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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Schulfotografen das Porträt aus dem Kessel zu zeigen, und ich war deshalb allein mit der schlechten Laune seines Partners.
    Und das sorgte bei mir nicht gerade für allerbeste Stimmung.
    Slidells Tischtelefon klingelte um 9 Uhr 37. Roseboro sitze in Verhörraum drei. Audio- und Videoüberwachung seien bereit.
    Vor dem Eintreten blieben Slidell und ich vor dem Spionglasspiegel stehen und schauten uns Wanda Hornes Neffen an.
    Roseboro saß, ließ die Füße in Sandalen baumeln und hatte die dürren, langen Finger auf der Tischplatte verschränkt. Er war knapp eins sechzig groß, ungefähr sechzig Kilo schwer und hatte einen merkwürdig ovalen Kopf, der auf seinem Hals balancierte wie ein Wellensittich auf seiner Stange.
    »Nette Frisur«, schnaubte Slidell.
    Konzentrische Kreise aus Graten und Furchen schlangen sich um Roseboros Schädel.

    »Er hat eine dreisechziger Welle«, sagte ich. »Wie Nelly.«
    Slidell schaute mich verständnislos an.
    »Der Rapper.«
    Der Blick veränderte sich nicht.
    »Schickes Hemd«, bemerkte ich, um das Thema zu wechseln. Es war limonengrün und groß genug für ein Rennpferd.
    »Aloha.« Slidell zog die Hose hoch. Der Gürtel spannte nun über der Rolle, die seine Taille darstellte. »Bringen wir den Wichser mal zum Schwitzen.«
    Roseboro stand auf, als wir das Zimmer betraten.
    »Hinsetzen«, bellte Slidell.
    Roseboro gehorchte.
    »Freut mich, dass Sie es einrichten konnten, Kenny.«
    »Der Verkehr war ziemlich heftig.«
    »Sie hätten früher losfahren sollen.« Slidell betrachtete Roseboro wie Dreck in der Gosse.
    »Ich hätte überhaupt nicht kommen müssen.« Roseboros Ton war irgendwo zwischen verstimmt und gelangweilt.
    »Da haben Sie allerdings recht.« Slidell knallte einen Ordner auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl gegenüber seinem Gesprächspartner. »Aber für einen aufrechten Bürger wie Sie, was ist da schon eine kleine Unannehmlichkeit, nicht?«
    Roseboro hob eine knochige Schulter.
    Ich setzte mich neben Slidell.
    Roseboros Blick wanderte zu mir. »Wer ist die Tussi?«
    »Frau Doktor hat mir geholfen, Ihren Keller auszuräumen, Kenny. Haben Sie dazu was zu sagen?«
    »Was bin ich Ihnen schuldig?« Mit einem Grinsen.
    »Halten Sie das für witzig?«
    Wieder hob sich die Schulter.
    Slidell wandte sich an mich. »Haben Sie was Witziges gehört?«
    »Noch nicht«, sagte ich.
    »Ich habe nichts Witziges gehört.« Slidell wandte sich nun wieder Roseboro zu. »Sie haben Probleme, Kenny.«

    »Jeder hat Probleme.« Nonchalant.
    »Aber nicht jeder hat einen kleinen Palast an der Greenleaf.«
    »Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt. Ich war nicht mehr in dem Haus, seit ich neun war. War völlig perplex, als die alte Dame es mir vererbt hat.«
    »Tantes Lieblingsneffe.«
    »Tantes einziger Neffe.« Noch immer völlig sorglos.
    »Keine eigenen Kinder?«
    »Nur eins. Archie.«
    »Und wo ist Archie zur Zeit?« Slidell ließ seine Stimme weiterhin höhnisch klingen.
    »Friedhof.«
    »Erstaunlich. Ich frage, wo ist Archie, und Sie bringen Friedhof. Ein Knaller, direkt aus dem Bauch heraus.« Wieder wandte Slidell sich an mich. »Ist er nicht eine Marke? Wirft mit Witzen einfach nur so um sich.«
    »Sehr lustig«, pflichtete ich ihm bei.
    »Archie starb mit sechzehn bei einem Autounfall.«
    »Mein Beileid für Ihren Verlust. Aber jetzt reden wir über den Keller.«
    »Soweit ich mich erinnern kann, gab’s da Spinnen, Ratten, verrostete Werkzeuge und einen Haufen Moder.« Roseboro schnippte mit den Fingern, als wäre ihm plötzlich etwas klar geworden. »Darum geht’s. Sie wollen mich drankriegen, weil ich meinen Haustieren keine sichere Umgebung geboten habe. Gefährdung von Tieren, richtig?«
    »Sie sind wirklich zum Schreien, Kenny. Ich wette, Sie versuchen, in den Comedy-Kanal zu kommen.« Wieder warf Slidell mir den Ball zu. »Was meinen Sie? Wir zappen uns eines Abends durchs Programm, und da sehen wir Kenny mit einem Mikro in der Hand?«
    »Seinfeld hat auch als Stand-up-Comedian angefangen.«
    »Da ist nur ein Problem.« Slidell durchbohrte Roseboro mit einem Blick, der sagte, dass er alles andere als amüsiert war. »Sie
werden hier nicht aufstehen oder rausgehen oder irgendwohin gehen, wenn Sie sich nicht bald ein bisschen mehr Mühe geben, Arschloch.«
    Roseboros Gesicht zeigte nur Gleichgültigkeit.
    »Château Greenleaf?« Slidell knipste die Mine aus seinem Kugelschreiber und hielt ihn über seinen Notizblock.
    »Soweit ich weiß, wurde der Keller als Waschküche

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