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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ich es für mich behalten und damit den Vorwurf der Behinderung einer Ermittlung riskieren?
    »Da ist noch mehr«, sagte ich. »Die Behörden in London behaupten, dass in den letzten Jahren einige Hundert schwarze Jungen aus dem System verschwunden und weder in der Schule noch sonst wo wieder aufgetaucht sind. Nur zwei konnten je aufgespürt werden.«
    »Wo zum Teufel sind die Familien?«
    »Bei Verhören gaben Sorgeberechtigte oder Verwandte an, die Jungen hätten Großbritannien verlassen, um nach Afrika zurückzukehren. «
    »Und kein Mensch kann das bestätigen.«
    »Genau.«
    »Die Polizei glaubt, dass diese Jungs ermordet wurden?«
    »Einige tun es.«
    Mein Blick wanderte zum Radiowecker. Halb sieben. Ich war nackt, ohne Make-up und mit wirren, nassen Haaren, die aussahen wie Seegras.
    Und ich sollte in dreißig Minuten bei Charlie sein.
    Ich musste mich beeilen. Aber ich wollte noch wissen, was Slidell und Rinaldi über das Anwesen an der Greenleaf herausgefunden hatten.
    »Was haben Sie über Kenneth Roseboro in Erfahrung gebracht? «
    »Der gute Kenny ist so ’ne Art Musiker, der in Wilmington lebt. Behauptet, dass er, kaum dass Tante Wanda das Zeitliche gesegnet hatte und er als Erbe eingesetzt war, den Schuppen vermietet hat.«
    Während Slidell redete, versuchte ich, mir mit einer Hand den Slip anzuziehen.
    »Roseboro wohnte also nie in diesem Haus?«
    »Nein.«
    »Wie viele Mieter gab es?«
    »Einen. Einen aufrechten Bürger namens Thomas Cuervo. T-Bird für seine Freunde und Geschäftspartner.«

    »Was für ein Geschäft?«
    »Beschissener, kleiner Laden draußen am South Boulevard.« Slidell schnaubte. »La Botánica Buena Salud. Naturheilmittel, Vitamine, Kräutermedizin. Ich kann einfach nicht glauben, dass die Leute für so einen Schafscheiß Geld ausgeben.«
    Auch wenn ich Slidell da nicht unbedingt widersprechen konnte, war ich nicht in der Stimmung für seine Ansichten über ganzheitliche Medizin.
    »Hat Cuervo eine Akte?«
    »Außer mit Gehirnstimulanzien und Blähungspulvern handelt T-Bird hin und wieder auch mit stärkeren Pharmazeutika.«
    »Er ist ein Drogendealer?«
    »Nur Kleinkram. Und ein paar Verwarnungen wegen Alkohol und ungebührlichem Verhalten.«
    Als ich ein Kickbox-Manöver versuchte, verfing mein Slip sich in meinem erhobenen Fuß. Ich kippte um und knallte mit dem Ellbogen gegen die Wand.
    »Scheiße!«
    Birdie schoss unters Bett.
    »Was treiben Sie denn?«
    »Warum beschloss Roseboro zu verkaufen?« Ich ließ mein Höschen sein und rieb mir den Ellbogen.
    »T-Bird machte sich aus dem Staub und hinterließ einiges an Mietschulden.«
    »Wohin?«
    »Roseboro meint, das würde er wirklich gern wissen.«
    »Haben Sie ihn nach dem Keller gefragt?«
    »Das hebe ich mir für unseren Plausch morgen früh auf.«
    »Was dagegen, wenn ich dazukomme?«
    Eine Pause.
    »Was soll’s.«

13
    Ich parkte an der Grenze zwischen Fourth und First Ward. Als ich die Church Street entlangging, konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass dieses Viertel das Aushängeschild für die Wiederbelebung der Innenstadt Charlottes war.
    Charlies Haus war das mittlere in einer Reihe von neun funkelnagelneuen Stadthäusern. Gleich um die Ecke lag das McColl Center for Visual Art, ein Komplex aus Ateliers und Galerien, der erst vor Kurzem in eine renovierte Kirche eingezogen war.
    Ein leeres Grundstück vom ehemaligen Gotteshaus entfernt wies ein Geröllhaufen auf eine weitere Implosion hin. Das alte Renaissance-Place-Apartmentgebäude hatte sich überlebt und war abgerissen worden, um Platz zu machen für einen schicken, neuen Turm.
    Zwei Blocks weiter im Südosten standen andere Gebäude, denen ebenfalls die Abrissbirne drohte, darunter das Mecklenburg County Government Services Center, unser umgebautes Sears Gartencenter. Jedem im MCME graute vor dem Umzug.
    C’est la vie à la Charlotte. Eine neue Landschaft, die aus der alten erwächst.
    Um 19 Uhr 23 drückte ich auf Charlies Klingel, die feuchten Haare nur zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Bezaubernd. Immerhin hatte ich Rouge und Mascara geschafft.
    Die Tür wurde geöffnet von einem Gastgeber, der außerordentlich gut aussah. Stonewashed Jeans. Slipper ohne Socken. Sweatshirt mit Reißverschluss, das die Brust darunter erahnen ließ.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme.«
    »Kein Problem.« Charlie drückte mir ein Küsschen auf die Wange. Er roch auch gut. Burberry?
    Wieder blitzte der Skylark auf.
    Charlie musterte meine Leggings und

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