Der Tod soll auf euch kommen
bitte, was dich zu diesen Anschuldigungen bewegt«, bat Brehon Baithen Fidelma.
»Das mache ich gern. Ich habe zu Beginn von den beiden Schwestern Gobnat und Sárait gesprochen. Sie waren im Charakter grundverschieden, auch wenn sie beide mit Kriegern verheiratet waren. Obwohl Capa mit Gobnat verheiratet war, gelüstete es ihn nach ihrer jüngeren Schwester. Bei Cnoc Áine brachte er Callada dann um. Sárait aber wies ihn weiterhin ab. Da vergewaltigte er sie. Den Rest der Geschichte habe ich schon vorgetragen.«
»Sárait hat nicht nur Della ihr Leid geklagt – ohne Capas Namen zu nennen –, sie beging den Fehler, sich auch ihrer Schwester anzuvertrauen, von der sie sich wahrscheinlich Mitgefühl und Verständnis erhoffte. Gobnat, vor der Capa sich nicht verkneifen konnte damit zu prahlen, wie abhängig Sárait von ihm war, geriet in rasende Wut und faßte den Plan, Sárait zu ermorden und die Tat Della in die Schuhe zu schieben, die sie verabscheute. Der Gegenstand von Capas Eifersucht,Gormán, den Gobnat allerdings für Dellas Liebhaber hielt, würde so auch hineingezogen werden.«
Brehon Baithen rieb sich das Kinn. »Wie bist du darauf gekommen, daß Gormán Dellas Sohn ist?«
»Bei unserer ersten Begegnung erzählte Gormán Eadulf und mir, daß er der Sohn eine Prostituierten sei. Und als ich Della aufsuchte, erwähnte sie zufällig, daß auch sie Mutter sei. Der Zusammenhang war leicht herzustellen. Gormán hatte uns gesagt, daß er annähme, Capa könne ihn nicht leiden, weil seine Mutter eine Prostituierte sei. Das war aber nur die halbe Wahrheit. Capa wußte, daß Sárait Gormán sehr zugetan war, wohingegen sie seine Avancen zurückwies. Deshalb versuchte er den Verdacht zu erwecken, Gormán hätte etwas mit dem Mord an dem Zwerg zu tun. Capa mußte Forindain töten, weil er befürchtete, der Zwerg könnte seine Frau wiedererkennen, deren Gesicht er womöglich im Schein der Laterne vor dem Gasthaus kurz gesehen hatte.«
»Ich begreife nicht, warum Gobnat einen solch teuflischen Plan ausheckte, wo sie doch unzählige Möglichkeiten hatte, ihre Schwester auf andere Art und Weise umzubringen?« überlegte Baithen laut.
»Wie ich schon sagte, sie wollte, daß auch nicht der geringste Verdacht auf sie fiel. Della sollte mit allem belastet werden. Deshalb stahl sie Dellas Umhang, ein ganz besonderes Kleidungsstück. Dann folgte die Scharade mit der Botschaft, die sie zur Burg sandte. Falls jemand sie sehen würde, würde derjenige nicht sie beschreiben, sondern eine Frau in kostbarer Seide. Gobnat kleidete sich immer schlicht.«
»Das ist doch Wahnsinn!« rief Gobnat.
»Warten wir es ab«, erwiderte Brehon Baithen.
Der alte Richter Dathal räusperte sich und stand auf.
»Ich habe mir all diese Beschuldigungen angehört. Wenn ich noch oberster Brehon wäre, würde ich dir und deinem Redefluß jetzt Einhalt gebieten, Fidelma, und den Fall schließen. Es gibt zu viele Mutmaßungen und offene Fragen.«
Es war deutlich, daß Brehon Baithen über das Einschreiten des Alten verärgert war. Doch noch ehe er darauf reagieren konnte, warf Fidelma ein: »Dann laß mich fortfahren, und ich werde all die Fragen ausführlich beantworten.«
»Ja«, sagte Brehon Baithen rasch. »Hören wir weiter, was die erfahrene
dálaigh
zu sagen hat, so wie es üblich ist, wenn ich eine Gerichtsverhandlung leite, Dathal.«
»Wie bei solchen Plänen oft«, sprach Fidelma weiter, »ging auch hier nicht alles glatt. Erstens, Sárait kam mit Alchú im Arm zu ihrer Schwester. Sárait hoffte, wenn sie das Kind bei sich hätte, wäre sie vor Capa sicher. Sie wußte, daß er selbst in seiner lasterhaften Begierde nicht einen Sproß der Eóghanacht etwas tun würde. Er stand meiner Familie eigenartigerweise loyal gegenüber. Gobnat besaß diese Loyalität nicht – nur Haß.
Obwohl Gobnat vorhatte, ihre Schwester mit kühlem Kopf zu ermorden, tat sie es in einem Anfall von Raserei. Das beweist die Anzahl der Messerstiche. Wie sehr sie Sárait gehaßt haben muß! In ihrem Wahn stach sie immer wieder auf sie ein. Zu der Verletzung am Kopf kam es, als Sárait stürzte und dabei gegen einen kleinen Kessel bei der Feuerstelle fiel. Ich bemerkte eine Beule darin, als ich dort war. Ich vermute zumindest, daß es so war. Ich denke, Gobnat ermordete Sárait bei sich zu Hause. Wo sollte Sárait sonst hingegangen sein, wo man sie doch dorthin gebeten hatte? Gobnat hatte vor, die Leiche in der Nähe von Dellas Haus zu verstecken,wo sie zusammen
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