Der Tod soll auf euch kommen
das Wort.
Baithen war ein Mann in mittleren Jahren, aber sein Gesicht wirkte irgendwie alterslos. Seine Haut war jung und makellos, sein Haar schimmerte weizenblond. Er war etwas korpulent und schien eine humorvolle Person zu sein. Seine hellen Augen funkelten, als sei diese Verhandlung ein unterhaltsames Ereignis.
»Diese Anhörung ist gerichtlich, ich werde keine Proteste dulden. Ich werde es auch nicht dulden, wenn jemand das Gesetz, die Vertreter des Gesetzes oder den ernsten Rahmen dieser Verhandlung nicht respektiert.« Allein seine Gesichtszüge widersprachen jenem ernsten Rahmen. »Kommen wir zum Anlaß unseres Hierseins. Fidelma von Cashel wird uns durch die Verhandlung führen.«
Fidelma erhob sich schnell, verneigte sich ehrerbietig vor dem Brehon und ihrem Bruder und wandte sich an die Versammelten.
»Ihr alle wißt, daß meine Amme Sárait und mein Sohn Alchúvor fast zwei Wochen verschwunden sind. Man nahm an, daß Alchú entführt worden ist und Sárait dabei ermordet wurde. Es gingen Gerüchte um, daß die Uí Fidgente damit zu tun hätten. Dem war aber nicht so. Ihr alle kennt Bruder Eadulf, der mein treuer Gefährte und Alchús Vater ist. Er wird nun den ersten Teil des Hergangs darstellen, um zu beweisen, daß unser Kind nicht entführt, sondern durch Zufall mitgenommen wurde. Er wird, wie ich weiß, sich sehr bescheiden geben, aber er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, als er der Spur unseres Kindes bis zu Uamans Turm folgte und es sicher nach Cashel zurückbrachte.«
Sie sah Eadulf an, der verlegen aufstand und rasch erzählte, wie er Alchú gefunden und mit ihm nach Cashel zurückgekehrt war. Fidelma lächelte zufrieden, als in der Halle anerkennendes und bewunderndes Gemurmel aufkam. Als Eadulf wieder Platz nahm, ergriff sie erneut das Wort.
»Sollten einige Punkte in der Schilderung angezweifelt werden, können die hier anwesenden Zeugen alles bestätigen«, verkündete sie, an Brehon Baithen gewandt. »Gormán und Bruder Basil Nestorios befinden sich hier. Auch der Kräutersammler und seine Frau und der Schäfer Nessán mit seiner Frau sind anwesend. Alle werden Eadulfs Aussagen bestätigen.«
Brehon Baithen fragte, ob jemand Eadulfs Bericht anzweifeln würde, doch als sich niemand meldete, gab er Fidelma das Zeichen, weiterzumachen.
»Nun, alle, die diesen Ausführungen gefolgt sind, werden gemerkt haben, daß eine Sache im dunkeln geblieben ist. Wenn Alchú gar nicht entführt wurde und Sárait nicht deswegen aus der Burg gelockt worden ist, dann zielte der Anschlag ganz offensichtlich auf sie. Sie war das Opfer. Derinfame Plan sah vor, sie zu töten. Warum das so ist und wer dahintersteckt, das sind die Fragen, die wir heute beantworten wollen.«
Sie hielt inne und ließ ihren Blick über die erwartungsvollen Gesichter vor ihr schweifen.
»Das einfachste ist wohl, wenn ich hier von Anfang an die traurige Geschichte zweier Schwestern erzähle. Sie heißen Gobnat und Sárait. Sárait war die jüngere der beiden. Beide hatten Krieger der Leibgarde des Königs von Cashel geheiratet. Wie ihr alle wißt, heiratete die eine Capa, den jetzigen Befehlshaber der Leibgarde. Die andere heiratete Callada, der bei Cnoc Áine fiel. Es gab aber jemanden, der eifersüchtig auf Sáraits Ehe mit Callada war, weil er sie selbst begehrte. Sie lehnte seine Annäherungsversuche jedoch ab, denn sie war mit Callada glücklich.«
Gormán stöhnte auf und beugte sich vor, Della legte eine Hand auf seinen Arm.
»Ich habe sie geliebt«, murmelte der junge Krieger hörbar für alle in der Halle.
Fidelma sah ihn ausdruckslos an. »Wie du mir schon bei unserer ersten Unterredung erklärt hast und später auch gegenüber Eadulf wiederholtest.« Sie schwieg kurz und wandte sich wieder an das gesamte Publikum. »Der Krieger, der Sárait begehrte, hegte bald so großen Haß gegen Callada, daß er vor nichts zurückschreckte. Dann kam der Tag, an dem er in der Schlacht von Cnoc Áine die Gelegenheit beim Schopfe packte und seinen Rivalen tötete. Gerüchte machten die Runde, so wie immer. Gerüchte, daß Callada von einem Mann aus den eigenen Reihen ermordet worden sei. Ich muß nicht so berühmte Krieger wie Cathalán herbeizitieren, um die Geschichte bestätigen zu lassen, oder gar Capa, der dieTruppe befehligte, in der Callada damals gekämpft hat. Gormán befand sich in dieser Truppe. Caol ebenso. Auch viele andere, die bei Cnoc Áine dabei waren, wie Ferloga und Conchoille. Niemand wird die Gerüchte leugnen
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