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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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für Cuervos Laden beschafft.
    »Ich bin beeindruckt.« Das war ich wirklich.
    »Erskine B. Slidell lässt nichts anbrennen. Und übrigens, Thomas Cuervos besitzt einen Ausweis und ist Bürger der Vereinigten Staaten.«
    »Wirklich?«
    »Wie’s aussieht, schaffte es Mama, ins Land zu kommen, hier zu gebären, Tommy seine Papiere zu besorgen und dann wieder nach Ekuador zu verschwinden. Ich den Achtzigern fing Cuervo an, regelmäßig das Land zu verlassen und wieder einzureisen. Seit siebenundneunzig ist er beständig hier. Die Einwanderungsbehörde hat keine permanente Adresse von ihm, weder hier noch südlich der Grenze.«
    »Das ist keine Überraschung.«
    »Nach einer zweiten, ziemlich fruchtlosen Sitzung mit Roseboro bin ich an Cuervos kleiner Apotheke vorbeigefahren. Der Laden war zu, aber ich hab sein Foto herumgezeigt. O Mann, bin mir vorgekommen wie in Tijuana.«
    Slidell machte eine Geste, deren Bedeutung ich nicht verstand.
    »Hab schließlich zwei hombres in die Finger bekommen« – er sprach es houmbrais aus – »die zugaben, ihn flüchtig zu kennen. Die Jungs hatten ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Englischen, aber als ich ihnen ein paar Zwanziger gezeigt habe, wurden ihre kommunikativen Fähigkeiten plötzlich drastisch besser. Anscheinend beschränken sich Cuervos Talente nicht nur auf den
Verkauf von Tonika und Kräutern. Der Kerl ist ein ziemlich bekannter Wunderheiler.«
    »Ein santero?«
    »Oder vielleicht das andere.«
    »Palero?«
    Slidell nickte.
    Palo Mayombe.
    Mark Kilroy.
    Ich verdrängte den Gedanken sofort wieder.
    »Wo ist Cuervo jetzt?«
    »Sancho und Pancho blieben da ein bisschen vage. Sagten, der Laden sei schon seit ein paar Monaten zu. Und meinten, Cuervo sei vielleicht nach Ekuador zurückgegangen.«
    »Hat er Familie hier in Charlotte?«
    »Laut den beiden amigos nicht.«
    »Wie haben Sie einen Richter dazu gebracht, den Wisch auszustellen? «
    »Anscheinend hatte der alte T-Bird noch andere Gründe, sich rar zu machen. Da war noch die Kleinigkeit einer nicht befolgten Vorladung.«
    »Cuervo ist zu einer gerichtlichen Anhörung nicht erschienen? «, vermutete ich.
    »Drogengeschichte. Neunundzwanzigster August.«
    »Hatten Sie Glück mit seinem Handy?«
    »Die Daten zeigen seit dem fünfundzwanzigsten August weder ein- noch ausgehende Anrufe. Die gespeicherten Nummern zurückzuverfolgen, wird einige Zeit dauern.«
    »Durchsuchen Sie den Laden jetzt gleich?«
    Slidell schüttelte den Kopf. »Morgen. Heute Abend muss ich Larabees Fingerabdrücke durchlaufen lassen.«
    Das erschien mir sinnvoll. Beim Lake-Wylie-Fall handelte es sich eindeutig um Mord. Wohingegen wir überhaupt nicht sicher waren, ob es bei dem Greenleaf-Keller überhaupt um ein Verbrechen ging.

    Ich holte die Fingerabdrücke aus dem Hauptautopsiesaal und gab sie Slidell.
    »Ich will dabei sein«, sagte ich.
    »Ah«, sagte er.
    Ich fasste das als Zustimmung auf.
    Nachdem Slidell gegangen war, schaute ich auf meine Uhr. 20 Uhr 40. Anscheinend war Skinnys Privatleben genauso armselig wie meins.
    Ich verpackte eben den Schädel wieder, als es in meinem Hirn pling machte. Sie kennen das. Sie haben es auch schon erlebt. In Comics wird es als strahlende Glühbirnen über dem Kopf dargestellt.
    Fingerabdrücke.
    Wachs.
    Wie stehen die Chancen?
    Kommt vor.
    Mit einem Skalpell schnitt ich sich kreuzende Linien in die Wachsschicht oben auf dem Schädel, die ein Quadrat mit etwa fünf Zentimetern Kantenlänge ergaben. Nach behutsamem Anheben konnte ich eine Schuppe lösen.
    Ich wiederholte den Vorgang, bis der gesamte Wachsüberzug in Fragmenten in einer Edelstahlschale lag. Eins nach dem anderen untersuchte ich die Stücke unter dem Mikroskop.
    Ich war bereits zu drei Vierteln durch, als ich auf der konkaven Seite eines Segments, das am rechten Scheitelbein gehaftet hatte, etwas entdeckte. Einen perfekten Daumenabdruck.
    Warum an der Innenfläche? Hatte das Wachs den Abdruck vom Schädel darunter abgehoben? War der Finger des Täters mit dem heißen Wachs in Berührung gekommen, als es ausgegossen wurde oder von einer Kerze getropft war?
    Unwichtig. Der Abdruck war vorhanden und konnte zu einem Verdächtigen führen.
    Voller Enthusiasmus wählte ich Slidells Nummer. Seine Voice Mail antwortete. Ich hinterließ eine Nachricht.

    Nachdem ich den Abdruck zuerst mit frontalem, dann mit seitlichem Lichteinfall fotografiert hatte, untersuchte ich jede Schuppe ein zweites Mal von unten und von oben. Ich fand nichts mehr.
    Die

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