Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Schweigen.
    »Wohnst du bei deiner Großmutter, Takeela?«
    »Und?«
    »Ich habe gehört, dass T-Bird ein wunderbarer Heiler ist.«
    »Soweit ich weiß, ist das nicht illegal.«
    »Warum hatte T-Bird dein Foto?«, warf Slidell dazwischen.
    »Was für ein Foto?«
    »Das Foto, das auf meinem Schreibtisch liegt. Das Foto, das wir gemeinsam anschauen können, wenn ich dich aufs Revier bringe.«
    Takeela spreizte die Finger und riss die Augen auf. »Ooh! Sehen Sie, was für eine Angst ich habe?«
    Slidells Kiefermuskeln zuckten. Sein Blick wanderte zu mir. Mit meinem gab ich ihm zu verstehen, dass er sich entspannen solle.
    »T-Bird wird seit einigen Monaten vermisst«, sagte ich. »Die Polizei macht sich Sorgen, dass ihm vielleicht etwas zugestoßen ist.«
    Zum ersten Mal drehte sie sich nun zu mir um. Ich sah Bestürzung in ihren Augen.
    »Wer sollte T-Bird etwas tun wollen? Er hilft den Leuten doch nur.«
    »Wie hilft er ihnen?«
    »Wenn jemand was Besonderes braucht.«
    Ich deutete auf das Kreuz an ihrem Hals. »Bist du Christin?«
    »Was für eine blöde Frage. Warum wollen Sie das wissen?«

    »T-Bird ist ein santero?«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wenn man beten will, geht man in die Kirche. Wenn man was braucht, geht man zu T-Bird.«
    »Wenn man was braucht?«
    »Was gegen Husten. Oder einen Job. Was auch immer.«
    Plötzlich kapierte ich.
    »Du wolltest zu T-Bird, weil du schwanger bist?«
    Takeela zuckte schnell und vieldeutig die Achseln.
    Abtreibung? Gesundes Baby? Junge oder Mädchen? Was wollte diese junge Frau von einem santero?
    Ich beugte mich zwischen den Sitzen nach vorne und legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Du hast T-Bird dein Schulfoto gegeben, damit er es in einem Ritual benutzt.«
    Plötzlich war der ganze Trotz verschwunden. Jetzt sah sie nur noch müde und nass aus. Und schwanger. Und sehr, sehr jung.
    »Ich wollte, dass Cliff sich um mich und das Baby kümmert.«
    »Aber er will seine Frau nicht verlassen«, vermutete ich.
    »Er wird seine Meinung ändern.« Unbewusst strich sie sich mit einer Hand über den Bauch.
    »Hast du eine Ahnung, wo T-Bird sein könnte?« Mit sanfter Stimme.
    »Nein.«
    »Hat er Familie?«
    »Ich weiß nichts von einer Familie.«
    »Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Im Sommer vielleicht.«
    »Gibt es irgendwas, das du uns sagen kannst?«
    »Ich weiß nur, dass Oma gesagt hat, wenn du was brauchst, wird T-Bird sich drum kümmern.«
    Takeela faltete die Hände über ihrem ungeborenen Kind und schaute Slidell an.
    »Wollen Sie mir jetzt irgendein Verbrechen anhängen?«

    »Verlass die Stadt nicht«, sagte Slidell. »Kann sein, dass wir das sehr bald noch einmal machen müssen.«
    »Bringen Sie beim nächsten Mal Partyhütchen mit.« Takeela zog am Griff, wuchtete sich hinaus und setzte sich auf dem Bürgersteig in Bewegung.
    Ein plötzlicher Gedanke. Würde sie beleidigt sein? Was soll’s. Ich wusste, wie ihre Zukunft aussehen würde, sollte sie weitermachen wie bisher. Alleinerziehende Mutter. Unterbezahlte Jobs. Ein Leben lang vergebliche Hoffnungen und leere Geldbeutel.
    Ich stieg aus.
    »Takeela.«
    Die Hände auf ihrem geschwollenen Bauch, drehte sie sich halb um.
    »Wenn du willst, kann ich ein paar Anrufe machen und sehen, ob man dir irgendwie helfen kann.«
    Ihr Blick wanderte zu meinem Gesicht.
    »Ich kann allerdings nichts versprechen«, fügte ich hinzu.
    Sie zögerte kurz. Dann: »Ich auch nicht, Lady.«
    Ich schrieb eine Nummer auf meine Visitenkarte und gab sie ihr.
    »Das ist meine Privatnummer, Takeela. Du kannst anrufen, wann du willst.«
    Sie ging davon. Während ich ihr nachschaute, stieg Slidell aus dem Auto. Zusammen gingen wir zu der botánica zurück.
    »Dann ist die Kleine in dem Kessel nicht die Kleine auf dem Foto.«
    »Nein«, entgegnete ich.
    »Aber wer zum Teufel ist sie dann?«
    Da ich die Frage als rhetorisch betrachtete, antwortete ich nicht.
    »Egal. Aber Tatsache ist, dass dieser Widerling den Schädel und die Beinknochen irgendeines Mädchens im Keller hatte. Cuervo treibt noch andere Spielchen, als nur Mittel gegen Tripper zu verkaufen.«

    Ich wollte etwas erwidern. Slidell schnitt mir das Wort ab.
    »Und was ist mit Jimmy Klapec? Keine Frage, dass das Mord war. Aber Sie sagen, das waren Satanisten, und Cuervo ist keiner, richtig?«
    Ich hob frustriert die Hände.
    »Und wo zum Teufel ist Rinaldi?« Slidell zog sein Handy aus der Tasche.
    Während wir durch den Regen liefen, schwirrten mir Namen und

Weitere Kostenlose Bücher