Der Tod kommt wie gerufen
von den Sechzigern bis zu den Achtzigern reichten.
Ich schaute auf die Uhr. 17 Uhr 55. Ich musste eine Entscheidung treffen. Nach Hause fahren, um zu duschen und zu fönen? Weitersieben, Toilette hier erledigen und Katy mit nassen Haaren treffen?
Ich machte weiter mit Graben und Sieben.
18 Uhr 10. Meine Kelle stieß auf etwas Hartes. Wie schon bei der Gehirnsubstanz machte ich nun mit den Fingern weiter.
Ein brauner Knopf tauchte auf. Ich grub darum herum. Aus dem Knopf wurde ein Pilz, oben eine Kappe, unten ein dicker Stiel. Die Kappe hatte eine kleine Vertiefung.
Oh-oh.
Ich folgte dem Stiel.
Larabee öffnete die Tür, sagte etwas. Ich antwortete, ohne wirklich zugehört zu haben. Er stellte sich neben mich. Der Stiel ragte in einem Winkel aus einem röhrenförmigen Sockel heraus, der horizontal im Kessel lag. Ich grub, schätzte die Länge und, als der Umriss erkennbar wurde, auch den Durchmesser.
Nach wenigen Minuten konnte ich erkennen, dass die Röhre in zwei runden Vorsprüngen endete, Gelenkköpfe für eine Verbindung mit einem Zweifüßerknie.
»Das ist ein Oberschenkelknochen«, sagte Larabee.
»Ja.« Meine Nervenenden summten vor Aufregung.
»Menschlich?«
»Ja.« Unter meinen Fingern spritzte Erde hoch wie bei einer Katze, die ein Mauseloch aufgräbt.
Ein zweiter Knopf tauchte auf.
»Da liegt noch einer darunter.« Larabee spielte weiter den Kommentator. »Liegt ebenfalls horizontal, Kopf nach oben, aber in die entgegengesetzte Richtung orientiert.«
Ich schaute auf die Uhr.
18 Uhr 42.
»Scheiße.«
»Was?«
»Ich muss mich in zwanzig Minuten mit meiner Tochter treffen. «
Ich griff zu meinem Handy und wählte Katys Nummer.
Keine Antwort. Ich versuchte ihr Handy. Nur die Voice Mail.
»Lassen Sie das bis morgen früh liegen«, sagte Larabee. »Ich sichere das alles hier.«
»Echt?«
»Klar doch.«
Ich rannte zur Umkleidekabine.
Zum Glück hatte ich es nicht sehr weit.
Seit der Highschool ist das Volare Katys Lieblingsrestaurant. Damals befand es sich noch in einer Einkaufspassage an der Providence Road, in Räumlichkeiten, die nicht mehr als ein Dutzend Tische zuließen. Vor einigen Jahren zogen die Besitzer in ein größeres, freistehendes Gebäude in Elizabeth um, dem einzigen Viertel der Queen City, das nach einer Frau benannt ist. Ironie?
Hier ist die Erklärung: 1897 suchte sich Charles B. King Charlotte
als Sitz für ein kleines, lutherisches College aus und benannte die Schule nach seiner Schwiegermutter, Anne Elizabeth Woods. Cooler Schachzug, Charlie.
1915 zog das Elizabeth College nach Virginia. 1917 erwarb ein aufstrebendes Krankenhaus das Anwesen. Fast ein Jahrhundert später ist das ursprüngliche Gebäude verschwunden, aber die Anlage des Presbyterian Hospital, das jetzt auf dem Grundstück steht, ist gigantisch.
Worauf es ankommt: Das College zog weg, aber der Name blieb. Heute ist Elizabeth, zusätzlich zum Presbyterian, dem Independence Park und dem Central Piedmont Community College, Heimat einer bunten Mischung aus Arztpraxen, Cafés, Galerien, Secondhand-Läden und natürlich Kirchen und von Bäumen beschatteten alten Wohnhäusern.
Um 19 Uhr 10 parkte ich am Bordstein der Elizabeth Avenue. Ja. Die alte Schachtel hat auch noch einen Straßennamen abbekommen.
Während ich zur Tür eilte, spürte ich einen Stich des Bedauerns. Natürlich ist es jetzt einfacher, im Volare einen Tisch zu reservieren, aber die Intimität des kleineren Ladens ist verschwunden. Und trotzdem, das Essen haut einen immer noch um.
Katy saß an einem der hinteren Tische, trank Rotwein und redete mit einem Kellner. Der Kerl sah verzaubert aus. Ist nichts Neues. Meine Tochter hat diese Wirkung auf diejenigen, welche im Stehen pinkeln.
Ich dachte an Pete, wie ich es oft tue, wenn ich sie sehe. Mit weizenblonden Haaren und jadegrünen Augen ist Katy ein genetisches Spiegelbild ihres Vaters. Sooft ich einen der beiden sehe, denke ich an diese Ähnlichkeit.
Katy winkte. Der Kellner plapperte weiter.
»Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, sagte ich und setzte mich an ihren Tisch. »Keine Entschuldigung.«
Katy hob eine sorgfältig gepflegte Augenbraue. »Klasse Frisur. «
Das hörte ich in letzter Zeit ziemlich häufig.
»Wusste gar nicht, dass der Wetlook wieder in ist.«
Der Kellner fragte, was ich zu trinken wolle.
»Perrier mit Limone. Und viel Eis.«
Er schaute Katy an.
»Sie ist ein Alki.« Meine Tochter hat viele liebenswürdige Eigenschaften. Takt gehört nicht
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