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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Santería hatten mit Hexerei nichts zu tun.
    »Fahren wir jetzt dorthin?«
    Slidell schwieg so lange, dass ich schon glaubte, er würde mich abweisen. Seine Antwort überraschte mich.
    »Wir fahren mit einem Auto. Meinem.«
     
    Pineville ist eine verschlafene, kleine Gemeinde zwischen Charlotte und der Staatsgrenze zu South Carolina. Wie die Queen City verdankt auch sie ihre Existenz Pfaden und Flüssen. Vor Kolumbus verlief eine Route nach Westen zum Stamm der Catawba, die andere war der gute alte Handelspfad. Die Flüsse waren der Sugar Creek und der Little Sugar Creek.
    Farmen. Kirchen. Die Eisenbahn kam und ging. Fabriken wurden gegründet und wieder geschlossen. Der einzige Stolz des Städtchens ist die Tatsache, dass hier James K. Polk geboren wurde, der elfte Präsident der Vereinigten Staaten. Das war 1795. Seitdem ist nicht mehr viel passiert. In den Neunzigern machte der Bau einer Umgehungsstraße Pineville zu einem reinen Pendlervorort.
    Finneys Haus war ein erst nach der Umgehungsstraße entstandener Neubau mit gelber Außenverkleidung und nachgemachten,
schwarzen Fensterläden. Eine nette, ordentliche, belanglose Ranch.
    Ein dunkelblauer Ford Focus stand in der Auffahrt. Slidell und ich stiegen aus und gingen den Gartenpfad hoch.
    Das Türtreppchen war aus Beton, die Tür aus Metall und schwarz lackiert wie die Läden. Auf der Tür prangte eine kleine Skulptur, ein Schmetterling mit Spitzenbesatz an den Flügeln.
    Slidell drückte auf den Klingelknopf. Von drinnen waren gedämpfte Harfenklänge zu hören. Sekunden vergingen.
    Slidell klingelte noch einmal und ließ den Finger auf dem Knopf.
    Ein Harfenkonzert.
    Wir hörten Klappern, dann ging die Tür auf.
    Haare wallten auf Finneys Stirn wie eine Welle, die an einen Strand rollt. Kammspuren liefen an den Schläfen nach hinten. Seine Wimpern waren lang, sein Lächeln schief wie das eines frechen Jungen. Ohne die tiefen Aknekrater in seinem Gesicht hätte der Mann so blendend ausgesehen wie ein Rockstar.
    »Sind Sie Asa Finney?«, fragte Slidell.
    »Ich kaufe nichts, egal, was Sie verkaufen.«
    Ohne den Anflug eines Lächelns zeigte Slidell ihm seine Marke. Finney betrachtete sie.
    »Was wollen Sie?«
    »Reden.«
    »Ist gerade ungüns-«
    »Auf der Stelle.«
    Finney trat argwöhnisch einen Schritt zurück.
    Slidell und ich betraten eine winzige Diele mit glänzendem Fliesenboden.
    »Kommen Sie mit.«
    Wir folgten Finney vorbei an einer billig eingerichteten Wohn-und Esszimmerkombination in eine kleine Küche im hinteren Teil des Hauses. Ein Tisch und Stühle aus Kiefernholzimitat nahmen die Mitte des Raums ein. Ein halb geleerter Joghurtbecher
und eine Schüssel Müsli standen auf einem Platzdeckchen, aus beiden ragten Löffel.
    »Ich war gerade beim Mittagsessen.«
    »Lassen Sie sich von uns nicht aufhalten«, sagte Slidell.
    Finney setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Ich setzte mich ihm gegenüber. Slidell blieb stehen. Verhörtaktik: Größenvorteil.
    Finney trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Nervös? Verärgert, weil Slidell ihn ausgetrickst hatte, indem er stehen geblieben war?
    Slidell verschränkte die Arme und sagte nichts. Verhörtaktik: Schweigen.
    Finney legte sich seine Serviette über ein Knie. Nahm einen Löffel zur Hand. Legte ihn wieder weg.
    Ich schaute mich um. Die Küche war makellos. Ein Mörser samt Stößel aus Stein stand auf einer Anrichte neben einer Kräuterschale, die von langen Neonröhren mit Licht versorgt wurde.
    Über dem Spülbecken hing eine fein geschnitzte Darstellung einer nackten, gehörnten Gestalt mit einem Hirsch auf der einen und einem Stier auf der anderen Seite. Eine Schlange mit Widderkopf wand sich um einen Arm.
    Finney folgte meinem Blick.
    »Das ist Cernunnos, der keltische Vater der Tiere.«
    »Erzählen Sie uns mehr davon.« Slidells Stimme war eisig.
    »Cernunnos ist der Begleiter der Mutter Erde.«
    »Aha.«
    »Er ist das Wesen des männlichen Aspekts des Gleichgewichts der Natur. In dieser Darstellung ist der Gott umgeben von einem Hirschen, einem Stier und einer Schlange, die Symbole der Fruchtbarkeit, der Macht und der Männlichkeit.«
    »Machen solche Sachen Sie an?«
    Finney drehte den Blick zu Slidell. »Wie bitte?«
    »Sex. Macht.«
    Finney fing an, sich die Wange zu kratzen. »Was soll das heißen? «

    »Sie leben alleine, Asa?« Verhörtaktik: Themenwechsel.
    »Ja.«
    »Hübsches Haus.«
    Finney sagte nichts.
    »Muss einiges gekostet haben, so eine Hütte.«
    »Ich habe mein eigenes

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