Der Tod kommt wie gerufen
auf den Boden.
Mein Mund fühlte sich völlig ausgetrocknet an.
Okay. Nicht einmal so schlimm.
Ich stand auf.
Blut schoss in die geweiteten Gefäße meines Gehirns. Meine Augäpfel pochten.
Ich legte mich wieder hin. Das Kissen roch nach Burberry und Sex.
O Gott. In diesem Zustand konnte ich mich nicht vor meine Studenten stellen.
Ich taumelte zu meinem Laptop und schickte eine E-Mail an mein Labor und meine Unterrichtsassistentin Alex, in der ich sie bat, den Knochenbestimmungstest zu überwachen und die Studenten dann nach Hause zu schicken.
Als ich die Augen wieder öffnete, war der Kater verschwunden und der Wecker zeigte acht.
Ich zwang mich in eine aufrechte Position und schleppte mich unter die Dusche. Danach zitterten meine Hände beim Kämmen und beim Zähneputzen.
Unten zeigte der Kinokanal Gesprengte Ketten. Ich fand die Fernbedienung und schaltete aus, als Steve McQueen eben über einen Stacheldrahtzaun sprang.
Die Küche erzählte die Geschichte in grellsten Bildern. Im Waschbecken lagen die Überreste einer gefrorenen Pizza und die Tüten und Stiele von mehreren Dove Bars. Auf der Anrichte standen zwei leere Weinflaschen. Eine dritte stand halb leer neben einem einzelnen Glas auf dem Tisch.
Ich aß eine Schüssel Cornflakes und spülte zwei Aspirin mit Kaffee hinunter. Danach kotzte ich.
Obwohl ich meine Zähne noch einmal putzte, schmeckte mein Mund grässlich. Ich kippte ein volles Glas Wasser hinunter. Versuchte es mit Schmerztabletten. Nichts half, wie erwartet. Ich wusste, dass nur Zeit und mein Stoffwechsel mir Linderung verschaffen würden.
Ich zerdrückte eben die Pizzaschachtel, als mein Hirn langsam wieder zu arbeiten anfing.
Heute war Dienstag. Seit Sonntag hatte ich mit niemandem mehr gesprochen.
Montag war zwar ein Feiertag gewesen, aber man hatte mich sicher vermisst.
Ich warf den Pappkarton in den Müll und lief zum Telefon.
Ich hob ab und lauschte einer toten Leitung.
Ich folgte dem Kabel bis zur Wand. Der Stecker steckte brav in der Dose. Ich fing an, die Nebenanschlüsse zu überprüfen.
Das Schnurlose im Schlafzimmer lag unter meiner weggeworfenen Jeans. Es war auf Sprechen geschaltet, so dass der Rest der Anlage blockiert war.
Hatte ich es blockiert? Oder Charlie?
Wie lange war die Anlage schon außer Dienst?
Ich schaltetet das Schnurlose aus und dann wieder ein. Ich hörte das Freizeichen. Ich schaltete wieder aus.
Wo war mein Handy? Vom Festnetz aus wählte ich die Nummer.
Nichts.
Nach ausgedehnter Suche fand ich das Handy ganz hinten in einer Schublade im Arbeitszimmer. Es war abgeschaltet.
Unwahrscheinlich, dass Charlie das getan hatte, dachte ich und fragte mich, welche alkoholisierte Laune mich dazu getrieben hatte.
Ich steckte eben das Handy in die Ladestation, als der Hausapparat klingelte.
»Wo zum Teufel haben Sie denn gesteckt?«
Slidells Ton stach wie ein Messer in meinen Schädel.
»Gestern war Feiertag«, sagte ich ausweichend.
»Na, dann Entschuldigung, dass Mörder sich nicht freinehmen. «
Mir war zu übel, als dass mir eine schlagfertige Antwort eingefallen wäre. »Haben Sie Fortschritte gemacht bei der Jagd nach Rinaldis Mörder?«
Slidell strafte mich mit einigen Sekunden Schweigen. Die Hintergrundgeräusche deuteten an, dass er sich auf dem Revier befand.
»Man hat mich von den Ermittlungen ausgeschlossen. Anscheinend bin ich persönlich zu stark beteiligt, um objektiv sein zu können.« Slidell schnaubte. »Persönlich beteiligt. Die reden, als ging’s hier um verdammte Firmengewinne.«
Es war vermutlich eine gute Entscheidung. Ich behielt den Gedanken für mich.
»Aber mein Bauch sagt mir, dass das alles miteinander zu tun hat. Wenn ich nur Klapec und den Greenleaf-Keller bearbeite, dann schnappe ich vielleicht auch den Scheißkerl, der Rinaldi auf dem Gewissen hat.«
Slidell hielt inne. Räusperte sich.
»Ich habe mit Isabella Cortez gesprochen.«
»Mit wem?« Der Name sagte mir nichts.
»Takeela Freeman? Die Oma?«
»Ach ja. Was haben Sie erfahren?«
»Nichts. Aber ich habe auch mit Donna Scott-Rosenberg gesprochen. Die Dame erzählte eine fesselnde Geschichte. Schiebt das Ding auf dem Friedhof allein Finney in die Schuhe.«
»Wie überraschend. Was sagt sie zu Susan Redmons Überresten? «
»Sie sagt, als sie mit ihrer Familie nach Kalifornien umzog, fand sie es zu riskant, die Knochen einzupacken. Wollte nicht, dass ihr Vater sie fand. Wollte sie aber auch nicht im Haus lassen. Also gab sie sie einem ihrer
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