Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
tatsächlich ernst.
«Ja, echt super, danke … äh, du Manfred …»
«Für dich Manni!»
«Ja, also … Manni, du, geh doch mal rüber zu Teichner. Der wollte dir noch ’ne spannende Story aus der Praxis erzählen, die du eins zu eins für dein Buch übernehmen kannst.»
Kreutzer springt begeistert auf, hält sich aber gleich darauf schmerzverzerrt die rechte Hüfte und wechselt humpelnd seinen «Arbeitsplatz». Ich atme tief durch und sehe zufrieden, wie Teichner bei seinen Internetsurfereien gestört wird.
Am Abend stehe ich auf unserer Terrasse und vergesse wieder einmal, das Rauchen aufzugeben. Franziska ist beim «Atmen». Mal wieder ein neuer Kurs. Immer freitags. Inzwischen der vierte, seit sie zurück ist.
«Atmen … tun wir das nicht alle, auch ohne Kurs?», fragte ich sie vorgestern, in einem Tonfall vermutlich irgendwo zwischen naiv und hämisch.
Sie verdrehte nur die Augen und ging weg.
Ich atme nun auch. Allerdings Gift in meine Lungen. Ganz ohne Kurs.
Die andere Hälfte unseres Bad Salzhausener Doppelhauses grillt. Der Rest der Wohngegend auch. Vermutlich grillen alle heute. Ganz Deutschland. Das Wetter befiehlt es. Ich grille nicht. Schon gar nicht, wenn alle anderen es gerade tun.
Auch setzt mich schönes Wetter immer so sehr unter den Zugzwang, draußen sein zu müssen, dass ich mich aus Protest dagegen lieber drinnen aufhalte. So drücke ich schnell die Zigarette in einem Blumenkübel aus; die Anschaffung eines Aschenbechers lohnt sich ja nicht mehr. Schließlich höre ich ja permanent damit auf.
Ich gehe hinein und lege mich aufs Sofa. Berlusconi scheuche ich vom selbigen, da er dort nicht zu liegen hat, auch wenn er es doch immer tut. Ich schalte den Fernseher ein und lasse mir von Ranga Yogeshwar im altklugen Tonfall etwas erklären, was mich nicht interessiert. Ja, ich weiß, Physik kann so spannend sein, soll es aber für mich in diesem Leben nicht mehr werden. Und schon gar nicht mit Hilfe von Ranga Yogeshwar.
«Guten Abend, Herr Bröhmann!» Ich schrecke hoch. Da steht urplötzlich Adrian Albrecht im Wohnzimmer.
«Nabend», murmele ich zurück. Ich richte mich vom Sofa auf, blicke kurz zu ihm, dann aber wieder auf den Fernseher. Adrian setzt sich ungefragt neben mich.
«Ach, der Yogeshwar, der Quoteninder. Nicht schlecht, oder? Wie der immer komplizierte Dinge so einfach erklären kann, dass das auch noch der dümmste Hauptschüler oder Bauarbeiter rafft.»
Dann lacht er dreimal kurz lautlos auf und überprüft mit der linken Hand die Muskulatur seines rechten Bizeps.
«Wo ist Melina?», frage ich ihn.
«Im Bad», antwortet er. Dann zeigt er albern auf seine Uhr, grinst zu mir herüber und sagt: «Frauen halt, ne?»
Oh Gott! Was weißt du Hosenscheißer denn schon von Frauen?
Dann erscheint Melina in der Tür. Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt. Schwarze Schuhe. Wie Adrian. Auch der betont dicke schwarze Lidstrich unter ihren Augen ist neu.
«Wir sind dann weg, ne!», blafft sie mir zu, ohne mich anzusehen.
«Wie weg? Jetzt noch?»
«Hohh, Mann, ich bin kein Baby mehr.»
«Um halb elf bist du wieder da!»
Adrian erhebt sich, reicht mir die Hand, sagt: «Keine Sekunde später bringe ich sie wieder unversehrt hierher zurück.» Dann geht dieses achtzehnjährige Riesenbaby zu meiner Tochter, umfasst ihre Hüfte und nimmt sie wieder ein weiteres Stück von mir weg.
Dem Freund meiner Tochter, den, wie ich hörte, alle nur AA nennen, also nicht AA, wie man zum Stuhlgang von Babys sagt, sondern englisch gesprochen Ey Ey, muss man immerhin eines zugute halten: Er ist Eintracht-Frankfurt-Fan. Und Melina ist nun auch «Fan», obwohl sie sich, bevor sie ihn kennenlernte, einen Dreck um Fußball scherte. Nun will sie sogar am Samstag mit ihm zum Zweitligakracher gegen Erzgebirge Aue ins Stadion gehen. Das Ticket habe ich ihr gerne bezahlt.
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8. Kapitel
K riminaloberrat Onkel Ludwig Körber, mein Patenonkel und direkter Vorgesetzter, möchte es sich nicht nehmen lassen, der Schulkonferenz der Vogelsbergschule beizuwohnen. Ihm sei die Zusammenarbeit von Schule und Polizei schon immer wichtig gewesen, sagt er, als wir gemeinsam in Alsfeld in seinen Dienstwagen steigen, um nach Schotten zu fahren.
Wie immer stellt er sein in den Bordcomputer integriertes Navigationsgerät ein, obwohl wir beide den Weg sehr genau kennen.
«Jetzt hab ich schon mal so ein Ding, da muss es auch genutzt werden», sagt er. Schlappe sieben Minuten fingert er an diversen
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