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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Kopf fing an zu pochen. Ich war nicht in Stimmung für ein Ratespiel.
    »Ein Camp. Ich rede jetzt nicht von Camp Sonne zwischen den Pinien, Sie wissen schon, Kanufahren und Wandern und ›Kumbaya‹. Ich rede von Camp Vollmond. Mit Hexen und Zauberern, die ihn anblöken.«
    »Wiccaner?«
    »Ja. Und nach Angaben der Nachbarn, die über diesen Hokuspokus in ihrem Hinterhof nicht gerade erfreut sind, ging’s dort in der Nacht, bevor Klapecs Leiche auftauchte, richtig ab.«
    Ich wollte eben fragen, was er damit meinte, aber Slidell redete weiter.
    »Trommeln, Tanzen, Singen.«
    »Das könnte ohne jeden Bezug zu Klapec sein.«
    »Genau. Ein nettes, kleines Grillfest. Ich will Cuervo sehen.«
    »Kommen Sie rüber.«
    Slidell zögerte kurz. Dann: »Und ich will, dass Sie sich etwas ansehen, was Eddie Rinaldi geschrieben hat.«

    Ich hatte kaum aufgelegt, als mein Handy klingelte.
    919-Vorwahl.
    Larke Tyrell.
    Mein angeschlagener Magen zog sich bei dem Gedanken an die bevorstehende Unterhaltung zusammen.
    Ich hatte mich gerade um die Aufnahme in das American Board of Forensic Anthropology beworben, als Tyrell zum obersten staatlichen Leichenbeschauer für North Carolina ernannt wurde. Wir lernten uns über eine Arbeit kennen, die ich für das North Carolina Bureau of Investigation übernommen hatte, die Rekonstruktion und Identifikation von zwei Drogendealern, die von Mitgliedern einer Motorradgang ermordet und zerstückelt worden waren.
    Ich gehörte zu den ersten beratenden Spezialisten, die Tyrell engagierte, und obwohl unser Verhältnis im Allgemeinen kollegial war, hatten wir im Lauf der Jahre doch unsere Schwierigkeiten gehabt. Und so hatte ich auch erfahren, dass der Chef zynisch und sehr diktatorisch sein konnte.
    Ich trank Wasser aus dem Glas neben meinem Ellbogen und klappte das Handy dann vorsichtig auf.
    »Dr. Brennan.«
    »Tempe. Tut mir leid, dass Sie nicht ganz auf der Höhe sind.« Da Tyrell aus einer Marine-Corps-Familie von der Küste stammte und vor seinem Medizinstudium selbst zwei Dienstzeiten in der Marine verbracht hatte, redete er wie eine militärische Version von Matlock.
    »Danke.«
    »Ich mache mir Sorgen, Tempe.«
    »Ist doch nur eine Erkältung.«
    »Wegen ihres Ausbruchs bei Boyce Lingo.«
    »Ich würde gern erklären –«
    »Mr. Lingo ist wütend.«
    »Er ist immer wütend.«
    »Können Sie sich vorstellen, welches PR-Desaster Sie da angerichtet
haben?« Tyrell liebte rhetorische Fragen. Da ich annahm, dass es sich um eine handelte, sagte ich nichts.
    »Das Büro hat einen offiziellen Sprecher, dessen Aufgabe es ist, mit den Medien zu kommunizieren. Ich kann nicht zulassen, dass meine Angestellten ihre persönliche Meinung zu laufenden Fällen zum Besten geben.«
    »Lingo schürt Ängste, damit er selbst als Held dastehen kann.«
    »Er ist der County Commissioner.«
    »Er ist gefährlich.«
    »Und Sie meinen, ein Wutanfall vor laufenden Kameras ist der richtige Weg, ihn zu neutralisieren?«
    Ich schloss die Lider. Es fühlte sich an, als würde Sandpapier über meine Augäpfel scheuern.
    »Sie haben recht. Mein Verhalten ist unentschuldbar.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Also erklären Sie mir, warum Sie meinen direkten Befehl ignoriert haben?« Tyrell klang wütender, als ich ihn je gehört hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich habe Ihr Vertrauen missbraucht. «
    »Warum informieren Sie eine Reporterin, obwohl ich Sie ausdrücklich gebeten habe, jeden Kontakt mit der Presse einzustellen? «
    »Was für eine Reporterin?«
    Ich hörte Papier rascheln.
    »Allison Stallings. Die Frau hatte die Dreistigkeit, in meinem Büro anzurufen, um sich Informationen bestätigen zu lassen, die vertraulich hätten sein sollen. Tempe, Sie wissen doch, dass Daten, die ein Kind betreffen, besonders heikel sind.«
    »Was für ein Kind?«
    »Anson Tyler. Es übersteigt einfach meine Vorstellungskraft, wie Sie so respektlos gegenüber diesem kleinen, toten Jungen und seiner armen, trauernden Familie haben sein können.«
    Der Schweiß fühlte sich kalt auf meinem Gesicht an. Ich konnte mich nicht erinnern, mit Allison Stallings gesprochen zu haben.
    Aber Montag war für mich eine Leerstelle. War es möglich, dass ich mich mit ihr in Verbindung gesetzt hatte, weil ich in alkoholisierter Umnachtung gehofft hatte, so den Irrtum aufzuklären, dass Anson Tylers Tod etwas mit Jimmy Klapecs zu tun hatte? Um klarzustellen, dass es keine Verbindung gab zwischen der kopflosen Leiche aus dem Catawba River und der

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