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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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auch mit Tierschlachten zu tun?«, fragte Slidell.
    »Synkretischen. Ja. Da verschiedene Arten von Opfern gegen verschiedene Probleme helfen sollen, kann eine ernsthafte Schwierigkeit oder eine sehr große Bitte ein Blutopfer erfordern.«
    Slidell warf die Hände in die Luft. »Santería, Voodoo, ist doch alles dasselbe. Sind einfach alles Verrückte.«
    »Unser Doc hier sagt, dass es wichtige Unterschiede gibt.« Rinaldi, die Stimme der Vernunft. »Santería entwickelte sich in Kuba, das ist spanisch. Voodoo entwickelte sich in Haiti, das ist französisch.«
    »Ex-cuse-ay-moi. Wie viele von diesen Spinnern gibt es denn? Eine Handvoll?«
    »Bei der Santería wahrscheinlich einige Millionen. Bei Voodoo möglicherweise mehr als sechzig Millionen weltweit.«
    »Echt?« Slidell überlegte kurz und sagte dann: »Aber wir reden doch von Sachen wie: Lass mich in der Lotterie gewinnen, heile das Bauchweh meines Jungen, stell meinen Schwanz wieder auf, oder?«
    »Die meisten Anhänger von Voodoo und Santería führen nichts Böses im Schilde, aber es gibt auch die Kehrseite. Schon mal was von Palo Mayombe gehört?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Palo Mayombe kombiniert die Glaubenssysteme des Kongo mit denen der Yoruba und des Katholizismus. Die Gläubigen nennt man paleros oder mayomberos. Rituale beziehen sich nicht auf orishas , sondern auf die Toten. Paleros benutzen Magie, um zu manipulieren, gefangenzunehmen und zu kontrollieren, oft für ihre eigenen böswilligen Zwecke.«

    »Reden Sie weiter.« Slidells Stimme war nun völlig humorfrei.
    »Die Quelle der Macht eines palero ist der Kessel oder nganga. In ihm wohnen die Geister der Toten. Oft werden menschliche Schädel oder Röhrenknochen in den nganga gelegt.«
    »Wie kommen die Leute an so was?«
    »Meistens über den biologischen Fachhandel. Gelegentlich werden auch Überreste von Friedhöfen gestohlen.«
    »Und wie passt dieses Mädchen da rein?« Slidell schaute den Schädel an.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie passt die Metzgerei rein?«
    »Ein palero stellt eine Bitte. Verursache eine Krankheit, einen Unfall, den Tod. Wenn der Geist der nganga spurt, wird Blut als Zeichen der Dankbarkeit geopfert.«
    »Menschliches Blut?«, fragte Rinaldi.
    »Normalerweise von einer Ziege oder einem Vogel.«
    »Aber Menschenopfer sind nicht völlig ausgeschlossen?«
    »Nein.«
    Slidell stach mit dem Zeigefinger in die Luft. »Der Junge in Matamoros.«
    Ich nickte. »Mark Kilroy.«
    Rinaldi unterstrich etwas in seinem Notizblock. Dann noch einmal.
    Slidell öffnete den Mund, doch sein Handy klingelte. Er klappte ihn wieder zu und schaltete ein.
    »Ja.«
    Slidell ging eben durch die Tür, als Larabee hereinkam, das Gesicht so angespannt wie eine Maske.
    »Was ist passiert?«, fragte ich Larabee.
    »Wann?« Slidells Stimme wehte aus dem Gang herein.
    »Habe eben einen Anruf wegen einer Leiche am Lake Wylie bekommen«, sagte Larabee zu mir. »Kann sein, dass ich Ihre Hilfe brauche.«

    »Verflucht.« Slidell klang aufgeregt.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Wir sind dran.« Slidell klappte sein Handy zu.
    »Dem Opfer fehlt der Kopf«, sagte Larebee.

10
    Larabee fuhr mit Hawkins in dessen Transporter. Slidell bot mir eine Mitfahrgelegenheit an, aber ich kannte seine Autohygiene. Und da ich weniger tolerant war als Rinaldi, nahm ich mein eigenes Auto.
    Zwanzig Minuten nach Verlassen des MCME fuhr ich von der I-485 auf die Steel Creek Road. Hawkins’ Wegbeschreibung folgend, bog ich nach Südwesten auf die Shopton Road ein, überquerte den Amohr Creek und fuhr dann auf einer kurvenreichen Straße durch ein Waldstück, das der Axt der Immobilienspekulanten zumindest vorerst entkommen war. Ich wusste zwar nicht genau, wo ich mich befand, hatte aber das Gefühl, dass das Mc-Dowell-Naturreservat ungefähr im Süden lag und die Grenze zum Gaston County etwa im Westen.
    Noch eine Linkskurve, dann entdeckte ich einen Streifenwagen des CMPD vor einer Fläche kabbeligen, blauen Wassers. Ein Uniformierter lehnte an einem hinteren Kotflügel. Ich parkte auf dem Bankett, stieg aus und ging auf ihn zu.
    Lake Wylie, der sich vom Mountain Island Dam im Norden bis zum Wylie Dam im Süden erstreckt, ist einer von elf Seen in der Catawba-River-Kette des Stromerzeugers Duke Power. Auf Karten erinnert das Ding an eine haarige Ader, die sich vom Tar Heel in den Palmetto State schlängelt.
    Trotz des Atomkraftwerks, das am südwestlichen Ufer brummt, ist der Lake Wylie umringt von einer Reihe

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