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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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seit acht Jahren und hatte nicht die geringste Ahnung.
    »Ja.«
    Ich hörte Einatmen, dann Schweigen. Ich wartete.
    »Komm heute Abend ins Camp Vollmond. Wir feiern ein Esbat-Ritual. Lern uns kennen. Befass dich mit unserer Philosophie. «
    Meine angeschlagenen Hirnzellen schrien nach Schlaf. Ich wollte schon ablehnen.
    »Du wirst sehen. Unsere Religion ist eine freudvolle, geboren aus einem Verwandtschaftsgefühl mit der Natur. Wiccaner feiern das Leben, wir nehmen es nicht.«

    Die Gewissenjungs schickten eine Stimme durch den Schmerz in meinem Schädel.
    Während Slidell seinen Kummer in Arbeit ertränkte, hast du deinen in Alkohol ertränkt.
    »Wann?«
    »Neunzehn Uhr.«
    Wenn nicht gerade Horrorverkehr herrschte, konnte ich es zur Universität und dann nach Hause für ein Nickerchen schaffen, bevor ich mich auf den Weg ins Camp Vollmond machte.
    Ich griff nach meinem Notizblock.
    »Ich brauche eine Wegbeschreibung.«

26
    Aus dem Nickerchen wurde nichts. Ireland bestand darauf, mir den Präparationsprozess für die Abtast-Elektronenmikroskopie in allen Einzelheiten zu erklären. Dann quälte ich mich eine Stunde lang durch Baustellenverkehr auf der I-85. Zuhause angekommen schaffte ich es gerade noch, Birdie zu füttern und zwei Aspirin einzuwerfen, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.
    Jennifers Beschreibung schickte mich auf dieselbe Route, die ich am Donnerstag zu Klapecs Fundort genommen hatte. Doch diesmal bog ich knapp dreihundert Meter vor dem Flussufer auf eine schmale, kurvige Straße ein. An einem verlassenen Obststand bog ich links ab und fuhr weiter, bis ich ein handgemaltes hölzernes Schild mit einem Pfeil und der Aufschrift V ollmond entdeckte. Von da führte ein Schotterweg weiter.
    Die Sonne stand schon tief und verwandelte den Wald in eine Collage aus Grün, Braun und Rot. Während ich abwechselnd durch Licht und Schatten fuhr, stachen tiefrote Pfeile durch das Laubwerk und huschten über meine Windschutzscheibe. Andere Autos sah ich nicht.
    Nach weiteren dreihundert Metern sah ich einen Torbogen
aus Gitterwerk, der eine nach rechts abgehende Reifenspur etwa zweieinhalb Meter hoch überspannte. Jennifers Anweisungen folgend, bog ich auf diese Fahrspur ein.
    Zehn Meter hinter dem Tor öffnete sich der Wald zu einer Lichtung mit ungefähr zwanzig Metern Durchmesser. Am hinteren Ende standen etwa zwei Dutzend Autos im Halbkreis vor einer grob zusammengezimmerten Holzhütte. Ein weiteres handgemachtes Schild über der Tür verkündete V ollmond. Außerdem war etwas darauf, das aussah wie eine paläolithische Muttergottheit – volle Brüste, ausladendes Gesäß; Kopf, Arme und Beine nur angedeutet.
    Ich stellte mein Auto neben einem zerbeulten Volvo ab, stieg aus und schaute mich um. Niemand kam zu mir oder rief mich. Die Tür unter der Göttin blieb geschlossen.
    Die Luft roch nach Kiefern und feuchter Erde und einem Hauch von Holzrauch. Töne wehten aus dem Wald hinter der Hütte zu mir. Panflöten? Eine Blockflöte? Ich war mir nicht sicher.
    Ich ging um die Hütte herum, sah einen Pfad und bewegte mich auf die Musik zu. Die Sonne war untergegangen, der Wald lag in diesem trüben Licht zwischen Dämmerung und tiefer Nacht. Keine Vögel sangen, nur hin und wieder hörte ich eine verschreckte Kreatur durchs Unterholz huschen.
    Während ich mich näherte, differenzierte sich die Musik. Ich hörte eine Querflöte, eine Gitarre und eine Frauenstimme, die einen Text sang, den ich nicht verstand.
    Bald sah ich Flammen durch die Bäume flackern. Nach zehn Schritten erreichte ich eine zweite Lichtung, die sehr viel kleiner war als die vor der Hütte. Ich blieb am Waldrand stehen und schaute mich nach Jennifer um. Niemand bemerkte mich.
    Die Versammlung war größer, als ich erwartet hatte, dreißig Leute vielleicht. Ein paar saßen auf Holzstämmen um die Feuergrube herum. Andere standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich.

    Die Gitarristin war eine Frau zwischen vierzig und fünfzig mit langen, grauen Haaren und Unmengen von Schmuck. Die Flöte spielte eine Person unbestimmten Geschlechts mit aufgemalten, sich windenden Schlangen auf Wangen und Stirn. Die Sängerin war ein asiatisches Mädchen von knapp zwanzig Jahren.
    Hinter den Musikern folgten elf Frauen und ein Mann den Instruktionen einer Frau in einer prächtig bestickten Robe.
    »Hebt eure Hände den Himmeln entgegen.«
    Vierundzwanzig Arme wanderten in die Höhe.
    »Atmet tief ein. Folgt eurem Atem. Spürt ihn in jedem Teil eures

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