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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wie, sagte er, und wir finden Rinaldis Mörder.«
    »Sie sind nicht überzeugt?«
    »Er bearbeitete diese Fälle.«
    »Rinaldi war Polizist.«
    Wir wussten beide, was er meinte. Verärgerte Drogenbarone. Rachsüchtige Knackis. Unzufriedene Opfer. Die meisten stellen sich nur vor, wie sie vermeintlich offene Rechnungen begleichen könnten. Einige wenige Gefährliche setzen es tatsächlich in die Tat um.
    Larabee stellte das Glasgefäß weg und nahm das Foto von T-Bird Cuervo zu Hand.
    »Wer ist der Kerl?«
    »Thomas Cuervo, ein ekuadorianischer santero, der das Haus an der Greenleaf von Kenneth Roseboro gemietet hatte. Nannte sich T-Bird.«

    »Das Haus mit den Kesseln und den Knochen im Keller?«
    Ich nickte. »Das Problem ist, Cuervo ist verschwunden. Entweder weiß keiner, wo er ist, oder niemand will es uns sagen.«
    Larabee betrachtete das Foto sehr lange. Dann: »Ich weiß genau, wo er ist.«

24
    Larabee führte mich durch den Kühlraum in den Tiefkühler und dort zu einer Rollbahre an der hinteren Wand. Er zog den Reißverschluss des schwarzen Sacks auf und zeigte mir eine eisige Leiche.
    »Darf ich Ihnen den Unbekannten Nr. 358-08 vorstellen?«
    Ich betrachtete das Gesicht. Es war zwar bleich, verzerrt und mit Abschürfungen übersät, aber es gehörte eindeutig T-Bird Cuervo.
    »Wie lange liegt er schon hier?«
    Larabee schaute auf das Etikett. »Siebenundzwanzigster August. «
    Damit war Cuervo in Bezug auf Klapec und Rinaldi eindeutig aus dem Schneider.
    »Warum wusste ich nichts davon, dass seine Leiche bei uns ist?«
    »Er kam an dem Tag, als Sie nach Montreal fuhren. Der Fall erforderte kein Anthropologie-Gutachten. Als Sie zurückkamen, hatte ich ihn schon auf Eis gelegt.«
    Und ich hatte keinen Grund gehabt, in die Tiefkühlung zu gehen.
    »Der arme Kerl hat sich mit einem Lynx angelegt. Knapp südlich der Bland Street Station.«
    Larabee meinte die neue Schmalspurstrecke von CATS, dem Charlotte Area Transit System, dem Verkehrsverbund des Großraums Charlotte. Ich weiß, neben Panthers, Panthern, und Bobcats,
Rotluchsen, ist der Lynx , der Luchs, ein bisschen viel Fauna, aber städtische Verkehrplaner sind nicht gerade für ihre Feinsinnigkeit bekannt.
    »Cuervo wurde von einem Zug angefahren?«
    »Beine und Becken wurden zertrümmert. Er hatte keine Papiere bei sich, und kein Mensch suchte je nach ihm.«
    »Haben Sie die Fingerabdrücke durchlaufen lassen?« Meine Zähne klapperten noch nicht, aber sie dachten daran.
    »Können vor Lachen. Der Kerl wurde über fünfzehn Meter mitgeschleift. Handflächen und Finger waren nur noch rohes Fleisch.«
    »Wie ist es passiert?«
    »Der Lokomotivführer glaubte, auf den Gleisen etwas zu sehen, zog die Notbremse und betätigte das Signalhorn, konnte aber nicht stoppen. Anscheinend braucht ein Zug, der achtzig Kilometer pro Stunde fährt, über zweihundert Meter bis zum kompletten Halt.«
    »Autsch.« Es überraschte mich, dass Cuervo nicht schlimmer aussah.
    »Die Schranken waren geschlossen, alle Licht- und akustischen Signale aktiviert, bevor der Zug in den Bahnhof einfuhr. Und außerdem tutete der Lokführer.«
    »Wurde der Fahrer untersucht?« Es wunderte mich, dass ich über diesen Unfall nichts gehört hatte.
    »Keine Drogen, kein Alkohol.«
    »Cuervo lebte, als der Zug ihn traf?«
    »Eindeutig.«
    »Und Sie hatten keinen Grund zu zweifeln, dass sein Tod ein Unfall war?«
    »Nein. Und sein Alkoholpegel war 0,8. Ist der Kerl legal?«
    »Cuervo hatte die amerikanische und die ekuadorianische Staatsbürgerschaft.«
    »Irgendwelche Angehörigen hier?«
    »Offensichtlich nicht. Er wohnte alleine an der Greenleaf und hatte einen Laden mit dem Namen La Botánica Buena Salud in
einer Nebenstraße des South Boulevard. Die Einwanderungsbehörde hat keine Hauptadresse von ihm, weder hier noch in Ekuador. «
    »Macht es schwierig, Verwandte zu finden.«
    Larabee zog den Reißverschluss des Leichensacks wieder zu, und wir traten auf den Korridor.
    Zurück in meinem Büro rief ich Slidell an.
    »Das gibt’s doch nicht.«
    Ich konnte ihm nicht widersprechen.
    Dreißig Sekunden lang hörte ich von Slidells Ende nur Telefonklingeln.
    »Heute Vormittag habe ich mir die Straße ein wenig genauer angesehen, die zu der Stelle führt, wo Klapec gefunden wurde. Sie kommen nie drauf, was sich in diesem Waldstück versteckt.«
    »Warum sagen Sie es mir dann nicht?« Obwohl die Tiefkühlung mein Zittern gelindert und den Magen beruhigt hatte, schwitzte ich noch immer, und mein

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