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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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an, wenn Du Dich wieder in der Lage fühlst, das Telefon einzuschalten.
    Charlie

    Ich war entsetzt. Großer Gott. Was hatte Charlie zu verhindern versucht?
    Ich stellte das Essen auf die Küchentheke, schnappte mir ein Diet Coke und machte mich wieder auf den Weg.
    Die Bewegungen des Autos. Die Abgase. Das Cola. Fast wäre mir schon wieder schlecht geworden.
    Okay. Ich würde leiden, bis mein Körper zur Normalität zurückkehrte. Ich würde den Preis bezahlen.
    Das Gute daran war, dass der endgültige Absturz erst zu Hause passiert war. Ich hatte niemanden verletzt. Ich hatte nichts Blöderes getan, als mit einer alten Flamme aus der Highschool eine Nummer zu schieben.
    Leider sollte sich diese letzte Annahme als falsch erweisen.
     
    Erinnern Sie sich noch an meine Bemerkung über Montage im Leichenschauhaus? Für Dienstage nach einem langen Wochenende kann man das ruhig verdoppeln.
    Alle drei Pathologen waren anwesend, und die Tafel zeigte acht neue Leichen. Da Rinaldi nicht dabei war, nahm ich an, dass Larabee, Siu oder Hartigan gestern hereingekommen waren, um die Autopsie vorzunehmen. Unter den gegebenen Umständen tippte ich auf meinen Chef.
    Wieder plagte mich das schlechte Gewissen. Während ich in einem Fest des Selbstmitleids Gehirnzellen zerstörte, hatten andere ihre Arbeit getan.
    Ich ging direkt in den Kühlraum und holte den Schädel und die Beinknochen aus Cuervos Kessel und Finneys Unterkiefer aus ihren Fächern. Da beide Autopsieräume besetzt waren, breitete ich eine Plastikplane auf meinem Schreibtisch aus, legte die Überreste darauf und dazu noch die Zähne, die ich Susan Redmons Sarg entnommen hatte.
    Nach zwei Stunden war ich fertig. Jeder Zahn passte. Jedes Detail in Bezug auf Alter, Abstammung und Erhaltungszustand sagte: Übereinstimmung. Die Maße, die ich in der Gruft genommen
hatte, waren vereinbar mit denen des Schädels. Fordisc 3.0 war derselben Meinung. Falls nötig, konnte ich noch einen DNS-Abgleich anstellen lassen, aber ich war überzeugt, dass Schädel, Unterkiefer und die Überreste im Sarg von derselben Person stammten.
    Hin und wieder sah ich Hawkins oder Mrs. Flowers oder einen der Pathologen an meiner offenen Tür vorbeieilen. Larabee blieb einmal stehen, schaute mich komisch an und ging weiter. Keiner traute sich in mein Büro.
    Ich schrieb eben meinen Bericht über Susan Redmon, als Mrs. Flowers anrief, um das Telefonat anzukündigen, vor dem mir graute. Dr. Larke Tyrell, Chef des Leichenbeschauersystems von North Carolina, wollte mich aus Chapel Hill sprechen.
    »Könnten Sie vielleicht sagen, dass ich nicht da bin?«, fragte ich.
    »Könnte ich.« Knapp.
    »Mir geht es heute nicht besonders gut.«
    »Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Könnten Sie vielleicht andeuten, dass ich schon früh gegangen bin?«
    »Könnte sein, dass Sie das tun.«
    Ich war dankbar und fragte sie deshalb nicht, was sie meinte.
    Danach widmete ich mich wieder dem Redmon-Bericht, doch es brachte nichts. Ich konnte mich nicht genug konzentrieren, um aus einzelnen Wörtern bedeutungsvolle Sätze zu basteln. Ich musste mich auf Konkreteres beschränken. Auf Visuelles.
    Weil mir nichts Besseres einfiel, ging ich wieder in den Kühlraum und holte Jimmy Klapecs Wirbel und das verstümmelte Gewebe, das ich seiner Brust und dem Unterbauch entnommen hatte, heraus und legte beides neben Susan Redmons Knochen auf den Schreibtisch. Dann zog ich das Schulfoto von Susan Redmon und die Aufnahmen von Jimmy Klapec und T-Bird Cuervo aus der Schublade und legte sie dazu.
    Ich starrte eben die traurige, kleine Sammlung an und hoffte
auf irgendeine Erleuchtung, als Larabee ohne Anzuklopfen in mein Büro kam. Er ging zum Schreibtisch und beugte sich über mich.
    »Sie sehen furchtbar aus.«
    »Ich glaube, ich habe eine Erkältung.«
    Larabee betrachtete mein Gesicht. »Vielleicht haben Sie was Falsches gegessen.«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    Larabee kannte meine Vorgeschichte. Wusste, dass ich log. Dass ich das schlechte Gewissen und den Selbstekel verbergen wollte. Ich hielt den Blick gesenkt.
    Larabee blieb, wie er war, die Hände auf dem Tisch, den Oberkörper leicht über mich gebeugt. Er konnte das sehr gut.
    »Was ist das alles?«
    Ich erzählte ihm von Susan Redmon.
    Larabee nahm das Glas zur Hand und studierte die beiden Hautstücke von Jimmy Klapecs Leiche.
    »Slidell ist überzeugt, dass das alles irgendwie zusammengehört. « Ich bewegte die Hand über den Schreibtisch. »Finden Sie heraus,

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