Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
u!
So, nun die von dir gewünschten News aus der Heimat …:
Ich bin so fett. Dabei ess ich gar nicht mehr als wie immer … ok, is jetzt vielleicht auch nicht sooo megainteressant für dich, geht mir aber im Kopf rum. Hab grad geduscht und beschlossen, ich muss abnehmen!!! Nehm mich beim Wort! Keine Angst, ich will bestimmt nicht so enden wir die Jana mit ihrer Bulimie-Scheiße. Wenn ich die auf ihrem Apfel da rumknabbern sehe … Da werde ich lieber so fett wie die Lisa … lol!
Ich habe halt Schiss, dass das immer so weiter geht. Dass ich immer fetter werde, ohne, dass ich was für kann. Dann hab ich bald Oberschenkel wie Cristiano Ronaldo … Der Unterschied ist nur, bei dem sieht’s geil aus.
Und dann liebt mich Adrian bestimmt nicht mehr. Oh Gott, Stopp, nicht weiterdenken, fang jetzt schon an zu flennen, nur bei dem Gedanken … Oh mann, Mara, jetzt weiß ich echt, was Liebe ist. Alles was vorher war, Kinderkacke. Adrian, das ist ernst. Ich lieb ihn so!!!!!!!!! Ich will ohne ihn nicht mehr leben. Das kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Krass, wie lang wir schon zusammen sind … es sind jetzt 3 Monate, 11 Tage, 5 Stunden und 8 Minuten. Ich kanns immer noch nicht glauben. Der kann doch alle haben und ich bins. Hammer!!!!
Nächstes Jahr, wenn er Abi hat, dann will er sich ne eigene Wohnung besorgen. Und dann zieh ich zu ihm, wenn ich 16 bin. Und da hält mich keiner von ab!!!!! Auch nicht Mom oder Dad!.
Mom ist ständig daheim, seit sie wieder zurück ist. Das nervt. Ich mein, es hat mehr genervt, als sie weg war, aber immer da ist genauso scheiße. Außerdem geht mir ihr ewiges Rumgejogge auf den Sack. Die hat bald einen dünneren Arsch als ich.
Und wie das mit Mom und Dad läuft, ich weiß nicht. Ich jedenfalls will später so nicht mit Adrian leben. Oh Gott, Alter, verschon mich, Horror!!!
Eigentlich ist es mir scheißegal, ob die das noch hinkriegen, oder nicht. Eigentlich aber auch wieder nicht.
Dad mag Adrian nicht. Das merke ich, bin ja nicht blöd. Das ist mir aber auch so was scheißegal!!!!
Ok, Süße, schick mir Pics, wenn du in LA warst. Ilu,
Melina
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6. Kapitel
S pätestens als Günni aus Ober-Hörgern in viel zu enger Hose vehement die Hüfte bewegte und von argentinischer Erotik sprach, wusste ich, dass die Teilnahme am Tango-Kurs der Volkshochschule Nidda ein Fehler gewesen war.
«Lass uns doch mal was zusammen machen», hatte Franziska vor einiger Zeit gesagt. «Nur wir, so als Paar … ein gemeinsames Hobby haben.»
Erst zuckte ich bei dieser Formulierung zusammen, dann aber fand ich die Idee gut. Im Grundsatz jedenfalls. Doch dass Günni aus Ober-Hörgern das gemeinsame Hobby sein soll, finde ich nun doch schwierig.
Mit sechs weiteren Paaren stehen wir etwas verlegen im kleinen Saal des Bürgerhauses herum und folgen den schwülstigen Ausführungen des kompakt gebauten Tango-Lehrers, der mit seinem Versuch, durch Nach-vorne-Gelen der Haare die Glatze zu kaschieren, wie alle Männer vor ihm kläglich scheitern musste.
Günni hat sich die flotte Astrid geschnappt und zerrt sie nun zu Demonstrationszwecken mit riesigen Schritten und laszivem Blick wild durch den Raum. «Damm, ram dam, damm», macht er dazu. Astrid trägt Gymnastikhose, was die Sache nicht besser macht. Nachdem Tango-Günni die erschöpfte Astrid wieder bei ihrem verlegen im Rhythmus mitwippenden Lebenspartner abgestellt hat, macht er uns klar, dass Tango nicht nur ein Tanz ist. «Leeeebensgefühl ist das, ihr könnt das atmen, spüren, fühlen.»
Scheiße, auch das noch.
Ich sehe Franziska aus den Augenwinkeln zu mir rübergrinsen und versuche neutral auszusehen, was mir vermutlich nicht gelingt. Während Günni aus Ober-Hörgern über das Lebensgefühl des Argentiniers an sich referiert, höre ich nur halb zu und denke an das grandiose 4:1 der Nationalmannschaft im Viertelfinale der letzten Weltmeisterschaft gegen eben genau dieses Land. Der Konter von Mesut Özil und Thomas Müller hatte für mich deutlich mehr Erotik als Günnis Hüftschwung oder die Gymnastikhose von Astrid.
«Männer», schmettert der wilde Günni plötzlich, sodass ich kurz zusammenzucke, «ihr tanzt nicht bloß mit eurer Partnerin, neeeeiiiin, sie ist eure Göttin … ihr tragt sie und lasst sie schweben. Feiert sie!»
Geht es nicht auch ein klein wenig darunter?
Kurz danach übe ich mit Franziska wieder die ersten Grundschritte und blicke konzentriert bis verbissen auf den Boden.
«Sei doch nicht so
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