Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Flanke.
    »Wir sind eine tolerante Gesellschaft.« Aus Lingos freundlichem Lächeln wurde eine ernste Miene. »Aber jetzt ist nicht die Zeit für Nachsichtigkeit. Eine öffentliche Meinung, die Teufelsanbetung erlaubt, erlaubt auch jede andere Art des Bösen. Trunkenheit, Ehebruch, Götzenanbetung, Homosexualität. Jede Art gegen die Familie gerichteter, moralischer Perversion.«

    Ich trat vor, die Arme erhoben wie ein Schülerlotse. »Diese Pressekonferenz ist beendet.«
    Objektive schwenkten in meine Richtung. Mikrofone schossen mir vors Gesicht.
    Ich hörte Murmeln. Meinen Namen. Anthropologin. UNCC.
    »Ihre Anwesenheit hier beeinträchtigt unsere Berufsausübung. «
    Lingo erstarrte, die Arme nach unten gestreckt, die Hände vor den Genitalien gefaltet.
    »Sie gehen jetzt alle.«
    »Stimmt es, dass Anson Tyler der Kopf abgeschnitten wurde?«, rief ein Reporter.
    »Nein, das stimmt nicht«, blaffte ich und bedauerte sofort, dass ich mich zu der Reaktion hatte verleiten lassen.
    »Was können Sie uns über den Tyler-Fall sagen?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Kein Kommentar.« Eisig.
    »Was ist mit der Leiche, die am Lake Wylie gefunden wurde?« Ein Ruf von weit hinten aus der Meute.
    »Kein Kommentar.«
    »Der Commissioner sagt, satanistische Symbole seien ins Fleisch geritzt worden.«
    »Kein. Kommentar.«
    Ich starrte Lingo an, Wut sprang von einem Nervenende zum nächsten.
    »Warum sagen Sie nicht die Wahrheit, Dr. Brennan?« Lingo, der besorgte Aktivist.
    »Sie würden die Wahrheit nicht erkennen, wenn sie Sie in den Arsch beißt.«
    Ein kurzes, kollektives Aufstöhnen. Ein paar nervöse Kicherer.
    »Die Menschen von Charlotte haben Antworten verdient.«
    »Die Menschen von Charlotte haben es nicht verdient, dass Sie unbegründete Ängste schüren.« Verglichen mit Lingos zuckrigem Bariton klang meine Stimme schrill.

    Lingo lächelte wohlwollend, ein liebender Vater, der seinem ungezogenen Kind sein schlechtes Betragen nachsieht. Am liebsten hätte ich den scheinheiligen Mistkerl die Treppe hinuntergetreten.
    »Ist es LaVey? Church of Satan?« Gerufen.
    »Stimmt es, dass diese Leute Tiere quälen und töten?«
    »Wie groß ist diese Teufelsanbetergemeinde in Charlotte?«
    »Entfernen Sie sich augenblicklich, sonst wird die Polizei den Platz räumen.«
    Meine Drohung wurde ignoriert.
    »Hat die Polizei einen Verdächtigen?«
    »Warum diese Vertuschung?«
    Ein Mikro kam mir zu nahe. Ich schlug es weg. Der Galgen schwang zurück und traf mich an der Wange.
    Das brachte das Fass zum Überlaufen.
    »Es! Gibt! Keine! Vertuschung! Es gibt keine verdammte Verschwörung! «
    Kameraverschlüsse klickten hektisch.
    »Sie werden manipuliert!« Ich trat einen Schritt vor, packte eine TV-Kamera und richtete sie auf die Menge. »Schauen Sie sich selbst an. Das ist eine Kopfjagd!«
    Hinter mir hörte ich, wie die Glastür aufging.
    »Verschwindet!«
    Finger umklammerten mein Handgelenk.
    Ich riss mich los und machte heimlich Scheuchbewegungen mit den Händen.
    »Schnell! Vielleicht finden Sie ja eine Nonne, die vergewaltigt wurde. Oder eine erschlagene Oma, die von ihrem Pudel aufgefressen wird.«
    »Jetzt mal langsam.« Geflüstert. Larabee drehte mich an den Schultern um und schob mich auf den Eingang zu.
    Bevor die Tür sich schloss, konnte ich noch einen letzten Vorschlag anbringen.

    Zehn Minuten später hatte ich meine Fassung wiedergefunden.
    »Wie schlimm war es?«
    Larabee rekapitulierte die Höhepunkte.
    »Rudelfick?«
    Larabee nickte.
    »Die Mikros haben es mitbekommen?«
    »O ja.«
    »O Gott.«
    »Er auch. Wollen hoffen, dass der Chef davon nichts erfährt.«
    North Carolina betreibt ein gesamtstaatliches Leichenbeschauer-System, und der oberste Medical Examiner hat sein Büro in Chapel Hill.
    »Er wird stinksauer sein.«
    »Das wird er«, pflichtete Larabee mir bei.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt machen Sie und ich die Autopsie an dem Jungen vom Lake Wylie.«
    Und genau das taten wir auch.
    Um drei leuchteten Röntgenaufnahmen an den Lichtkästen, bedeckten Fingerabdruckformulare eine Arbeitsfläche, Organscheiben schwebten in Gläsern und Knochenproben lagen in Edelstahlschalen. Leber, Bauchspeicheldrüse, Lunge, Magen, Niere und Hirn für den Pathologen. Schlüsselbeine, Schambeinfuge, Halswirbel und ein fünf Zentimeter langes Stück aus dem Schaft des Oberschenkelknochens für mich.
    Das Pentagramm und das 666-Symbol hingen gespenstisch blass in ihrem Formalinbad. Rosig-graue Krater in Brust und Bauch zeigten, wo

Weitere Kostenlose Bücher