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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Priesterinnen Toantzins in den Untergrund und wurden brujas. Es entwickelte sich eine Theologie mit der Heiligen Jungfrau von Guadalupe im Zentrum, einer allwissenden und allmächtigen Göttin, die den Menschen ihre Wünsche gewährt, wenn man sie angemessen gnädig gestimmt hat.
    Jede bruja bewahrt ihre Zaubersprüche in einer libreta auf, ähnlich dem Buch der Schatten in der traditionellen Zauberkunst. Die meisten praktizieren allein, aber gelegentlich kommen auch einige zu Gruppen zusammen, ähnlich wie bei einem Coven oder Hexensabbat.
    Ich exzerpierte eben aus einem Artikel im Journal of Forensic Sciences, als Mrs. Flowers anrief. Slidell und Rinaldi seien im Haus.
    Der Wind war lebhaft gewesen, als ich an diesem Morgen das Haus verlassen hatte, er hatte Blätter von den Bäumen gerissen und sie über Gehwege und Gärten geweht. Slidell sah aus, als wäre er durch einen Windkanal marschiert. Die Krawatte lag ihm auf
der Schulter, und die eine Seite seiner Frisur sah aus wie die von Grace Jones.
    »Was gibt’s Neues, Doc?« Slidell richtete seine Krawatte gerade und strich sich mit der Hand über die Haare. Ein bisschen besser wurde es.
    »Zwei menschliche Beinknochen, beide von einem schwarzen Mädchen im Teenageralter.«
    »Dieselbe Person wie der Schädel?« Rinaldi war makellos, die schütteren, grauen Haare perfekt auf seinem Schädel arrangiert.
    »Wahrscheinlich. Hatten Sie Glück mit den Fotostudios?«
    Rinaldi schüttelte den Kopf.
    »Ich habe Proben für einen DNS-Test entnommen.« Ich gab ihm mein Artefakte-Blatt. »Das ist die Liste des Inhalts beider Kessel.«
    Rinaldi öffnete seine Aktentasche und gab mir einen braunen Umschlag mit der Aufschrift CMPD Crime Lab, er kam also von der Forensikabteilung der Polizei. Während er und Slidell meine Liste überflogen, schaute ich mir die Fotos an.
    Die Objekte waren zwar besser ausgeleuchtet und detaillierter dargestellt, doch ansonsten genau so, wie ich sie aus dem Keller in Erinnerung hatte. Nach meiner Recherche konnte ich nun die Statue als die heilige Barbara identifizieren.
    »Haben Sie gestern Abend Lingo gesehen?« Slidells Frage war an mich gerichtet.
    »O ja«, sagte ich.
    »Stimmt irgendwas von dem, was er sagt?«
    »Schauen Sie sich das an.«
    Ich zog eine Nahaufnahme der Sperrholzplatte mit den Magic-Marker-Zeichen heraus. Slidell nahm sie in die Hand. Rinaldi stellte sich neben ihn.
    »Sehen Sie irgendwelche Pentagramme oder umgedrehte Kreuze?«
    »Nein.«
    »Ich bezweifle, dass es sich hier um Satanismus handelt.«

    »Klasse. Jetzt wissen wir, was es nicht ist.« Slidell hob theatralisch die Hände. »Aber was zum Teufel ist es? Voodoo?«
    »Eher Santería.«
    »Irgend so ’ne okkulte Kräuterdoktor-Sache?«
    »Ja und nein.«
    Ich erklärte die Grundbegriffe. Synkretismus. Orishas. Ashe und ebbo.
    Rinaldi machte sich mit einem Montblanc Notizen.
    Danach zog ich ein zweites Foto aus dem Stapel und deutete auf die Statue. »Die heilige Barbara ist die Tarnung für Chango.« Ich zog noch ein Foto heraus und deutete auf die Halsketten. »Abwechselnd rote und schwarze Perlen, Eleggua. Abwechselnd rot und weiß, Chango. Gelb und weiß, Oshun. Nur weiß, Obatalla. «
    Ich wandte mich dem Foto der doppelgesichtigen Figur zu. »Eleggua, der unberechenbare Gott.«
    »Beschreiben Sie diese Gottheiten.« Rinaldi hielt den Stift über seinen Block.
    Ich überlegte kurz, wie ich es am besten darstellen sollte.
    »Sie sind katholischen Heiligen nicht unähnlich. Oder griechischen Göttern. Jeder hat eine bestimmte Funktion oder Macht. Chango kontrolliert Donner, Blitz und Feuer. Babalu Aye ist der Schutzpatron der Kranken, vor allem bei Hautkrankheiten. Jeder kann bei gewissen Dingen helfen und gewisse Strafen verhängen. Obatalla zum Beispiel kann Blindheit, Lähmungen oder Missbildungen bei der Geburt verursachen.«
    »Geh Babalu auf den Sack und du bekommst Pusteln?«
    »Lepra oder Gangrän.« Knapp. Slidells Sarkasmus passte mir nicht.
    »Ashe entspricht in etwa dem christlichen Konzept der Gnade«, sagte Rinaldi.
    »In gewisser Weise«, pflichtete ich ihm bei. »Oder Mana. Gläubige streben nach ashe, weil es ihnen die Macht gibt, Dinge zu verändern. Ebbo ist wie Buße oder das Knien auf Asche.«

    »Wie Verzicht in der Fastenzeit.«
    Ich lächelte, als ich Rinaldis Vergleich hörte. »Katholisch?«
    »Mit einem Namen wie Rinaldi?«
    »Bei mir war es jedes Jahr die Schokolade.«
    »Bei mir Comics.«
    »Diese synthetischen Religionen, haben die

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