Der Tod steht ins Haus

Gelegenheit zu töten, was sie auch tut. Nur eins läuft schief bei
Eddies Plan: Ray bittet mich, herüberzukommen — und ich habe Rays Bitte
erfüllt.«
    »Ihre Geschichte hat doch
lauter Löcher«, schnaubte Sam verächtlich. »Woher sollte Eddie denn wissen, daß
in meiner Show eine Drohung gegen Romayne geäußert werden würde? Oder gehörte
Dolores auch zu seinen Mädchen?«
    »Ich habe ihn bis nach der
Fernsehshow und der Ermordung Mr. Romaynes noch nie im Leben gesehen«, sagte
Dolores leise. »Erst als ich dieses Zimmer betrat.«
    »Was sagen Sie dazu?« fragte
Sam triumphierend.
    »Okay«, sagte Mike leise. »Wir
werden die Wahrheit herausfinden.«
    Er ging langsam durch das
Zimmer, bis er direkt vor Dolores stand. Sie blickte ihn kurz an und wandte
dann schnell den Kopf ab.
    »Erzählen Sie uns die Wahrheit
über diese Prophezeiung«, schnarrte Mike. »Oder möchten Sie lieber als
Helfershelferin vor Gericht gestellt werden?«
    »Nein«, sagte sie schwach.
    »Können Sie wirklich vorhersagen,
was in der Zukunft geschehen wird?« fragte Mike.
    »Natürlich nicht«, erwiderte
Dolores kaum hörbar. »Das kann niemand.«
    »Warum haben Sie dann Romaynes
Ermordung vorausgesagt?«
    »Ich bin Schauspielerin«,
murmelte sie, »keine besonders gute. Ich wollte in die Sam-Barry-Show, weil ich
mir davon andere Engagements erhoffte. Ich versuchte, so sexy wie möglich
auszusehen, erzählte Barry etwas von freier Liebe und wurde genommen. Am Tag
vor der Show rief ein Mann bei mir an, der seinen Namen nicht nennen wollte.
Ich konnte seine Stimme nicht identifizieren. Er sagte, er wisse von meinem
Auftritt in der Show, und fragte mich, ob ich mir tausend Dollar nebenbei
verdienen wolle. Nun, Geld kann ich immer gebrauchen, und so sagte ich,
vielleicht, es käme darauf an, was ich dafür tun solle.«
    »Erzählen Sie weiter«, drängte
Mike.
    »Er wollte einem seiner Freunde
einen Streich spielen.« Dolores starrte, während sie sprach, beharrlich auf
ihre Füße. »Ich sollte so tun, als könne ich in die Zukunft sehen und den Tod
dieses Freundes Vorhersagen. Ich sagte ihm, daß mir die Sache nicht gefiele,
aber er beruhigte mich, es sei wirklich nur ein Spaß, und wenn ich einen
Zeitpunkt kurz nach Beendigung der Show voraussagte, könne es ja nicht lange
dauern, bis sich die Prophezeiung sowieso als falsch erweisen würde.«
    Sie hielt einen Augenblick inne
und sah mit flehendem Gesichtsausdruck zu Mike empor. »Ich brauche wohl nicht
alle Einzelheiten noch einmal zu erzählen — jedenfalls habe ich während der
Show Mr. Romaynes Tod prophezeit, Wort für Wort, wie der Mann am Telefon es mir
gesagt hatte. Die tausend Dollar wurden mir am Nachmittag vor der Show durch
einen Botendienst in einem unbeschriebenen, versiegelten Umschlag in die
Wohnung gebracht. Das ist alles.« Sie schauderte zusammen. »Wenn ich geahnt
hätte, daß Mr. Romayne wirklich ermordet werden würde, wäre ich niemals...«
    »Natürlich, natürlich!« Mike
tätschelte ihr abwesend die Schulter. »Noch eine Frage. Diese Stimme am Telefon
— glauben Sie, daß Sie sie jetzt identifizieren könnten?«
    »Ich könnte es nicht
beschwören.« Ihre Stimme versagte fast. »Aber als ich Mr. Howards Stimme zum
erstenmal hörte, war ich fast überzeugt, es sei die gleiche gewesen — eine
angenehm kultivierte Baßstimme.«
    »Was ist denn das für ein
mieser Trick?« sagte Eddie heftig. »Laß mich die Dame mal zwischen die Finger
bekommen, dann werde ich die echte Wahrheit schon aus ihr heraus...«
    »Immer mit der Ruhe,
Freundchen.« Benny stieß ihm die Pistole in den Rücken. »Du bleibst, wo du
bist.«
    »Es war Eddie«, sagte Mike
sanft, »der diesen Zauber mit dem Zeitungsausschnitt inszenierte, um
sicherzugehen, daß Ray sich die Fernsehshow ansah. Eddie, der Romayne
veranlaßte, seine Partnerin als Detektivin zu engagieren, und tausend Dollar
investierte, um die Mordprophezeiung über die Bühne gehen zu lassen und den
Mord ausführen zu können.« Er starrte Sam einen Augenblick an. »Der Rest ist
Ihnen bekannt. Sie waren selbst dabei.«
    »Einen Punkt hast du
vergessen«, mischte sich Eddie ein. »Was ist mit dem Licht? Es ging nicht nur
das Licht im Zimmer aus, sondern im ganzen Haus. Der Sicherungskasten befindet
sich außerhalb des Hauses an einer Wand in der Garage. Für was haltet ihr mich
— einen Zwilling? Einer von mir bleibt hier im Zimmer, bis das Licht ausgeht,
während der andere hinausrast, um die Sicherungen