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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Charlie Hunt der stille, nachdenkliche Typ? Ein stilles, aber tiefes Wasser? Oder nur ein plätscherndes Flachwasser?
    Charlie schien meine Verärgerung über Lingo verstanden zu haben. Obwohl ich tatsächlich heftig Dampf abgelassen hatte, hatte er mich nicht behandelt wie ein Kleinkind mit Schlafmangel.
    Unser Dialog hatte sich ausschließlich auf die Gegenwart bezogen. Keine Erwähnung früherer Ehen, verlorener Liebschaften, ermordeter Ehefrauen. Keine Aufarbeitung der Jahre zwischen dem Skylark und heute.
    Ich erinnerte mich an das Hochzeitsfoto. An Charlies Gesichtsausdruck. Was hatte ich da in seinen Augen gesehen? Groll? Schuldbewusstsein? Trauer um eine Frau, die von Fanatikern in die Luft gejagt worden war?
    Nicht, dass ich mit Charlie Hunt Geheimnisse teilen wollte. Pete und seine nicht einmal dreißigjährige Verlobte Summer hatte ich nicht erwähnt. Oder Ryan und seine längst verflossene
Geliebte und seine gefährdete Tochter. Es hatte eine unausgesprochene Komplizenschaft zwischen uns geherrscht, beide waren wir an den Rändern unserer jeweiligen Vergangenheit entlanggesegelt. Das war auch besser so.
    Ryan.
    Ich hatte nicht erwartet, dass Ryan anrief. Und doch hatte ich beim Nachhausekommen Hoffnung gespürt, als das rote Licht blinkte.
    Drei Nachrichten. Katy. Pete. Ein Aufleger.
    Meine Tochter wollte über unseren samstäglichen Einkaufsbummel reden. Natürlich wollte sie das.
    Mein mir entfremdeter Ehemann wollte mit mir ein Abendessen vereinbaren, damit ich Summer kennenlernte. Das war so wahrscheinlich wie Schweinekoteletts am Sabbat.
    Das Karussell drehte sich immer schneller.
    Ryan.
    War er glücklich mit Lutetia wiedervereint? War es wirklich vorbei zwischen uns? Machte mir das etwas aus?
    Einfach Frage.
    Sollte es mir etwas ausmachen?
    Pete.
    Fang gar nicht erst an.
    Charlie.
    Es reichte.
    Die Leiche vom Lake Wylie.
    Was hatte mich an dieser Leiche gestört? Dass, wenn man Funderburkes Aussage glaubte, viel zu wenig Maden vorhanden waren? Dass es keinen Geruch und keine Fraßspuren gab? Der fehlende Kopf? Die in das Fleisch geschnittenen Symbole?
    O Mann.
    Gab es eine Verbindung zwischen dem Lake-Wylie-Fall und dem Greenleaf-Keller? Wenn ja, wie sah die aus? Ersterer deutete auf Satanismus hin. Letzterer sah aus wie Santería oder eine Variante davon wie etwa Palo Mayombe.

    Was war mit dem Kopf des Jungen vom Lake Wylie passiert?
    Ein plötzliches Bild. Das Stück Hirn, das in dem Kessel vergraben gewesen war.
    War es menschlich? Ich prägte mir ein: Larabee fragen.
    Meine pessimistischen Hirnzellen warfen einen neuen Gedanken auf.
    Mark Kilroys Gehirn war in einem Kessel gefunden worden.
    Adolfo de Jesus Constanzo und seine Jünger waren eine Perversion von Palo Mayombe. Sie waren keine Satanisten.
    Kenneth Roseboro.
    Sagte Roseboro die Wahrheit über das Haus an der Greenleaf? Über seinen Mieter? Wo war T-Bird Cuervo?
    Cuervo. War das nicht Spanisch für »Krähe«? Thomas Crow. T-Bird. Putzig.
    Was für eine Geschichte würde Roseboro morgen früh erzählen?
    Der verstümmelte Junge vom Lake Wylie.
    Die Knochen aus dem Kessel.
    Das Schulfoto.
    Boyce Lingo.
    Charlie Hunt.
    Petes Hochzeit.
    Ryans Versöhnung mit Lutetia.
    Und so weiter.
    Und so weiter.
    Verschmelzende Bilder. Verwirrte Gedanken.
    Aber nicht so verwirrt, wie sie noch werden würden.

14
    Das CMPD, die Polizei von Charlotte-Mecklenburg, hat seine Zentrale im Law Enforcement Center, einem geometrischen Klotz aus Beton, der sich drohend an der Ecke Fourth und Mc-Dowell
erhebt. Direkt gegenüber ist das Mecklenburg County Courthouse, das Gerichtsgebäude, vor dem Boyce Lingo seinen jüngsten Auftritt hatte.
    Die Detectives sind im ersten Stock des Law Enforcement Center untergebracht. Um acht Uhr zeigte ich meinen Ausweis, passierte die Sicherheitskontrollen und fuhr mit dem Aufzug Ellbogen an Ellbogen und Hintern an Hintern mit Polizisten und Zivilisten, die Becher von Starbucks und Caribou Coffee in den Händen hielten. Die Gespräche drehten sich um das bevorstehende lange Wochenende.
    Columbus Day. Ich hatte ganz vergessen, dass Montag ein Feiertag war.
    Kein Picknick, kein Grillabend für dich. Du Loser.
    Kenneth Roseboro erschien neunzig Minuten später, als Slidell befohlen hatte. Seine Verspätung sorgte bei Skinny nicht gerade für allerbeste Laune.
    Ebenso wenig wie die Brühe, die im Morddezernat als Kaffee durchging. Während wir warteten, kippten Slidell und ich eine ganze Kanne hinunter. Rinaldi war unterwegs, um

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