Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
einmal die Kessel und die Artefakte, die sie enthalten hatten. Dachte an das Huhn, die Ziege, die Puppen, die geschnitzte Holzstatue.
    Die menschlichen Überreste.
    Tief drinnen hatte ich ein starkes Gefühl, was das alles bedeutete.
    Zeit für eine Recherche.
     
    Neunzig Minuten später hatte ich Folgendes erfahren:
    Ein Glaubenssystem, das zwei oder mehr kulturelle oder spirituelle Ideologien zu einer neuen Religion kombiniert, wird synkretische Religion genannt.
    In Amerika sind die meisten synkretischen Religionen afrokaribischen Ursprungs, sie haben sich im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert als Folge des Sklavenhandels entwickelt. Da ihnen das Recht versagt wurde, ihren traditionellen Glauben zu leben, verdeckten die afrikanischen Sklaven ihre Praktiken, indem sie ihren Göttern die Bilder christlicher Heiliger zuwiesen.
    In den Vereinigten Staaten sind die bekanntesten synkretischen Religionen Santería, Voodoo und Brujería. Die meisten Anhänger leben in Florida, New Jersey, New York und Kalifornien.
    Santería, ursprüngliche Lucumi genannt, tauchte in Kuba auf und entwickelte sich aus der Kultur der Yoruba im südwestlichen Nigeria. In Brasilien ist sie als Candomble bekannt, in Trinidad als Shango.
    Santería kennt eine Vielzahl von Göttern, sogenannte orishas. Die sieben Wichtigen sind Eleggua, Obatalla, Chango, Oshun, Yemaya, Babalu Aye und Oggun. Jeder hat seine eigene Funktion oder Macht, seine eigene Waffe und sein eigenes Symbol sowie Farbe, Zahl, Festtag und Lieblingsopfer.

    Jede Gottheit hat eine katholische Entsprechung. Eleggua: hl. Antonius von Padua, der Erzengel Michael, das Christuskind; Obatalla: hl. Jungfrau von Las Mercedes, die eucharistische Gabe, der wiederauferstandene Christus; Chango: hl. Barbara; Oshun: hl. Jungfrau von El Cobre; Yemaya: hl. Jungfrau von Regla; Babalu Aye: hl. Lazarus; Oggun: hl. Petrus.
    In der Santería reihen sich die Verstorbenen bei den orishas ein, deshalb ist der Ahnenkult ein wesentlicher Bestandteil. Sowohl die Götter wie die Ahnen müssen verehrt und besänftigt werden. Die Prinzipien von ashe und ebbo sind fundamental.
    Ashe ist die Energie, die das Universum durchzieht. Sie ist in allem – in Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen. Die orishas sind quasi Mega-Gefäße. Zaubersprüche, Zeremonien und Anrufungen werden alle durchgeführt, um ashe zu erreichen. Ashe vermittelt die Macht, Dinge zu verändern – Probleme zu lösen, Feinde zu besiegen, Liebe oder Geld zu gewinnen.
    Ebbo ist das Prinzip des Opfers. Das muss man tun, um ashe zu erhalten. Ebbo kann die Opferung von Früchten, Blumen, Kerzen oder Essen sein, allerdings auch von Tieren.
    Priester und Priesterinnen nennt man santeros oder santeras. Die priesterliche Hierarchie ist komplex, der höchste Rang ist der babalawo. Wie auch beim Papsttum, brauchen Mädchen sich gar nicht erst zu bewerben. Sie können mächtige Priesterinnen werden, aber der Spitzenjob ist ihnen verwehrt.
    Bis auf die zusätzlichen Götter und die Hoftiere klang die ganze Sache für mich ziemlich katholisch.
    Voodoo hat seinen Ursprung in der heutigen Republik Benin, unter den Nagos, Ibos, Aradas und anderen kulturellen Gruppen und entwickelte sich in Haiti zurzeit der Sklaverei.
    Voodoo hat viele Gottheiten, kollektiv loa genannt, und auch hier entspricht jede Gottheit einem katholischen Heiligen. Dambala ist Patrick, Legba ist Petrus oder Antonius, Azaka ist Isidor und so weiter. Wie auch die orishas hat jede Gottheit ihr Symbol, ihren Wirkungsbereich und ihr Lieblingsopfer.

    Voodoo-Altäre stehen in kleinen Räumen, die man badji nennt. Die Rituale sind ähnlich denen in der Santería. Die Priesterschaft ist nur lose organisiert, mit Männern, die houngan , und Frauen, die mambo heißen. Wie bei der Santería liegt das Hauptaugenmerk auf der weißen, guten Magie.
    Aber Voodoo hat auch seine dunkle Kehrseite, die bokors. Dank Hollywood stehen diese Spezialisten der linkshändigen oder schwarzen Magie als böse Zauberer da, die jemanden mit einem Fluch belegen, um ihn ins Unglück zu stürzen, oder Zombie-Sklaven aus Gräbern wiederauferstehen lassen. Genau dieses Klischee ist es, das die öffentliche Wahrnehmung von Voodoo verzerrt.
    Brujería, das aztekische Mythologie, europäische Zauberkunst und die kubanische Santería kombiniert, hat mexikanische kulturelle und religiöse Wurzeln. Als im sechzehnten Jahrhundert spanische Priester die heidnische Göttin Toantzin zu einer Katholikin erklärten, gingen die

Weitere Kostenlose Bücher