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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Füßen kräuselten.
    Slidell schob die junge Frau auf den Beifahrersitz. Während er vorne herumging, schob ich eine alte Pizzaschachtel, eine Tüte von einem chinesischen Straßenverkauf und ein Paar alte Turnschuhe beiseite und setzte mich auf die Rückbank. Der Innenraum des Taurus roch wie uralte Unterwäsche.
    »O Gott.« Das Mädchen hielt sich die linke Hand vor die Nase. »Ist hier drinnen was gestorben?«
    Slidell setzte sich hinters Steuer, knallte die Tür zu, lehnte sich dagegen und deutete mit dem Schlüssel auf die Schwangere.
    »Wie heißt du?«
    »Und du?«
    Slidell zeigte ihr seine Marke.
    Sie blies nur Luft durch die Lippen.
    »Wie heißt du?«, wiederholte Slidell.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Falls wir uns aus den Augen verlieren.«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Name?«
    »Patti LaBelle.«
    »Anschnallen.« Slidell zog seinen Gurt herunter, ließ ihn einrasten und steckte dann den Schlüssel in die Zündung.
    Die junge Frau hob die linke Hand, um ihn zu bremsen, und legte sich dann beide Hände auf den Bauch. »Okay.«
    Slidell entspannte sich und ließ sich in den Sitz zurücksinken. »Name?«
    »Takeela.«
    »Ist schon mal ein guter Anfang.«

    Wieder verdrehte sie die Augen. »Freeman. Takeela Freeman. Soll ich Ihnen das buchstabieren?«
    Slidell zog Notizblock und Stift heraus und hielt ihr beides hin. »Telefonnummer, Adresse, Namen der Eltern oder eines Erziehungsberechtigen. «
    Takeela schrieb und warf dann den Block aufs Armaturenbrett. Slidell nahm ihn und las.
    »Isabella Cortez?«
    »Meine Großmutter.«
    »Hispanisch.« Eher eine Feststellung als eine Frage. »Wohnst du bei ihr?«
    Ein knappes Nicken.
    »Wie alt bist du, Takeela?«
    »Siebzehn.« Trotzig.
    »In der Schule?«
    Takeela schüttelte den Kopf. »Ist doch alles Blödsinn.«
    »Aha. Verheiratet?«
    »Noch mehr Blödsinn.«
    Slidell deutete auf Takeelas Bauch. »Haben wir einen Daddy?«
    »Nee. Ich bin die Heilige Jungfrau persönlich.«
    »Was?« Scharf.
    »Warum nehmen Sie mich in die Mangel?«
    »Name des Vaters?«
    Ein schweres Seufzen. »Clifton Lowder. Er lebt in Atlanta. Wir sind nicht wütend aufeinander oder getrennt oder sonst was. Cliff hat dort Kinder.«
    »Und wie alt ist Cliff Lowder?«
    »Sechsundzwanzig.«
    Slidell machte ein Geräusch wie ein Terrier, der sich an einem Stück Leber verschluckt hat.
    »Gibt es in Atlanta auch eine Mrs. Lowder?«, fragte ich.
    Takeela deutete mit dem Daumen in meine Richtung. »Wer ist die?«
    »Beantworte ihre Frage. Hat Mr. Wunderbar eine Ehefrau?«

    Takeela hob eine Schulter. Na und?
    Widerstreitende Gefühle wallten in mir auf. Wut. Traurigkeit. Abscheu. Vorwiegend Abscheu. Slidell traf den Nagel auf den Kopf.
    »Was für ein Wichser sucht sich sein Frischfleisch auf dem Schulhof?«
    »Hab’s doch schon gesagt. Ich bin nicht in der Schule.«
    »Super Karriereplanung. Hat Big Cliff damit was zu tun?«
    »Er behandelt mich gut.«
    »Klar. Und ich wette, er ist ein klasse Tänzer. Das Arschloch hat dich geschwängert, Kleine. Und dann sitzengelassen.«
    »Hab’s Ihnen doch schon gesagt. Ich wurde nicht sitzengelassen. «
    »Wird dir Mr. Lowder mit dem Baby helfen?« Ich versuchte, einfühlsam zu klingen.
    Wieder nur ein Achselzucken.
    »Wann hast du Geburtstag?« Slidells Tonfall war das genaue Gegenteil von einfühlsam.
    »Was? Wollen Sie mich in Ihr Adressbuch schreiben? Und mir jedes Jahr eine Karte schicken?«
    »Habe mich nur gefragt, wie alt du warst, als du mit deinem Prinzen in die Kiste gehüpft bist. Wenn du noch nicht sechzehn warst, könnte er wegen Missbrauchs Minderjähriger dran sein.«
    Takeela kniff den Mund zu einer harten Linie zusammen.
    Ich schlug eine andere Richtung ein. »Erzähl uns von Thomas Cuervo.«
    »Kenne keinen Thomas Cuervo.«
    »Du bist eben aus seinem Laden gerannt«, blaffte Slidell.
    »Sie meinen T-Bird?«
    »Ja.«
    Noch ein Achselzucken. »Ich war spazieren und hab gesehen, dass T-Birds Tür offen war.«
    »Spazieren. In einem Wolkenbruch.«
    »Ich wollte Nachtkerzenöl für meinen Bauch.«

    »Damit nur ja keine Schwangerschaftsstreifen den Modeltraum zerstören.«
    »Warum sind Sie so gemein?«
    »Muss eine Gabe sein. Wo ist T-Bird?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Eine ganze Minute lang sagte keiner etwas. Regen prasselte aufs Dach und rann in Bächen die Fenster hinunter.
    Nachdem ich zugesehen hatte, wie eine Plastiktüte über die Straße wehte und an die Windschutzscheibe klatschte, brach ich das

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