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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Begriff besser nicht.«
    »Und was tust du?«
    »Akten aktualisieren. Daten in einen Computer eingeben. Vorstrafenregister erstellen. Mein interessantester Auftrag bis jetzt war eine Kreditwürdigkeitsprüfung. Atemberaubend.«
    »Hast du geglaubt, du würdest Plädoyers vor dem Obersten Gerichtshof halten?«
    »Nein.« Empfindlich. »Aber stumpfsinnige Plackerei habe ich nicht erwartet.«
    Ich ließ sie weiter ihrem Ärger Luft machen.
    »Ich verdiene so gut wie nichts. Und die Leute, mit denen ich arbeite, ersticken in ihren Fällen und wollen einfach nur Verfahrensabsprachen erreichen und dann die nächste Akte aufschlagen. Für Interaktion mit dem Personal haben sie so gut wie keine Zeit. Das zur Langeweile. Es gibt nur einen Kerl mit Mumm, und der dürfte schon an die fünfzig sein.« Katys Tonfall veränderte sich leicht. »Ist übrigens ziemlich sexy. Wenn er nicht so alt wäre, hätte ich nichts dagegen, ihm an die Wäsche zu gehen.«
    »Zu viel Information.«
    Katy redete einfach weiter.
    »Du würdest den Kerl mögen. Und er ist Single. Wirklich traurig. Seine Frau wurde am elften September getötet. Ich glaube, sie war Investment-Bankerin oder so was.«
    »Ich suche mir meine eigenen Männer, vielen Dank.«
    »Schon gut, schon gut. Wie auch immer, die eine Hälfte der Leute dort sind Fossilien, und die anderen sind zu gestresst, um zu merken, dass es auch noch eine Welt außerhalb des Büros gibt.«
    Allmählich begriff ich, worauf das hinauslief. Billy war nicht
mehr aktuell, und im Augenblick stand kein gut aussehender Anwalt Mitte zwanzig auf Abruf bereit.
    Einige Augenblicke lang aßen wir schweigend. Als Katy dann wieder etwas sagte, waren ihre Gedanken zu etwas anderem zurückgekehrt.
    »Und was unternehmen wir jetzt wegen Summer?«
    »Was mich angeht, nichts.«
    »Mein Gott, Mom. Diese Frau hat noch nicht mal alle Backenzähne. «
    »Dein Vater hat sein eigenes Leben.«
    Katy murmelte etwas, das wie »tscha« klang, und stach dann mit der Gabel nach ihrem Fisch. Ich aß noch einen Bissen Kalbsschnitzel.
    Sekunden später hörte ich ein geflüstertes »Omeingott.«
    Ich hob den Kopf.
    Katy starrte über meine Schulter hinweg.
    »Omeingott.«

8
    »Was ist?«
    »Ich glaub’s nicht.«
    »Was?«
    Katy knüllte ihre Serviette zusammen, schob den Stuhl zurück und marschierte durchs Restaurant.
    Verwirrt und ein wenig ängstlich drehte ich mich um.
    Katy unterhielt sich mit einem sehr großen Mann in einem sehr langen Trenchcoat. Sie lächelte beschwingt.
    Ich entspannte mich.
    Katy deutet auf mich und winkte. Der Mann winkte. Er kam mir bekannt vor.
    Ich wackelte mit den Fingern.
    Die beiden kamen auf mich zu.

    Die Statur eines Basketball-Profis. Der lässige Gang. Die schwarzen Haare wie von Hugh Grant persönlich gescheitelt.
    Pling.
    Charles Anthony Hunt. Der Vater Spielmacher bei den Celtics und den Bulls. Die Mutter eine italienische Skirennfahrerin.
    Charlie Hunt war mein Klassenkamerad an der Myers-Park-Highschool gewesen. Auszeichnungen in drei Sportarten, Vorsitzender der Jungen Demokraten. Das Jahrbuch unserer Abschlussklasse schrieb ihm die höchste Wahrscheinlichkeit zu, dass er mit dreißig berühmt sein werde. Mir schrieb es die höchste Wahrscheinlichkeit zu, Komikerin zu werden.
    Nach dem Schulabschluss hatte ich Charlotte verlassen, um zuerst an der University of Illinois zu studieren und dann an der Northwestern zu promovieren, und anschließend hatte ich Pete geheiratet. Charlie war mit einem Sportstipendium an die Duke gegangen, dann ans juristische Seminar der UNC-Chapel Hill. Im Lauf der Jahre hatte ich gehört, dass er geheiratet hatte und oben im Norden praktizierte.
    Charlie und ich spielten beide Universitätstennis. Er war zu staatsübergreifenden Turnieren zugelassen. Ich gewann die meisten meiner Spiele. Ich fand ihn attraktiv. Jeder tat das. Damals in den Siebzigern blies der Wind der Veränderung durch den Süden, aber alte Moralvorstellungen halten sich hartnäckig. Wir hatten nie etwas miteinander.
    Am Labor-Day-Wochenende, bevor wir wieder in unsere jeweiligen Colleges mussten, schwangen Charlie und ich allerdings ein bisschen mehr als nur unsere Schläger. Zu dem Match gehörten Tequila und der Rücksitz eines Skylark.
    Ich zuckte innerlich zusammen und konzentrierte mich wieder auf mein Kalbfleisch.
    »Mom.«
    Ich hob den Kopf.
    Charlie und Katy standen neben mir, beide zeigten ausgiebig Zähne.

    »Mom, das ist Charles Hunt.«
    »Charlie.« Ich lächelte und

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