem Mangel an Hirnschmalz lag es nicht. Meine Tochter ist klug und fantasiebegabt. Das Problem ist, sie hat Ameisen im Hintern.
    »Ich denke daran, aufzuhören«, sagte Katy.
    »Aha.«
    »Der Job ist so langweilig.«
    »Es war doch deine Entscheidung, für das Büro des Pflichtverteidigers zu arbeiten.«
    »Ich dachte, ich kann da –« Luft wurde ausgestoßen. »Ich weiß auch nicht. Interessante Sachen machen. So wie du.«
    »Ich siebe gerade Erde.«

    »Du weißt, was ich meine.«
    »Erde sieben ist langweilig.«
    »Was für Erde?«
    »Aus den Kesseln.«
    »Immer noch besser als in Papieren zu wühlen.«
    »Kommt auf die Papiere an.«
    »Was gefunden?«
    »Ein paar Sachen.« Das Foto oder das Gehirn würde ich auf keinen Fall erwähnen.
    »Wie viele Kessel?«
    »Zwei.«
    »Wie weit bist du schon?«
    »Immer noch beim ersten.«
    »Wenn du keinen Bock mehr hast, nimm dir den nächsten vor.«
    Typisch Katy. Wenn Langeweile aufkommt, such dir was Neues.
    »Das bringt nichts.«
    »Mein Gott, bist du streng. Warum denn nicht?«
    »Vorgehensweise.«
    »Hin und her zu wechseln verändert doch nicht, was drinnen ist.«
    Da konnte ich nicht widersprechen.
    »Wie geht’s Billy?«, fragte ich.
    »Er ist ein Trottel.«
    Okay.
    »Soll ich dich zum Abendessen einladen?«, fragte ich.
    »Wo?«
    »Volare um sieben.«
    »Kann ich die Seezunge bestellen?«
    »Ja.«
    »Ich werde dort sein. Vorausgesetzt, ich bin vorher nicht vor Langeweile gestorben.«
    Ich machte weiter mit dem Sieben.

    Schnecken. Steine. Puppengehäuse. Schaben. Ein oder zwei Speckkäfer. Ein Tausendfüßler. Das war aufregend.
    Um drei gähnte ich, und meine Gedanken wanderten umher.
    Mein Blick fiel auf den zweiten Kessel.
    Ich hatte bereits Fotos gemacht und Beweismitteltüten beschriftet. Eine Abwechslung würde mir gut tun, dachte ich. Meine Beobachtungsgabe schärfen.
    Schwache Ausrede.
    Zum Teufel, warum eigentlich nicht?
    Schon besser.
    Nachdem ich die Kelle und das Sieb gereinigt hatte, steckte ich das Kellenblatt in die Erde.
    Und stieß gleich auf die erste Nadel im Dreckhaufen.

7
    Neunzig Minuten später war der kleine Kessel geleert. Auf der Arbeitsfläche lag eine makabere Ansammlung von Objekten.
    Einundzwanzig Stöckchen.
    Vier Perlenketten, eine weiße, zwei abwechselnd rot-schwarze, eine abwechselnd schwarz-weiße.
    Sieben Eisenbahnnägel, vier schwarz, drei rot lackiert.
    Vogelknochen, einige Huhn, andere wahrscheinlich Taube.
    Blutbefleckte Federn.
    Zwei angesägte Knochen, beide von nichtmenschlichen Gliedmaßen. Ich schlug in Gilberts Säugetierosteologie nach und identifizierte den einen als Ziege, den anderen als Haushund.
    Zwei Vierteldollars, vier Fünfcentstücke und ein Zehncentstück. Die jüngste Münze trug den Stempel 1987.
    Ich spürte eine leichte Befriedigung. Die Lage der Münze tief unten in der Erde deutete auf das Jahr 1987 als Datum für die Füllung des Kessels hin. Das Datum fiel in meine geschätzte PMI-Spanne für den Schädel.

    Erst denken, Brennan. Der Schädel könnte lange nach Füllung des Kessels zu der Inszenierung dazugekommen sein, oder er könnte schon lange davor zum Schädel geworden sein.
    Dennoch kehrte ich mit frischer Energie zum großen Kessel zurück.
    Waren Sie schon mal mit dem Auto unterwegs und hatten plötzlich Lust auf McDonald’s? Zuvor sind Sie an unzähligen vorbeigekommen, aber jetzt bietet keine einzige Raststätte mehr Burger an. Schließlich fährt man runter, isst ein Würstchen. Und nach knapp einer Meile grinst einen dann das gelbe M von einer Reklametafel an.
    Genau das war mir passiert. Ich hatte zu früh aufgegeben.
    Schon beim zweiten Kellenstich fing der Kessel an zu liefern. Stöckchen, Perlen, Halsketten, Federn. Eiserne Objekte, darunter Eisenbahnnägel, Hufeisen und den Kopf einer Hacke. Centstücke, wobei die lesbaren Daten

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