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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Die Atmosphäre wurde immer
gespannter. Mike English ging zur Haustür hinaus und blieb etwa zehn Minuten
verschwunden, während wir übrigen uns schweigend anstarrten.
    Dann kehrte Mike zurück und
nahm lässig sein Glas in die Hand.
    »Es ist fünf Minuten vor vier«,
sagte Romayne heiser. »Wie steht es, Mike?«
    »Beruhige dich«, erwiderte
English. »Ich habe eben draußen nachgesehen. Alles ist ruhig. Benny steht noch
immer vor der Tür, und Joe paßt hinten auf, es kann also niemand ins Haus.«
    »Vielleicht braucht derjenige
gar nicht hereinzukommen«, sagte Romayne. »Vielleicht ist er schon drinnen!«
    »Vielleicht«, nickte Mike.
»Aber auch dafür ist gesorgt.« Er schob die Hand unter das Jackett und brachte
eine Pistole zum Vorschein. »Eddie, du stellst dich an die hintere Wand, so
kannst du alle im Auge behalten. Und wenn sich jemand rührt, gib’s ihm. Ich
bleibe hier und mache es genauso.«
    »Okay«, brummte Eddie und ging
mit der Pistole in der Hand durchs Zimmer, um seinen Standort einzunehmen.
    »Einen Augenblick bitte«, sagte
Bubbles, während sie schnell aufstand. »Wenn sich Ray in irgendeiner Gefahr
befindet, will ich neben ihm sein.«
    »Sie bleiben, wo Sie sind,
meine Liebe«, entschied Mike. »Wir wollen kein Risiko eingehen — auch nicht mit
einer Ehefrau.«
    »Was!« Ein häßlicher Ausdruck
huschte über Bubbles’ Gesicht. »Das soll wohl ein schlechter Witz sein, Mike
English! Falls Sie die Stirn haben sollten, mir zu unterstellen, daß ich...«
    Das plötzliche schrille Läuten
des Telefons schnitt ihr wie ein Messer das Wort im Munde ab. Ich fuhr vor
Schreck fast aus der Haut oder jedenfalls aus meinem gelben Chiffonkleid.
Raymond Romayne starrte mit grauem Gesicht auf den Apparat.
    »Jeder bleibt, wo er ist«,
sagte Mike scharf. »Ich gehe ran.«
    Er ging zu dem kleinen Tisch
hinüber, auf dem das Telefon stand, und nahm den Hörer ab. »Ja?« meldete er
sich ruhig und horchte dann einen Augenblick. »Nein, hier ist Mike English...
Wer ist da?...Okay, bleiben Sie bitte am Apparat.«
    Er legte den Hörer auf den
Tisch und ging zu Romayne. »Es ist diese Dolores«, sagte er. »Sie will mit dir
sprechen, Ray.«
    Romayne zögerte kurz und sagte
dann: »Sag ihr, ich bin nicht da, Mike.«
    »Warum willst du nicht mit ihr
sprechen, Ray?« Mike zuckte die Achseln. »Vielleicht ruft sie an, um dir zu
sagen, daß die ganze Sache ein Witz war, wie Barry meint. Ich behalte die
anderen im Auge, während du sprichst — sie wird ja wohl kaum durch die
Telefonleitung schießen.«
    »Hör bloß auf, witzig zu sein!«
fauchte Romayne und machte dann vier schnelle Schritte auf den Telefonapparat
zu.
    »Hier spricht Raymond Romayne«,
sagte er mit bebender Stimme. »Was haben Sie eigentlich mit mir vor, daß Sie
einen derartigen Zirkus veranstalten? Wenn Sie glauben, Sie können...«
    In diesem Augenblick ging das
Licht aus, so daß der Raum plötzlich in völligem Dunkel lag. Sekunden später
ertönte ein durchdringender Schrei, gefolgt von einem dumpfen Aufprall, der
klang, als sei ein Körper zu Boden gefallen.
    Mike fluchte laut, und dann
schrie er, er würde jeden erschießen, der sich von der Stelle rührte, was
direkt ein Witz war, weil er nicht einmal die Hand vor Augen, geschweige denn
einen von uns erkennen konnte. Es verging etwa eine halbe Minute, dann brannte
das Licht wieder mit so blendender Helligkeit, daß ich erst ein paarmal
blinzeln mußte, ehe ich sehen konnte.
    Der Telefonhörer hing an der
Schnur herab und pendelte leicht etwa fünfzehn Zentimeter über dem Kopf Raymond
Romaynes, der ausgestreckt auf dem Rücken lag, ein Messer in der Brust. Ich
sah, wie sich der rote Fleck auf seiner Jacke schnell ausbreitete, und fühlte,
wie mir schlecht wurde. Dicht neben ihm, nur wenige Zentimeter entfernt, lag
Bubbles, das Gesicht zur Erde, ebenfalls auf dem Teppich. Ich dachte schon an
einen Doppelmord, aber ich konnte kein Messer aus ihrem Rücken ragen sehen.
    Mike English stand regungslos,
kalkweiß im Gesicht, und bewegte lautlos die Lippen. Abigail und Sam saßen
vorgebeugt und starrten auf Romaynes Leiche. Ich hörte Schritte und sah über
die Schulter, wie Eddie mit zusammengepreßtem Mund durch das Zimmer kam. Er
steckte seine Pistole weg.
    Bubbles stöhnte leise und hob
den Kopf, so daß sie Mike ansah.
    »Was ist passiert?« fragte sie
mit undeutlicher Stimme. »Als das Licht ausging, wollte ich zu Ray, aber bevor
ich ihn erreichen konnte, schlug mir jemand über den Kopf.

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