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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gruseligen Kostümen, um die Geister in Schach zu halten?«
    »Das ist eine Interpretation. Die Wintersonnwende schließlich fällt ungefähr auf den einundzwanzigsten Dezember. Auch als Yule bekannt, ist das der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. Für Wiccaner ist das die Zeit im Jahr, in der der Greisinnenaspekt
der Göttin regiert. Viele Religionen haben die Geburt ihrer Götter auf die Zeit um diese Sonnwende gelegt. Jesus, Horus, Dionysius, Helios und Mithras beanspruchen alle Yule als ihren Geburtstag.«
    »Klingt einleuchtend. Die Tage fangen an, länger zu werden, und deshalb ist das die Zeit der Wiedergeburt und der Regeneration. «
    »Schon wieder richtig. Also, um es kurz zu machen, heute Abend feiern wir nichts Besonderes. Wir kommen nur zusammen um der Gemeinschaft willen und um dem Gott und der Göttin zu huldigen.«
    Ich dachte an Slidells Berichte der Nachbarn über das Treiben in der Nacht, bevor Jimmy Klapec gefunden wurde.
    »Wie oft kommt ihr zusammen?«
    »Normalerweise am zweiten Dienstag jeden Monats.«
    Funderburke entdeckte Klapecs Leiche am letzten Dienstag.
    »Immer?«
    »Für gewöhnlich.« Sie runzelte die Stirn. » Warum fragst du?«
    »Was ist mit letztem Montag?«
    »Ach ja, natürlich. An diesem Abend gab es ein Vorbereitungstreffen für das Samhain-Fest. Ich habe es vergessen, weil ich nicht dabei war.«
    Vielleicht sagte sie die Wahrheit, vielleicht nicht. Ihrem Gesicht war das nicht anzusehen.
    »War Asa Finney bei diesem Treffen dabei?«
    Sie schaute ins Leere.
    »Nein. Er kommt nur zu sehr wenigen.«
    »Weißt du, wo er war?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hast du versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen?«
    »Ich rief ihn mehrmals an, weil ich wissen wollte, ob er an diesem Abend ins Camp gehen würde.« Sie schaute auf ihre Hände hinunter. »Aber er meldete sich nie.«
    Ich sah, wie das Feuer die Züge ihres Gesichts umgestaltete,
ihre Nase verlängerte und die Höhlungen unter ihren Augen und Wangen vertiefte.
    Sie schaute mir direkt in die Augen.
    »Asa ist unfähig, einem anderen menschlichen Wesen etwas anzutun.«
    »Er ist ein selbst ernannter Hexer.«
    »Und ich eine selbst ernannte Hexe. Das sind wir alle hier.«
    Ich sagte nichts.
    »Asa hat sich Wicca völlig verschrieben und deshalb auch der Hochachtung vor dem Leben. Ich weiß in meinem Herzen, dass er nie jemandem das Leben nehmen könnte.«
    Sie schüttelte frustriert den Kopf.
    »Es gibt so viele falsche Auffassungen über uns. Wir haben zu tun mit Satanismus, Vampirismus, Freimaurerei. Einige behaupten ernsthaft, wir treiben Gruppensex und bringen Menschenopfer dar. Das ist alles völliger, auf Unwissenheit beruhender Blödsinn. «
    Als sie sich mir wieder zuwandte, war ihr Körper angespannt, und im Dunklen ihrer Augen flackerte der Feuerschein.
    »Die Angst vor der Macht der Frauen zieht sich als Subtext durch fast alle heutigen Religionen. Moderne Kirchenlehren sind voll von Geschichten über Sirenen und Hexen und Zauberinnen unter dem Vollmond. Alles männliche Propaganda zur Festigung der eigenen Macht.
    Und das ist bitter, weil prähistorische Artefakte darauf hindeuten, dass die Menschen anfangs einer weiblichen Gottheit huldigten, einer Göttin oder Erdmutter. Hast du die Abbildung über der Hüttentür gesehen?«
    »Sie ist der Venus von Willendorf nachempfunden«, sagte ich und meinte damit eine paläolithische Statuette, die 1908 in Österreich ausgegraben wurde.
    »Natürlich.« Sie lächelte. »Du kennst dich in prähistorischer Archäologie aus. Und du weißt sicher auch, dass die ersten schriftlichen Belege auf eine Anbetung von Göttern und Göttinnen
hindeuten. Und dass diese frühen weiblichen Gottheiten schließlich gegenüber patriarchalischen Sturmgöttern wie Baal, Raman und Yahweh den Kürzeren zogen.«
    Ihr Blick wanderte über mein Gesicht.
    »Wiccaner sind moderne Heiden, die unsere erste Mutter als die Göttin betrachten, die in der Prähistorie angebetet wurde, bevor die männliche Göttermafia daherkam. Wir bemühen uns, den Subtext weiblicher Unterwerfung ins Bewusstsein zu holen und diese Geisteshaltung zu ändern. Wir wollen hier und jetzt eine andere Welt, eine, in der Frauen und Männer gleich sind, in der die Grundannahmen darüber, wer Macht haben sollte und was Wert hat, andere sind.
    Aber wir wollen, dass diese Veränderungen friedlich erreicht werden. Wiccaner ehren das Weibliche, vor allem aber betrachten wir unsere Religion als eine persönliche, positive Feier

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